FC Bayern in der Einzelkritik:Fast alles Heilige

Robert Lewandowski avanciert zum bayerischen Torheiligen. Außerdem in der Auswahl: ein schwächelnder Xabi Alonso als Aufbauheiliger und Manuel Neuer als Säulenheiliger. Das Spiel aber dreht Franck Ribéry. Der FC Bayern gegen den BVB in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

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Manuel Neuer

Borussia Dortmund's Reus scores past Bayern Munich's Benatia in Bundesliga soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

Längst in den Heiligenstand der Torhüter erhoben. Was an Allerheiligen bedeutet, dass ihm der Gegner huldigen sollte. Tat dieser aber nicht. Marco Reus, künftiger möglicher wahrscheinlicher Mitspieler köpfelte ihm das dritte Mal in dieser Saison einen Ball ins Tor. Frechheit! Schon vorher hatte es Mkhitaryan gewagt, es ernsthaft zu versuchen. Und gegen Aubameyang musste er gar in letzter Instanz retten. Angesichts des Dortmunder Pressings musste er häufig im Aufbau aushelfen, was Manu, dem Libero, bekanntlich nicht schwer fällt. Stand nach der Pause auf dem gewohnten Beobachtungsposten. Wie ein Säulenheiliger.

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Medhi Benatia

FC Bayern München - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Sagt von sich selbst, dass er eklig im Zweikampf sei. Das stimmte auch diesmal wieder hier und da, beim 0:1 lief er allerdings recht uneklig Marco Reus hinterher und konnte dessen Kopfball nicht verhindern. Offenbarte Schwächen im Aufbauspiel, weshalb ihn die Dortmunder bei ihrem Pressing ständig als einzigen frei stehen ließen. An so ein BVB-Pressing muss man sich auch erst mal gewöhnen. Gewann dafür nach Ecken gleich mehrere Kopfballduelle, brachte es nach 64 Minuten fertig, den Ball aus fünf Metern Entfernung daneben zu setzen. Wagte sich nach der Pause sogar mit nach vorne und brachte durchaus Konstruktives zustande.

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Jérôme Boateng

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Quelle: AFP

Die Münchner Polizei hatte ein Hochsicherheitsspiel ausgerufen und 400 Beamte in den Dienst beordert. Bei Trainer Pep Guardiola reicht es normalerweise, den Sicherheitsbeamten Jérôme in den Dienst zu schicken. Der hatte die gegnerische Offensive zuletzt meist allein erledigt. Diesmal sah sich auch er ungewöhnlichem Druck ausgesetzt. Die Flanke zum 0:1 segelte gemeinerweise über den Sicherheitsdienst hinweg, hinter Boateng fiel das Tor. Chipte in der ersten Halbzeit einmal einen Pass herrlich über die BVB-Abwehr, doch Müller vergab. Gab nach der Pause wieder den Ober-Sicherheitsbeamten.

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David Alaba

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Quelle: AFP

War gerade zum zweiten Mal Österreichs Sportler des Jahres geworden. Und wer die Skifahrer in seinem Land kennt, der weiß, wie gut Alaba Fußball spielt. Ist im Grunde als Verteidiger verschenkt, hat seit 88 Bundesliga-Spielen keine gelbe Karte gesehen, was natürlich ein Rekord ist. Wenn er aus seiner Abwehrposition den Ball nach vorne trieb, wurde es jedes Mal gefährlich.

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Xabi Alonso

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Quelle: AP

Wird sich gewundert haben, dass in Deutschland ein Spiel als Clásico betitelt wird, in dem der Erste gegen den zu Spielbeginn 16. antritt. Das sollten sich die Spanier mal vorstellen. Wird sich noch mehr gewundert haben, dass er der am engsten gedeckte Spieler auf dem Platz war. Erhielt persönlichen Geleitschutz von Shinji Kagawa, was ihm überhaupt nicht bekam. Nur 34 Pässe spielte er in der ersten Halbzeit, das schaffte er zuletzt in zehn Minuten. Und davon waren die wenigsten wirkungsvoll. Ohne den Aufbauheiligen Xabi Alonso stockte das Münchner Spiel erheblich. Weil Kagawa nach der Pause nachließ, durfte Alonso wieder in Ruhe passen und die Münchner entwickelten die gewohnte Überlegenheit.

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Philipp Lahm

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Guardiola hat für seinen Kapitän extra die Position des Rechtsverteidigers abgeschafft, weshalb Lahm nun debattenlos im Mittelfeld spielen kann. Weiß aber schon, wo er herkommt, weshalb er gerne mit Arjen Robben rechts vorne hin- und herkombinierte. Die erste Chance legte er mit der Hacke vor. Kam in der ersten Halbzeit wie seine Kollegen nicht so gut zurecht mit der Dortmunder Offensivdeckung. Aber was heißt schon "nicht so gut", wenn es um Philipp Lahm geht. Immer noch gut genug, um der eigenen Mannschaft zu einer Dominanz zu verhelfen.

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Mario Götze

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Quelle: AP

Schwächster Auftritt seit dem 13. Juli. Seit dem 1:0 in Rio war da ein anderer Mario Götze auf dem Platz gestanden, selbstbewusst, stark, mit einzigartigen Fähigkeiten. Doch seine ehemaligen Mitspieler verstanden es, ihn auf Vor-Rio-Niveau zu drücken. War kaum zu sehen und wenn dann mit Fehlpässen oder verlorenen Zweikämpfen. Auch Pep Guardiola sah das und wechselte ihn zu Recht aus.

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Juan Bernat

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Wird bereits als bester Einkauf der vergangenen Wechselperiode gehandelt. Weltweit. Zumindest im Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Kostete nur zehn Millionen Euro, was etwa ein Achtel James Rodriguez wäre. Begann die Partie allerdings mit höchstens einem Achtel seiner zuletzt gezeigten Leistungen. Stand oft verloren am linken Spielfeldrand und hätte sich mit seinem Trainer darüber unterhalten können, wie es sein könne, dass der deutsche Clásico ein Spiel Erster gegen 16. ist.

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Arjen Robben

Arjen Robben

Quelle: AP

Erster Schuss, Torwart Weidenfeller lenkte den Ball an die Latte. Nach 40 Minuten stand er völlig frei, erlaubte nach mehreren Schlenkern aber Sven Bender, noch das lange Bein in die Schussbahn zu halten. Robben hatte zuletzt wegen eines eingeklemmten Nervs im Oberschenkel gefehlt. Dieser Nerv trug keine Schuld am ersten Münchner Pausenrückstand der Saison, denn Robben flitzte und werkelte und passte wie eh und je auf der rechten Seite. Wegen ihm und Lahm war das Bayern-Spiel sehr rechtslastig. Nahm sich den Ball zum Elfmeter, obwohl er gegen Dortmund schon schlechte Elfmeter-Erfahrungen gemacht hatte. Traf sicher zum 2:1.

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Thomas Müller

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Adam Pretty/Getty Images

Schaut wirklich nicht so aus, wie man sich gemeinhin eine Hexe vorstellt. Nicht einmal im Dirndl (zu sehen im neuen WM-Film "Die Mannschaft"). Muss dennoch weiterhin als Schrecken aller Verteidiger gelten. War ein ständiger Derwisch auf der Suche nach dem Fitzelchen Raum und Zeit. Und selbst ohne Raum und Zeit ein Phänomen. Wie er nach 35 Minuten mit dem Hinterkopf den Ball genau unter die Latte lenkte (Weidenfeller hielt mit Müh und Not), das hätte nicht mal Uwe Seeler geschafft. Konnte den Ball allerdings nicht ins Tor hexen, weshalb die Dortmunder einige Zeit führten.

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Robert Lewandowski

Bayern München - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Ist in Polen eine Art Fußball-Heiliger, einziger Profi auf Weltklasse-Niveau. Musste aber anerkennen, dass seine alten Kollegen aus Dortmund selbst an einem 1. November recht respektlos daherkamen. Hatte in der ersten Halbzeit kaum eine Szene in der Offensive. War dafür sehr beschäftigt, Mats Hummels im Aufbauspiel zu stören. Diese Aufgabe entfiel nach dem Wechsel, weil Hummels ausschied. Nutzte die neue Freiheit gleich zu einer riesengroßen Chance, Schoss allerdings den Ball aus fünf Metern Entfernung völlig freistehend an Weidenfellers Fuß. Dafür schoss er nach 71 Minuten den Ball schnörkellos aus 20 Metern ins Tor. War damit der bayerische Torheilige des Tages. Ließ sich bei seiner Auswechslung von den Münchner Fans feiern.

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Franck Ribéry

FC Bayern München - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Kam nach 69 Minuten auf das Feld. Und war sicherlich froh, nicht sogleich wie zuletzt in Hamburg von einem wild gewordenen Fan mit dem Schal angegriffen zu werden. Wurde stattdessen von eigenen Fans mit Sprechchören gefeiert. Leitete zum Dank mit einem Höllentempodribbling sofort den Ausgleich ein. Und legte sich dann im Arm-in-Arm-Zweikampf gegen Subotic effektiv auf den Rasen - Elfmeter. Ribéry drehte das Spiel für Bayern.

© Süddeutsche.de
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