FC Bayern in der Einzelkritik:Boateng klaut den Ball

Verteidiger Jérôme Boateng leitet die entscheidende Szene ein, Javi Martínez ist Spezialist für Undercover-Operationen gegen den BVB, Arjen Robben ist jetzt auch noch der Münchner Pokalheld. Der FC Bayern beim Finalsieg gegen Dortmund in der Einzelkritik.

Von Johannes Knuth, Berlin

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FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer

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Quelle: AFP

Verteidiger Jérôme Boateng leitet die entscheidende Szene ein, Javi Martínez ist Spezialist für Undercover-Operationen gegen den BVB, Arjen Robben ist jetzt auch noch der Münchner Pokalheld. Der FC Bayern beim Finalsieg gegen Dortmund in der Einzelkritik.

Manuel Neuer: Hat ein Problem: Offenbarte zuletzt in einem (nicht ganz ernstgemeinten) Video eines Sponsors, dass er nicht weiß, war er in seinen Koffer für die Fußball-WM packen soll. Hatte für den Ausflug der Münchner Reisegruppe nach Berlin dann an alles gedacht: Handschuhe, Hose, Stutzen. Hatte auch seine Souveränität im Gepäck. War in der ersten Hälfte kaum beschäftigt, weil seine Kollegen die Dortmunder beschäftigten. Brachte das Stadion nach einer Stunde zum Raunen, schaute teilnahmslos zu, wie ein abgefälschter Schuss von Reus in hohem Bogen auf die Latte plumpste - und von dort ins Toraus. Rettete anschließend stark gegen Kirch und Großkreutz. Reihte sich beinahe ins Lazarett ein, hielt trotz Schulterbeschwerden durch.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

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Quelle: AFP

Jérôme Boateng: Überrascht Mitspieler ja gerne mal mit einem Aussetzer. Grätschte diesmal Martínez in Hälfte eins einmal um - ohne Folgen. Beschränkte sich ansonsten darauf, Dortmunder Spieler zu stören - mit positiven Folgen für die Münchner Verteidigung. Klärte auch seelenruhig, wenn sich die Dortmunder ausnahmsweise in den Münchner Strafraum vorwagten, oder wenn er als letzter Mann gegen Lewandowski gefragt war. Klaute Großkreutz in der Verlängerung den Ball, servierte Torschütze Robben zentimetergenau die Münchner Führung. Rettete die Münchner Party, als er Reus' Dropkick in der Nachspielzeit der Verlängerung übers Tor lenkte.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Javi Martínez

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Quelle: AFP

Javi Martínez: Spezialist für Undercover-Operationen gegen den BVB. Hatte sich im Liga-Hinspiel in Dortmund überraschend ins offensive Mittelfeld geschlichen. Nahm diesmal den zentralen Part in Guardiolas Dreierkette ein. Gab den Bayern in der Anfangsviertelstunde viel Sicherheit in der Zentrale, würgte diverse Dortmunder Angriffe ab, bevorzugt gegen Lewandowski. Bespielte zudem umsichtig die Lücken im Dortmunder Mittelfeld. Hielt dieses Niveau bis zur 120. Minute. Vierer, Sechser, Achter in Personalunion. Bester Spieler der Münchner.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Dante

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Quelle: Odd Andersen/AFP

Dante: Hatte überraschend viel Gesellschaft im dicht besiedelten Münchner Defensivverbund. Wähnte sich offenbar so in Sicherheit, dass er nach zehn Minuten einen schweren Fehlpass im Aufbauspiel verübte. Sein zukünftiger Teamkollege Lewandowski zeigte sich gnädig, spielte ebenfalls einen Fehlpass. Rückte anschließend, abwechselnd mit Martínez, bei Dortmunder Kontern mutig ins defensive Mittelfeld, erstickte auf diese Weise viele Gegenstöße. Klärte Hummels Kopfball wohl hinter der Linie. Geht damit unfreiwillig als einer der Hauptdarsteller des deutschen Wembley-Tores in die Historie ein.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Pierre-Emile Höjbjerg

Borussia Dortmund ? FC Bayern München

Quelle: Federico Gambarini/dpa

Pierre-Emile Höjbjerg: Überraschend in die Startelf gespült, wegen akutem Abwehr- und Mittelfeldnotstand. Bekleidete den rechten Flügel, mal im Mittelfeld, mal als Außenverteidiger, dann wurde aus der Dreierkette der Bayern ein Fünferriegel. Lief in der ersten Hälfte ständig wenige Meter neben Guardiola auf und ab, hatte eine Dauer-Taktiksprechstunde bei seinem Trainer. Wirkte deutlich frecher als bei seinen (seltenen) Einsätzen in der Liga. Erzielte vor der Halbzeit fast das 1:0, sein Schuss schlitterte knapp am Tor vorbei. Verhinderte Sekunden später die Dortmunder Führung, störte Lewandowski in letzter Sekunde. In Hälfte zwei auch ohne Guardiolas Anweisungen sicher, in der Verlängerung löste ihn van Buyten ab. Starker Aufritt des 18-Jährigen.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Borussia Dortmund v Bayern Muenchen - DFB Cup Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

Philipp Lahm: Lief wegen Mittelfeldnotstands mal wieder im Mittelfeld auf. Begab sich nach einer Viertelstunde zur ersten Sprechstunde bei Mannschaftsarzt Müller-Wohlfahrt. Erschien nach 23 Minuten zur zweiten Visite. Schlich kurz darauf frustriert vom Spielfeld, erste Diagnose: Mittelfußprobleme. Verschärfte den Defensivnotstand bei den Bayern - und in der Nationalmannschaft?

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FC Bayern in der Einzelkritik:Toni Kroos

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Quelle: AFP

Toni Kroos: Agierte zunächst souverän in der Mittelfeldzentrale, wenn auch ohne prägende Aktionen. Stolperte Pässe ins Aus, zeigte sich dafür überraschend einsatzfreudig bei der Zweikampfführung. Ermöglichte seinen Mitspielern dadurch immer wieder Entlastungsangriffe. Opferte sich bei dem gefühlten 345. misslungenen Dortmunder Konter mit einer Textilbremse, erhielt die erste gelbe Karte der Partie. Schwang sich zum Anführer des letzten Münchner Mittelfeldaufgebots auf.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Rafinha

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Quelle: AFP

Rafinha: Bestach gegen den BVB zuletzt vor allem dank Nahkampfqualitäten, die ihm eine Sperre einbrachten. Brachte sich auf dem linken Flügel selten ins Geschehen ein. Wurde zum Ende der ersten Hälfte unternehmungslustiger, legte Højbjergs Beinahe-Führung auf. Fror mit zunehmender Spielzeit offenbar im Berliner Regen. Fiel nicht negativ auf, weil seine Kollegen aushalfen.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Arjen Robben

Borussia Dortmund ? FC Bayern München

Quelle: dpa

Arjen Robben: Die erste Hälfte war ein einziges "fast". Erzielte fast die Führung nach sechs Minuten, Weidenfeller parierte sicher. Erlief fast einen missglückten Rückpass von Großkreutz. War fast im Spiel. Litt am meisten darunter, dass sich die Bayern weiter zurückzogen als sonst, war im gegnerischen Areal meist solo unterwegs. Wurde nach 40 Minuten fast im Strafraum gefoult, segelte durch die Luft, erhielt fast einen Strafstoß. Überraschte Weidenfeller im zweiten Durchgang fast mit zwei Schüssen aus der Drehung. Schoss den Ball in der Verlängerung eindeutig ins Tor. Jetzt nicht nur Champions-League-Held, sondern auch Pokalheld.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Thomas Müller

Borussia Dortmund ? FC Bayern München

Quelle: dpa

Thomas Müller: Tauchte nach wenigen Minuten vor dem Dortmunder Tor auf, prüfte die Haltbarkeit von Weidenfellers Kiefer. Weidenfellers Kiefer hielt Stand. Beteiligte sich vorbildlich an der Defensivarbeit. Offensiv wie Robben oft von den Mitspielern vernachlässigt. Nutzte die einzigen fünf Meter Freiraum, die ihm die Dortmunder an diesem Abend gönnten, in der 124. Minute zum 2:0-Endstand.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Götze

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Quelle: AFP

Mario Götze: Bestritt sein erstes großes Endspiel überhaupt, war bei den Dortmunder Finalauftritten im DFB-Pokal und in der Champions League stets verhindert gewesen. Rückte nach einer halben Stunde überraschend auf die Sechs neben Kroos, weil Lahm nach einer halben Stunde vom Feld gehumpelt war. Verrichtete seine defensiven Aufgaben souverän. Bewegte sich ansonsten über das Feld, als navigiere er durch eine Tempo-30-Zone mit eingeschaltetem Tempomat.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Franck Ribéry

FC Bayern München - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Franck Ribéry: Wurde nach Lahms Verletzung früher eingewechselt als geplant. Brauchte ein paar Minuten, bis er sich im Berliner Regen warmgelaufen hatte. Zeigte einen famosen Sprint, schlug eine scharfe Flanke, die Schmelzer fast ins eigene Tor bugsierte. Zeigte sonst wenig Erwärmendes, und das, obwohl ihn Guardiola an der Seitenlinie eine zehnsekündige Intensiv-Rückenmassage verpasste. In der Verlängerung gegen Pizarro ausgetauscht.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Daniel van Buyten, Claudio Pizarro

Bayern Muenchen v VfB Stuttgart - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Daniel van Buyten, Claudio Pizarro: Kamen für den müden Højbjerg bzw. den maladen Ribéry. Gingen ebenfalls in die Münchner Pokalhistorie ein. (Archivbild)

© SZ.de/fued
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