FC Bayern in der Einzelkritik:Der bekannteste Zehner der Republik

Toni Kroos darf endlich auf seiner Lieblingsposition herumtollen, Holger Badstuber entlarvt dreiste Steuertricks, Thomas Müller wartet auf seine Explosion, legt aber immerhin Zündschnüre. Nur Arjen Robben guckt wie ein grimmiger Gefängniswärter. Die Bayern beim 2:0-Pokalsieg in Stuttgart in der Einzelkritik.

Maik Rosner, Stuttgart

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VfB Stuttgart v Bayern Muenchen - DFB Cup

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FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer

Toni Kroos darf endlich auf seiner Lieblingsposition herumtollen, Holger Badstuber entlarvt dreiste Steuertricks, Thomas Müller wartet auf seine Explosion, legt aber immerhin Zündschnüre. Nur Arjen Robben guckt wie ein grimmiger Gefängniswärter. Die Bayern beim 2:0-Pokalsieg in Stuttgart in der Einzelkritik.

Von Maik Rosner, Stuttgart

Manuel Neuer

Hat sich zuletzt nur selten mit beeindruckenden Rettungstaten als Torwart hervor getan. Macht dafür mit seinem Sprachtalent von sich Reden. Soll gerne kroatische Songtexte auswendig trällern und auch sonst über einen beeindruckenden Wortschatz verfügen. Hat das vor allem seinem Torwarttrainer Toni Tapalovic zu verdanken. Nutzte diese Talente in Stuttgart leider nicht, obwohl er weitgehend beschäftigungslos war, abgesehen von einem Schuss Cacaus. Verlegte sich zwischendurch vermutlich auf wärmende Gedanken ans sommerliche Trällern an einem sonnigen Adria-Strand.

FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg  - Bundesliga

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FC Bayern in der Einzelkritik:Rafinha

Hatte sich nach Daniel Van Buytens Mittelfußbruch große Hoffnungen machen dürfen, endlich einmal dauerhaft von Trainer Jupp Heynckes als rechter Verteidiger aufgeboten zu werden. Rafinha (hier im Spiel gegen Wolfsburg) schickte sich aber nach nur einem Einsatz selbst wieder in den Sonderurlaub, weil er seine fünfte gelbe Karte sah. Ersetzte im Pokal auf seiner Position nun wieder Anatolij Timoschtschuk. Gab den giftigen Außenverteidiger, wie man das von ihm kennt, und wirkte diesmal sogar souverän giftig, wie man das von ihm nicht immer kennt. Unterbrach seinen Sonderurlaub auch für Ausflüge in die Offensive und initiierte hübsch den Spielzug vor der Führung.

VfB Stuttgart v Bayern Muenchen - DFB Cup

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FC Bayern in der Einzelkritik:Holger Badstuber

Ist in den Unbilden der Rückrunde bisher nicht in die Schlagzeilen geraten, weil ihm nur wenig anzulasten war. Verrichtete auch in Stuttgart seinen Job als Innenverteidiger mit der Solidität eines pflichtbewussten Finanzbeamten. Versuchte sämtliche Schlupflöcher abzudichten und dreiste Tricks zu entlarven. Das gelang überwiegend überzeugend, auch weil Stuttgart zu harmlos agierte. Konnte sich danach wie ein Finanzbeamter freuen: Stempel drauf und zu den Akten.

VfB Stuttgart v Bayern Muenchen - DFB Cup

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FC Bayern in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

Für den gebürtigen Berliner ist das Finale des DFB-Pokals wohl insgeheim das größte Saisonziel. Reist regelmäßig von München zurück in seine Heimat und lässt sich dort von seiner Mama bekochen. Wünscht sich nach der Mitte März anstehenden Bundesliga-Dienstreise nach Berlin auch den avisierten Betriebsausflug am 12. Mai in die Hauptstadt. Tat in Stuttgart viel für diesen Plan und verzichtete weitgehend auf Wackler im Programm. Darf weiter auf den zweimaligen Einsatz im Nebenjob beim FC Bayern als Stadtführer hoffen. Ist jetzt nur noch ein Spiel von seinem insgeheim größten Saisonziel entfernt.

VfB Stuttgart - FC Bayern München

Quelle: dpa

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FC Bayern in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Hat bisher in der Bundesliga nur zwei Gegentore über seine linke Abwehrseite zugelassen und damit gemeinsam mit Badstuber für ansprechende Zuverlässigkeit gesorgt. Ist nach dem holprigen Start in die Rückrunde dennoch natürlich nicht zufrieden, vor allem mit der Offensive. "Um den Sechzehner herum fehlt die Idee, der entscheidende Pass", hat der Kapitän nach dem 1:1 beim Hamburger SV bemerkt. Musste bei seinem ehemaligen Verein festellen, dass die Offensive auch anders kann. Musste sich deshalb nicht grämen, kaum einmal eigene Ideen für den entscheidenden Pass eingebracht zu haben. War in der Defensive gewohnt zuverlässig, weil unterfordert. Hätte sich deshalb ruhig häufiger rund um den Sechzehner sehen lassen dürfen.

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Quelle: AFP

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FC Bayern in der Einzelkritik:Bastian Schweinsteiger

Der stellvertretende Kapitän spielt etwas weiter vorne als Lahm, konnte sich in der Rückrunde bisher aber noch nicht als Stratege feiern lassen. Hatte sich mit nur 25 Prozent gewonnenen Zweikämpfen zuletzt in Hamburg ins Schlüsselbein-Schonprogramm begeben. Wollte diesen Wert in Stuttgart erheblich verbessern, bekam jedoch gleich zu Beginn einen Tritt von Georg Niedermeier auf den rechten Knöchel und musste sich wegen einer Bänderverletzung am Sprunggelenk nach 17 Minuten von David Alaba ersetzen lassen. Kämpfte diesmal nur mit den Schmerzen.

VfB Stuttgart - FC Bayern München

Quelle: dpa

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FC Bayern in der Einzelkritik:Luiz Gustavo

Hat allein mit seiner Berufung in die Startelf für so viel Überraschung gesorgt, dass er selbst so wirkte, als sei er überrascht. Kam zu seinem ersten Einsatz in der Rückrunde von Beginn an. Spielte neben Schweinsteiger und später Alaba im defensiven Mittelfeld und ermöglichte so die Rückkehr zur erfolgreichen Formation der Hinrunde. Machte seinen Job, konnte sich sogar vereinzelt Ausflüge nach vorne erlauben und durfte sich als gelungene Überraschung verabschieden.

VfB Stuttgart- FC Bayern München

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FC Bayern in der Einzelkritik:Thomas Müller

Die Qualität der offensiven Spieler sei so gut, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis diese explodieren, hatte Heynckes gesagt. Müller durfte sich davon besonders angesprochen fühlen, denn er wartete vor Spielbeginn schon seit für seine Verhältnisse ewigen 1128 Minuten auf eine Explosion in Form eines Tores. Kehrte aus der Mitte auf die rechte Seite zurück und sollte dort den Sprengmeister gegen Cristian Molinaro geben. Hatte einige gute Szenen, vor allem, als er die beiden Tore vorbereitete. Wartet zwar weiter auf seine Explosion in Form eines eigenen Tores, durfte sich aber immerhin so fühlen, als habe er die Zündschnur gelegt.

VfB Stuttgart - FC Bayern München

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FC Bayern in der Einzelkritik:Toni Kroos

Spielt er auf der Zehn? Oder doch wieder auf der Acht? Ist vermutlich mittlerweile der bekannteste Zehner der Republik, in der es allerdings auch kaum noch echte Zehner gibt. Wiederholte zuletzt wöchentlich seine Präferenz für die offensive Rolle als Spielgestalter wie ein Mantra und musste dann doch immer wieder aufs Neue feststellen, dass Heynckes ihn nur als Zwischenspieler hinter dem Ersatz-Zehner Müller und vor dem Sechser Schweinsteiger einsetzt. Wurde für dieses Viertelfinale nun aber von seinem Trainer erhört. Durfte in der Offensivzentrale Bälle verteilen und Spielzüge ordnen. Gefiel vor allem in der ersten Halbzeit mit energischen Distanzschüssen. Wird sich glücklich schätzen, vorerst nicht mehr der vermutlich bekannteste Zehner der Republik zu sein, der gar nicht als Zehner spielt.

VfB Stuttgart v Bayern Muenchen - DFB Cup

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FC Bayern in der Einzelkritik:Franck Ribéry

So hatte sich der Franzose das wohl nicht vorgestellt, als er zuletzt die zu dünn besetzte Bank bemängelte. Weiß nun, dass beim FC Bayern künftig sein Abziehbild namens Xherdan Shaqiri für Konkurrenzdruck sorgen soll. Zeigte sich von dieser Nachricht aber unbeeindruckt und brachte seine Qualitäten als trickreicher Wirbelwind auf der linken Seite gewinnbringend ein. Erzielte das 1:0 nach einer halben Stunde im Stile eines Mittelstürmers und durfte sich für eine insgesamt gute Leistung, abgesehen von zwei Schwalben, in der 83. Minute mit Sonderapplaus von Ivica Olic ablösen lassen. Wird auch nach Shaqiris Wechsel aus Basel im Sommer nicht für mehr Qualität auf der Bank sorgen müssen.

VfB Stuttgart v Bayern Muenchen - DFB Cup

Quelle: Bongarts/Getty Images

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Gomez

War mit sieben Toren in fünf Spielen gegen seinen Heimatverein bisher so etwas wie der undankbarste Weggang der VfB-Geschichte. Zuletzt erzielte Gomez beide Münchner Tore beim 2:1-Sieg in Stuttgart. Hat seinem ehemaligen Klub bei seinem Abschied gen Bayern 2009 zwar ein erkleckliches Ablösesümmchen eingebracht, aber zugleich auch die nach wie vor anhaltende Fahndung nach einem geeigneten Nachfolger. Durfte nun Vedad Ibisevic beobachten, wie der sich mit Gomez' großen Fußstapfen müht. Zeigte dem Nachfolger seines inzwischen schon wieder verabschiedeten Nachfolgers Pavel Pogrebniak, wo in Stuttgart die Tore stehen. Traf in der 46. Minute zum 2:0, zwar im Nachschuss, aber doch zum achten Mal im sechsten Spiel gegen seinen VfB.

DFB-Pokal: VFB Stuttgart - FC Bayern Muenchen

Quelle: dapd

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FC Bayern in der Einzelkritik:David Alaba

Kam in der 17. Minute für Schweinsteiger und erfüllte seinen Auftrag zufriedenstellend. Nahm rege am Spiel teil, verteilte die Bälle und war in der Defensive aufmerksam. Stand allerdings auch vor überschaubaren Herausforderungen, da der VfB nur wenig anzubieten hatte. Durfte sich dennoch über einen kleinen Ritterschlag freuen. Dass Schweinsteiger ausgefallen war, war ja nicht aufgefallen.

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Quelle: AFP

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FC Bayern in der Einzelkritik:Ivica Olic

Kam in der 83. Minute für Ribery. Diesmal ohne Jokertor.

DFB-Pokal: VFB Stuttgart - FC Bayern Muenchen

Quelle: dapd

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FC Bayern in der Einzelkritik:Arjen Robben

Abgesehen vom privaten Glück nach der Geburt seines dritten Kindes Kai erlebt der Niederländer weiterhin eine ziemlich mediokre Phase, teils heftige Kritik inklusive. Kam mit dem Blick eines grimmigen Gefängniswärters in Stuttgart an und setzte sich enttäuscht wie ein verschmähter Liebhaber auf die Bank. Sah es also offenbar anders als Sportdirektor Christian Nerlinger, der sagte: "Damit muss er umgehen können." Zog seinen Kragen zu Beginn noch weiter ins Gesicht und ging grübelnd. Hatte keine Minute gespielt.

© Süddeutsche.de/ebc
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