FC Bayern in der Einzelkritik:Robben schießt sogar mit rechts

Der Niederländer wirkt wie ein zufriedener Kapitän auf der Brücke, Joshua Kimmich zofft sich wie ein Raufbold auf Landgang. Die Seemänner des FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp, Lissabon

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Manuel Neuer

Champions League - Group Stage - Group E - Benfica v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Ist ein Torwart, der mindestens so gerne auf Entdeckungsreisen (Algerien!) geht wie der alte Seefahrer Vasco da Gama - und begann das Spiel standesgemäß am Mittelkreis stehend. Bolzte fröhlich Bälle hinten raus, weil er immer wieder als letzter Außenposten hinten drin gefragt war. Machte bei Salvios Flachschuss gerade noch die Schotten dicht und boxte einen Kopfball von Ruben Dias über die Latte. Hat an diesem Abend etwas Seltenes wieder entdeckt: Bekam endlich mal wieder was zu tun. Wann gab es das zuletzt? Zu Zeiten des alten da Gama?

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Joshua Kimmich

Benfica Lissabon - Bayern München

Quelle: dpa

Braucht noch ein paar Seemeilen, bis er Vasco da Gama eingeholt hat. Spielte wieder als Rechtsverteidiger, ist nach eigener Ansicht aber auch ein prächtiger Mittelfeldspieler und würde gerne von dieser Position aus die Welt erobern. Leitete das 1:0 mit der Übersicht eines alten Seebären ein, zoffte sich wie ein Raufbold auf Landgang mit dem Schiedsrichter und sah Gelb. Immer um Spielkultur bemüht, leider manchmal auch etwas zu verschnörkelt, wenn eher Brachiales gefragt war. Ist aber ganz bestimmt ein besserer Rechtsverteidiger als alle portugiesischen Seefahrer zusammen.

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Jérôme Boateng

Benfica Lissabon - Bayern München

Quelle: dpa

Trägt gerne flippige Sonnenbrillen und will sich diese laut SZ-Interview unter keinen Umständen verbieten lassen. Erlebte einen Abend voller Coolness, an dem er hinten einige Brenzligkeiten wegschrubbte. Humpelte zur Pause, kam aber genesen zurück und beendete die Partie ohne Schiffbruch.

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Mats Hummels

Benfica Lissabon - Bayern München

Quelle: dpa

Trägt aktuell einen markanten Seefahrerbart, mit dem er bei Vasco da Gama sicher einen der vorderen Plätze am Portweinfass bekommen hätte. Hatte im Stadion des Lichts erhellende Momente (Grätschen), aber auch dunklere (Querschläger vor dem Sechzehner). Gönnte sich Ausflüge bis an den gegnerischen Strafraum, spielte hinten Doppelpässe mit Neuer, wirkte nach hinten aber nicht immer ganz sicher. Wird deswegen trotzdem nicht den Fado kriegen.

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David Alaba

-

Quelle: AFP

Trägt auch gerne Sonnenbrillen, nur interessiert das bei ihm erstaunlicherweise keinen. Beim Führungstreffer schmiss er den Außenborder an und hinterlief seinen Spezi Ribéry so formschön, dass man ein Lehrvideo daraus drehen konnte, inklusive Pass in den sogenannten "Rücken der Abwehr". Danach nicht mehr so auffällig, aber stets Herr der Lage und immer um Direktheit bemüht. Als Österreicher eh ein urleiwander Seemann.

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Javi Martínez

Champions League - Group Stage - Group E - Benfica v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Als sogenannter Wellenbrecher am Atlantik bestens aufgehoben, schließlich weht an der Costa da Caparica auch manchmal der Wind. Leider wogte das Spiel zunächst ein wenig an ihm vorbei, so dass in der Mitte immer wieder Löcher von der Größe des Marianengrabens entstanden. Nach der Pause sicherer und in gewohnter Manier Herr der Lüfte und fast aller Angriffsstürme Benficas.

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Renato Sanches

SL Benfica v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Group E

Quelle: Getty Images

Mit tosendem Applaus in seinem Stadion empfangen. Sein Startelf-Einsatz bot die größte Homecoming-Story seit Vasco da Gamas Rückkehr von der Indien-Seeroute. Blies schon bei der Champions-League-Hymne vor Stolz die Backen auf und fand dann die richtige Temperatur für dieses Spiel. Beim ersten Treffer mit feiner Verlagerung beteiligt und in einigen Aktionen reifer als bei seinem letzten Pflichtspiel als Münchner am 6. Mai 2017. Und siehe da: beim 2:0 erneut selbst als Antreiber und dann als Torschütze in Aktion. Ein erhebender Moment, den selbst die Benfica-Anhänger mit Feingespür zelebrierten. Das ganze Stadion applaudierte, Sanches selbst hob die Hände zum Dank. Er weinte vor lauter Saudade.

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James Rodriguez

Benfica Lissabon - Bayern München

Quelle: dpa

Bekam keinen tosenden Applaus, spielte schließlich mal beim großen Benfica-Rivalen FC Porto. Schlug eine Ecke, die hereinsegelte wie der Kanonenball eines Piratenschiffs. Schlug einige Fehlpässe, die ihm sonst nicht passieren und hinterließ einen etwas schlaffen Eindruck. Agierte bis auf seine Zuckerflanke zum 2:0 ein wenig pomadig, wie das in der Fachsprache heißt. Wobei man auch sagen muss: Er war tatsächlich der gegelteste Mann auf dem Platz. Ging unter tosenden Pfiffen vom Feld. Ist halt nicht ganz so beliebt in Lissabon wie Renato Sanches.

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Franck Ribéry

Champions League - Group Stage - Group E - Benfica v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Benutzt nie Gel, wo kämen wir denn da hin bei seiner Meckifrisur? Stammt aus Boulogne-sur-Mer, was nach Meer klingt, aber "nur" am Ärmelkanal liegt. Taugt trotzdem als Seefahrer, schließlich kann er anderen Knoten in die Beine dribbeln, wie sein Sprint vor dem 1:0 belegte. Bog einige Male auf die Ribéry-Route ein, jene Läufe über die linke Seite, die beim Gegner Schwindelgefühle hervorrufen. Lebendiger Auftritt für einen 35-jährigen Grandseigneur. Durfte dann vorzeitig in die Kajüte.

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Arjen Robben

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Quelle: AFP

Hat ebenso schon alle Weltmeere und Klippen umkurvt und dabei mehr Haken geschlagen als der alte Magellan durch die Magellanstraße. Bekam von der Benfica-Defensive so viel Raum wie ein Dreimaster im offenen Ozean und quälte die Portugiesen mit ständiger Torgefahr. Schoss irgendwann sogar mit rechts (!) aufs Tor und wirkte wie einer, der das Ruder ganz alleine rumreißen will. Fuhr danach die Schlagzahl herunter und beendete das Spiel wie ein zufriedener Kapitän auf der Brücke.

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Robert Lewandowski

Benfica Lissabon - Bayern München

Quelle: dpa

Gab die bayerische Gallionsfigur vorne drin, wo ihm das Spiel mit heftigen Wellen entgegen schlug. Befreite sich seinen breiten Schultern und beschäftigte die Herren Jardel und Ruben Dias so lange, bis sie ihn gewähren ließen. Beim 1:0 mit einer Bewegung, die man so kaum lernen kann. Purer Stürmer-Instinkt in Sekundenschnelle. Hatte durchaus seine Aktionen, verteilte Bälle und arbeitete sich hinein in diesen beschwingten Abend am Atlantik.

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Einwechselspieler

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Quelle: AP

Serge Gnabry: Kam als erster Hilfsmatrose für Ribery hinein, als es schon 2:0 stand. Verdiente sich mit ein paar Sprints auch noch ein Glas Alentejo-Rotwein.

Leon Goretzka: Stammt aus dem bekannten Seefahrergebiet Ruhrpott und durfte folgerichtig auch noch ein wenig mitsegeln am Tejo-Fluss.

Thomas Müller: War auch noch kurz dabei. Hat sich mindestens einen Pastel de Nata verdient.

© Sz.de/ebc
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