FC Bayern in der Einzelkritik:Boateng foult Boateng, die Welt dreht sich weiter

Jérôme Boateng tauscht mit seinem Halbbruder das Trikot und hat Vorteile beim nächsten Familientreffen. Schweinsteiger glänzt als oberbayerischer Hrubesch und Arjen Robben soll mal Flügelspieler gewesen sein. Die Bayern beim 4:0 gegen Schalke in der Einzelkritik.

Von Christof Kneer und Milan Pavlovic, Gelsenkirchen

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FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer

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Quelle: AFP

Jérôme Boateng tauscht mit seinem Halbbruder das Trikot und hat Vorteile beim nächsten Familientreffen. Schweinsteiger glänzt als oberbayerischer Hrubesch und Arjen Robben soll mal Flügelspieler gewesen sein. Die Bayern beim 4:0 gegen Schalke in der Einzelkritik.

Manuel Neuer: Die königsblaue Schalker Fankurve sah rot, als er auf sein Tor zulief, und diese Trikotfarbe gefiel den einheimischen Fans definitiv nicht. Es setzte Pfiffe gegen den Mann, der viele Jahre ein Trikot der Schalker Ultragruppierung "Buerschenschaft" unterm Torwartpulli getragen hatte. Neuer tat Buße, indem er die erste Flanke nicht richtig erwischte und später einen Ball ins Aus schlug, als wäre er Timo Hildebrand. Neuer ließ sich dennoch nicht aus der Ruhe bringen. Hat jetzt alle fünf Spiele gegen seinen ehemaligen ohne Gegentor bestritten. Vielleicht wäre der Torwart irritierter, wenn es die Schalker Zuschauer mal mit Liebesbekundungen versuchen würden.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Rafinha

FC Schalke 04 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Juergen Schwarz/Getty

Rafinha: Trug nie ein Trikot der Schalker Ultragruppierung "Buerschenschaft" unterm Hemd, ist aber trotzdem Ex-Schalker. Wurde nicht ausgepfiffen, obwohl Schalke von Genua, wohin er 2010 gewechselt war, noch immer kein Geld bekommen hat. Spielte dann lässig, klug, abgeklärt. Besser als in seiner Schalker Zeit. Und längst nicht so zeckig wie früher. Zog oft in die gedrängte Mitte, wo er trotzdem mit niemandem kollidierte. Und in den Strafraum. Hatte dort sogar die Chance zum 0:3 (38.). War gnädig mit dem ehemaligen Verein, verzog mit links.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

FC Schalke 04 - FC Bayern München

Quelle: dpa

Jérôme Boateng: Bis zur 19. Minute mussten die Zuschauer warten, dann erst kam es zu jenem Duell, von dem sie auf diesem und allen anderen Planeten seit Tagen, ach was: seit Wochen sprechen: Boateng gegen Boateng. Es endete enttäuschend: keine Grätsche, keine Karte, keine Klopp-Grimasse, nicht mal ein Familienplausch. Mit zunehmender Bayern-Überlegenheit zeigte sich, dass der bayerischen Boateng beim nächsten Familientreffen die bessere Geschichte zu erzählen haben dürfte. Sein Schalker Halbbruder kämpfte verzweifelt um Spielkontrolle, Jérôme hatte sie von Anfang an. Kurz vor der Pause foulte er seinen Bruder, aber die Welt drehte sich normal weiter. Tauschte bereits in der Halbzeit mit seinem Bruder die Trikots. Souvenirs fürs Familienfest.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Dante

FC Schalke 04 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Dante: Verlor am Anfang ein paar Laufduelle, was Guardiolas angebliche Skepsis bestätigte. Er will ja hoch stehende Verteidiger, die im Notfall sprintstark sein müssen. Wurde mit zunehmender Spieldauer aber immer weniger zu riskanten Stellungen genötigt, durfte wieder den normalen, etwas tiefer stehenden Dante spielen. Und der ist ziemlich gut.

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FC Bayern in der Einzelkritik:David Alaba

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Quelle: AFP

David Alaba: Bemühte sich immer wieder, die Engstellen in der Mitte mit Spielverlagerungen zu überwinden. Manche langen Bälle kamen an, manche nicht, aber die Effektivität stimmte wie schon am Dienstag gegen Moskau. Schlug jene Flanke, die Mandzukic zum 2:0 einköpfte. Hatte gegen den peruanischen Sprinter Farfán die schwierigste Aufgabe zu lösen; ein paarmal sah er ihn nur von hinten. Belebte aber den Flügel mit seinem Tempo und rächte sich später mit der Torvorbereitung zum 3:0 an Farfan.

(Archivbild)

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FC Bayern in der Einzelkritik:Philipp Lahm

FC Schalke 04 - FC Bayern München

Quelle: Friso Gentsch/dpa

Philipp Lahm: War Gerüchten zufolge vor vielen Jahren mal Außenverteidiger, aber das muss schon lange her sein; in der Jugend vielleicht bei München-Gern. Spielt seit Wochen, ach was: seit Jahren einen hochseriösen Sechser, dessen Wachheit die Vorderleute inspiriert. Bei Lahm beginnt das Spiel jene Zehntelsekunde schneller zu werden, die am Ende entscheidend ist. Zwar ist es als Sechser von Vorteil, wenn man groß, athletisch und kopfballstark ist - das gilt aber nicht für Lahm.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Bastian Schweinsteiger

Bayern Munich's Schweinsteiger celebrates a goal against Schalke 04 during the German first division Bundesliga soccer match in Gelsenkirchen

Quelle: REUTERS

Bastian Schweinsteiger: Erstmals seit dem Freiburg-Spiel wieder in der Start-Formation, wirkte anfangs überraschend fit. Spielte so offensiv wie schon lange nicht mehr, aber das muss er auch, weil auf der Sechs ja kein Platz für ihn ist. Da spielt ja der langjährige Sechser Lahm. Häufig vorderster Münchner Mittelfeldspieler. Zeigte neben seiner Laufstärke und Passsicherheit auch ein paar neue Qualitäten: glänzte als oberbayerischer Hrubesch (Kopfball-Ungeheuer-Tor zum 0:1), gelegentlich sogar als Flügelspieler. Profitiert sehr von der Spiel- und Passkultur im Guardiola-Spiel. Hielt bis zur 78. Minute durch und lief so viel, dass es auch für 98 Minuten gereicht hätte. Spielte den vorletzten Pass vor dem 0:3.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Arjen Robben

FC Schalke 04 - FC Bayern München

Quelle: dpa

Arjen Robben: Wie bei Lahm, so kursiert auch beim Holländer ein kurioses Gerücht: Er soll mal Flügelspieler gewesen sein. Also wenn, dann höchstens früher, in der Jugend vielleicht, wenn auch nicht in München-Gern. Wer den Robben des Triple-Jahres mit dem aktuellen Robben vergleicht, muss über die Unterscheide staunen: Robben ist zum flexiblen Offensivallrounder geworden, der nicht nur an der Linie klebt, sondern immer wieder nach innen zieht und dort sogar von respektablen Ideen heimgesucht wird. Hat sich unter Guardiola im hohen Alter noch weiter entwickelt.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Toni Kroos

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Quelle: AFP

Toni Kroos: Bildete mit Lahm und Schweinsteiger ein Mittelfeldtrio, das komplett von Hermann Gerland ausgebildet wurde. Für ihn gilt, was für Schweinsteiger gilt: Wenn Guardiola so spielen lässt wie in Schalke, dann ist er genau richtig besetzt. Variabel und passsicher. Ob er und Schweinsteiger auch in der Rückwärtsbewegung flink genug sind? Gute Frage, aber die Schalker waren an diesem Tag zu selten in der Lage, eine Antwort zu finden.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Franck Ribéry

FC Schalke 04 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Franck Ribéry: War zunächst fast noch der unauffälligste im ständig kreiselnden Münchner Offensivquintett, für einen kleinen Traumpass vor dem 2:0 reichte das aber immer noch locker. Man könnte fast sagen: Hat sich unter Guardiola im hohen Alter noch weiter entwickelt. Ach so, und Tore schießt er natürlich auch.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Mandzukic

FC Schalke 04 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Mario Mandzukic: Gehört nicht zu Guardiolas Lieblingsspielern, aus einem einfachen Grund: Er ist kein Mittelfeldspieler. Hat aber tatsächlich das Potential, sich zu einem Guardiola-ähnlichen Spieler zu entwickeln: Spielt keinen sturen Neuner, weicht auf die Flügel aus - egal ob rechts oder links - ohne aber die Torjägerqualitäten eines sturen Neuners zu vernachlässigen.

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FC Schalke 04 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Thomas Müller (links), Claudio Pizarro (rechts) und Jan Kirchhoff (nicht im Bild): Wurden eingewechselt und mussten erstaunt feststellen, dass nicht nur sie heiß auf Ball waren. Die anderen sieben Bayern waren es auch noch. Das konnten Müller und Pizarro nicht auf sich sitzen lassen. Müller tanzte mit Timo Hildebrand, schob dann den Ball in den Lauf von Pizarro, der mühelos das 4:0 für die Münchner erzielte.

© Süddeutsche.de/ebc
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