FC Bayern in der Einzelkritik:Ein Retter namens Zirkzee

Der 18-Jährige kaschiert die zahlreichen Fehler seiner Kollegen, Thiago sehnt sich nach Hilfe und Serge Gnabry wirft sich mit aller Kraft in den Saisonschlussspurt. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

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Manuel Neuer

SC Freiburg - Bayern München

Quelle: dpa

Flog häufiger durch die Freibuger Luft, als ihm das lieb sein konnte. In der ersten Halbzeit mit einer Parade von gehobener Qualität bei einem Schuss von Lucas Höler. Beim Tor von Vincenzo Grifo schuldlos, in zahlreichen Situationen nach dem Gegentor souverän und zur Stelle - womit er sich von diversen Teamkollegen unterschied. Rief nach dem Spiel seine Mannschaft zusammen und schwor sie nach dem Last-Minute-Sieg ein. Sprach als Kapitän da vermutlich mehr über Moral als über Stellungsspiel.

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Alphonso Davies

-

Quelle: AFP

Wenn die ganze Mannschaft nach einem Tor nicht zum Schützen, sondern zum Vorbereiter rennt, dann war die Vorlage in der Regel nicht so schlecht. Und das war passiert: Alphonso Davies rauschte wie ein kanadischer Nordwind durch Freiburg, Nicolas Höfler grätschte ins Leere, wie das so ist, wenn man den Wind einfangen will. Davies legte im höchsten Tempo sauber quer und Lewandowski musste nur noch in die Flanke springen.

Stand in Freiburg zum zwölften Mal nacheinander in der Bayern-Startelf und selten hat ein 19-Jähriger das Vertrauen so sehr bestätigt. Dass er erst 19 ist, merkte man dann später im Spiel, als Freiburg aufdrehte. Ließ sich einmal von Janik Haberer bös verladen, was zur besten Freiburger Chance in Halbzeit eins führte. In der Freiburger Drangphase nach der Pause nicht immer standfest im Zweikampf. Bei der Ursachenforschung dieses Einbruchs aber nicht erster Ansprechpartner.

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Benjamin Pavard

Sport-Club Freiburg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Wurde unter anderem gekauft, weil er Rechts- und Innenverteidiger spielen kann. Und weil er Weltmeister ist. Spielte gegen Freiburg wieder im Zentrum, weil Hansi Flick eine seeeehr offensive Aufstellung wählte und - aus Gründen - nicht mehr das volle Vertrauen in die Tempohärte von Boateng/Martinez hat. Pavard ist jünger, schneller - aber auch nicht in der Lage, einer schwimmenden Bayern-Abwehr den Rettungsring zuzuwerfen. Verhinderte vermutlich das Freiburger 2:1 entscheidend, weil er Höfler in Minute 86 in letzter Sekunde den Ball vom Fuß spitzelte.

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David Alaba

Bundesliga - SC Freiburg v Bayern Munich

Quelle: Reuters

Startete das Spiel mit einem Super-Pass durch ganz Freiburg auf Philippe Coutinho. Dessen Lupfer kratzte Manuel Gulde von der Linie. Wird ja so langsam zum Routinier, half Alphonso Davies mehrmals durch kluges Stellungsspiel. War nicht Schuld am bajuwarischen Fast-Zusammenbruch in Halbzeit zwei - man hatte eher den Eindruck, dass er ausbaden musste, was seine Vorderleute verbockten.

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Joshua Kimmich

Sport-Club Freiburg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Auf dem Papier Rechtsverteidiger, auf dem Feld eher Außenstürmer. Spielt immer mit vollem Risiko und stand so weit vorne, dass Serge Gnabry für ihn öfter den Weg nach hinten machen musste. In der ersten Halbzeit führte das noch zu einer gewissen Offensivpower, in der zweiten Halbzeit verlor er zunehmend das Gefühl für die richtige Position. Verlor beim Freiburger Tor Vincenzo Grifo sträflich aus den Augen, auch sonst für einen Spieler mit seinem Anspruch in zu vielen Zweikämpfen unglücklich und zu oft falsch postiert. Vielleicht packt er die ständigen Wechsel zwischen den Positionen doch nicht ohne Qualitätseinbußen.

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Thiago

Sport-Club Freiburg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Es war von Anfang an klar, dass das ein schweres Spiel für ihn wird. Allein im defensiven Mittelfeld, vor sich die ultraoffensiven Coutinho und Müller, rechts hinter sich den ultraoffensiven Kimmich - da darf man sich keinen Fehler erlauben. Aber Thiago leistet sich im Moment den ein oder anderen Aussetzer, allein neun Fehlpässe in der ersten Halbzeit, die meist zu guten Freiburger Gegenstößen führten. Flehte in den Minuten 45 bis 64 quasi um Hilfe. Da wurde die erste bayerische Pressinglinie ständig überspielt und Thiago stand allein im Freiburger Sturm. Dann kam endlich Javi Martinez an seine Seite. Danach wurde es ein bisschen besser.

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Ivan Perisic

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Quelle: AFP

Hatte am Gegentor seinen Anteil. Ging in guter Position allenfalls halbherzig in den Zweikampf mit Kwon Chang-hoon, der den Angriff dann entscheidend einleitete. Fiel ansonsten auch nicht dadurch auf, dass er viele Zweikämpfe suchte, was im Bayern-System mit ihm/Müller/Coutinho/Gnabry aber schon notwendig gewesen wäre. Hatte immerhin eine gute Chance in der zweiten Halbzeit, als er nach einer Gnabry-Flanke an Mark Flekken scheiterte.

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Philippe Coutinho

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Quelle: AFP

Gewann nach drei Minuten ein Kopfballduell, was für einen spontanen Wut-Ausbruch bei Christian Streich sorgte. Coutinho (1,72 Meter) spielt ja, wie vor ein paar Tagen einer englischen Zeitung auffiel, seit Saisonbeginn im Kinder-Trikot, weil ihm aus dem Trikot-Koffer der ersten Mannschaft keins passt. Und wenn er dann auch noch Kopfballduelle gewinnt, dann wird's eng für Freiburg.

Im restlichen Spiel nach vorne mit guten Aktionen, nach hinten zuweilen nicht mit dem Elan, den es gegen diesen mit Elan vollgepumpten Gegner gebraucht hätte. Gegen Freiburg gewinnt man eben nicht mit Zauberkunststücken. War daher nicht sein Spiel. Symptomatisch dafür: Er ging, für ihn kam Joshua Zirkzee. Der traf.

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Thomas Müller

SC Freiburg - Bayern München

Quelle: dpa

Knallte nach sieben Minuten einen Ball an den Pfosten, den man auch mal im Netz unterbringen kann. In der ewigen Frage Coutinho oder Müller entschied sich Hansi Flick diesmal für beide. Und wie immer, wenn man sich für Thomas Müller entscheidet, bekommt man eine nimmermüde Laufmaschine. Gegen die nimmermüden Laufmaschinen aus Freiburg war das vielleicht nicht die schlechteste Entscheidung. Holte sich eine gelbe Karte ab, weil er Höler taktisch aber notwendig foulte. Musste in der 64. Minute vielleicht auch deswegen gehen, damit Javi Martinez das zerbröselnde Mittelfeld wieder zusammenflicken konnte.

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Serge Gnabry

Bundesliga - SC Freiburg v Bayern Munich

Quelle: Reuters

Wirkt ein bisschen wintermüde, hat aber auch eine sehr lange Saison hinter sich. Hatte auch noch den besten Freiburger zum Gegenspieler (Christian Günter) und schaffte es meist nicht, ihm davon zu laufen. Musste dafür manchmal für seinen Kompagnon Kimmich nach hinten arbeiten. Schuftete in der zweiten Halbzeit wie ein Tier, versuchte Löcher zu stopfen, obwohl Löcher stopfen nicht seine Kernkompetenz ist. Hatte das Auge für Zirkzee und belohnte sich mit dem 3:1 kurz vor Schlusspfiff. Nicht schlecht für einen Saison-Schlusssprint. Freut sich auf Heiligabend und wünscht sich einen voll aufgeladenen Akku.

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Robert Lewandowski

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Quelle: AFP

Ist er ein bisschen gereizt, weil es dieser Timo Werner wagt, seine absurde Torquote einfach zu kopieren? Lieferte sich mit Dominique Heintz einen kleinen Infight, der von einem strengeren Schiedsrichter als Sascha Stegemann auch härter hätte geahndet werden können. Machte sein obligatorisches Tor und liegt damit wieder einen Treffer vor Werner. Hätte aber noch mehr Tore machen können.

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Javi Martinez

-

Quelle: AFP

Kam für Thomas Müller und sollte eine zerbrechende Bayern-Defensive wieder reparieren. Große Aufgabe - es gelang ihm nicht komplett. Aber mit ihm wurde es besser.

(Archivbild)

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Joshua Zirkzee

Bundesliga - SC Freiburg v Bayern Munich

Quelle: Reuters

Was soll man sagen? Ist 18 Jahre, kommt für Coutinho und schießt den FC Bayern zu einem zu diesem Zeitpunkt völlig unverdienten Sieg. Aber dafür konnte er ja nix. Wird sich für immer an diesen Abend erinnern.

© Sz.de/sonn
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