FC Bayern in der Einzelkritik:Befreiung dank feiner und wuchtiger Füße

Bastian Schweinsteiger liefert Stoff für Kitsch-Filme. Toni Kroos spielt ohne Temperament, aber mit viel Ballgefühl, Thomas Müllers Laufwege sind unergründlich und Franck Ribérys unverständlich. Und Javi Martínez zeigt, dass er auch die Blutgrätsche kann. Der FC Bayern beim 2:1 gegen Valencia in der Einzelkritik.

von Jürgen Schmieder

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FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer

FC Bayern Muenchen - FC Valencia

Quelle: dapd

Bastian Schweinsteiger liefert Stoff für Kitsch-Filme. Toni Kroos spielt ohne Temperament, aber mit viel Ballgefühl, Thomas Müllers Laufwege sind unergründlich und Franck Ribérys unverständlich. Und Javi Martínez zeigt, dass er auch die Blutgrätsche kann. Der FC Bayern beim 2:1 gegen Valencia in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jürgen Schmieder.

Manuel Neuer: Besitzt einen gültigen Arbeitsvertrag beim FC Bayern, der ihn eindeutig als berufstätig ausweist. Hätte sich in der ersten Halbzeit durchaus eine Couch, ein Grobripp-Unterhemd, einen Fernseher und eine Flasche Bier in den Strafraum liefern lassen können, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Musste zu Beginn der zweiten Halbzeit eine Flanke fangen, die er auch dann erwischt hätte, wenn er mit Bierflasche auf der Couch gesessen wäre. Ließ sich bei einem 40-Meter-Schuss nur deshalb fallen, damit sein Trikot nach Rasen riecht. Kassierte am Ende des Spiels wie schon gegen Stuttgart und Mainz einen Gegentreffer nach einem Eckball.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Bayern München - FC Valencia

Quelle: dpa

Philipp Lahm: Äußerst bissig im Zweikampf, dazu auffällig offensiv und forsch im Zusammenspiel mit Arjen Robben. Hin und wieder ein wenig genervt, weil Robben ihn bisweilen nicht beachtete und er deshalb umsonst nach vorne geeilt war. Guckte dann verblüfft, als ihn Martínez nach hinten beorderte - wo er das Zurückrufen doch eigentlich zu seinen Aufgaben zählt. Findet die Vorfahrt-für-Abwehr-Einstellung des neuen Kollegen offensichtlich prima, hob nämlich sogleich den Daumen. Besitzt die Gabe, auch bei kompletter Unterforderung konzentriert zu bleiben und deshalb jederzeit souverän zu agieren.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Dante

Bayern München - FC Valencia

Quelle: dpa

Dante: Sieht ein bisschen aus wie Tingeltangel-Bob aus der Fernsehserie "Die Simpsons", bewegt sich mitunter auch so. Sah Kollege Boateng beim Köpfen zu und beobachtete die Außenverteidiger besorgt, wie die immer wieder nach vorne rannten. Leistete sich wie in beinahe jedem Spiel bislang eine Unaufmerksamkeit oder Tölpelei, die zu einer äußerst gefährlichen Chance für den Gegner führte. Bislang blieb das ohne gravierende Folgen, weil der Gegentreffer (Mainz) bedeutungslos war oder die gegnerischen Stürmer (Stuttgart, Valencia) nicht trafen. Sollte diese Fehler schnell abstellen.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

Bayern Munich's Jerome Boateng challenges Valencia's Roberto Soldado during their Champions League Group F soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

Jérôme Boateng: Hätte sich in der ersten Halbzeit durchaus in Unterhemd und mit Bierflasche auf die Couch zu Manuel Neuer gesellen können, weil die wenigen Angriffe von Valencia so gefährlich waren wie die linken Haken von Axel Schulz. Köpfte einige lange Bälle hinfort und verzichtete bei den drei Zweikämpfen, die er zu führen hatte, auf seine berüchtigte wilde Grätsche. Blickte in der zweiten Halbzeit immer wieder zu Neuer in der Hoffnung, dass da doch eine Couch auftauchen würde. Korrigierte dann aber reaktionsschnell den Fehler von Kollege Dante.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Holger Badstuber

FC Bayern Muenchen v Valencia CF - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Holger Badstuber: Derzeit wohl der schlechtgelaunteste Stammspieler in der Geschichte des FC Bayern - was daran liegt, dass es weltweit höchstens vier Linksverteidiger mit gehobenem Champions-League-Niveau gibt. Drei davon spielen nicht beim FC Bayern, der andere (David Alaba) ist noch verletzt. Badstuber schmollt deshalb, weil er sich für einen besseren Innenspieler hält. Interpretierte seine Position diesmal als Mischung aus Spielmacher und Außenstürmer. Schlug zahlreiche Diagonalpässe auf Robben oder bearbeitete die linke Seite mit Ribéry und später Robben recht kreativ. Könnte nun ein wenig besser gelaunt sein.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Bastian Schweinsteiger

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Quelle: AFP

Bastian Schweinsteiger: Betrachtete beim Warmmachen die Tore in der Arena und stellte mit seinem fachkundigen Blick fest, dass der Verein die Gehäuse vom Champions-League-Finale aus dem Stadion verbannt hat. Lieferte dann eine Geschichte, die man einem Drehbuchschreiber an der Filmhochschule verbieten würde, weil sie allzu kitschig daherkommt. Schoss nämlich tatsächlich den ersten Treffer dieser Champions-League-Saison des FC Bayern, nachdem er den letzten Schuss der vergangenen Spielzeit an den Pfosten gesetzt hatte. Ansonsten wie gewohnt Anführer durch Wort und Tat.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Javier Martínez

FC Bayern Muenchen - FC Valencia

Quelle: dapd

Javier Martínez: Erster Einsatz von Beginn an. Erster Ballkontakt nach 36 Sekunden - ein wunderbarer Rückpass. Versuchte ständig, ein Komplett-Panorama des Spielfeldes zu bekommen, blickte deshalb andauernd über die Schulter. Sprach sowohl mit den Verteidigern als auch mit den anderen Mittelfeldspielern, unterstützte seine Ansprachen mit sehenswerter Gestik. Kann neben Stellungsspiel und Querpass auch die gepflegte Blutgrätsche. Je länger das Spiel dauerte, desto deutlicher wurde: Martínez ist Mark van Bommel mit der Ballsicherheit und dem Stellungsspiel von Anatolij Timoschtschuk - was für einen defensiven Mittelfeldspieler eine exquisite Mischung ist. Ging nach 70 Minuten vom Feld.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Arjen Robben

FC Bayern Muenchen v Valencia CF - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Arjen Robben: Spielte von Beginn an, was interessante Rückschlüsse auf die Binnenpolitik der Münchner zulässt. Konkurrent Müller hatte am Wochenende ganz herausragend agiert, musste jedoch für den genesenen Robben auf die Bank. Der spielte so, wie er immer spielt: Wollte an jedem Angriff beteiligt sein, dribbelte, schoss. Legte dann schön auf Schweinsteiger, der das 1:0 schoss. Machte in der Pause das, was er immer tut: Diskutierte mit dem Schiedsrichter über dessen Entscheidungen. Danach unauffällig, was daran lag, dass seine Aktionen so vorhersehbar sind wie Traumschiff-Episoden.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Toni Kroos

Toni Kroos, Andres Guardado

Quelle: AP

Toni Kroos: Stand definitiv nicht in der Reihe, als die Götter das Temperament an die Menschen verteilten - was wahrscheinlich daran lag, dass er gerade dort stand, wo es das Ballgefühl gab. Begann nach zuletzt eher unauffälligen Partien überraschend im offensiven Mittelfeld. Prägte die Partie von Beginn an durch intelligente Zuspiele und wuchtige Torschüsse. Mühte sich redlich, den Eindruck der Leidenschaftslosigkeit zu zerstreuen. Suchte Körperkontakt mit den Gegenspielern, drang mutig in den Strafraum ein - vergaß dabei jedoch nicht, dass er von den Göttern ja feine und wuchtige Füße bekommen hat. Schoss den Ball herrlich zum 2:0 ins linke Kreuzeck.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Franck Ribéry

Bayern München - FC Valencia

Quelle: dpa

Franck Ribéry: Spielte von Beginn an, was interessante Rückschlüsse auf die Binnenpolitik der Münchner zulässt. Konkurrent Shaqiri hatte am Wochenende ganz passabel agiert, musste jedoch für den genesenen Ribéry auf die Bank. Der lief zunächst viel, aber auch viel falsch und häufig einfach in einen Gegenspieler hinein. Passte auch viel, aber zumeist in die Beine eines Gegners. Als er sich zum ersten Mal nicht verdribbelte oder einen Fehlpass spielte, initiierte er das 1:0. Musste zur Pause in der Kabine bleiben.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Claudio Pizarro

Bayern München - FC Valencia

Quelle: dpa

Claudio Pizarro: War bislang hinter Thomas Berthold der bestgelaunte Ersatzspieler in der Geschichte des FC Bayern. Stand nun plötzlich in der Startelf - wahrscheinlich deshalb, weil er ballsicherer und beweglicher als Kollege Madzukic ist. Stellte beide Fertigkeiten sogleich unter Beweis. Dazu überaus aktiv in der Defensivbewegung, erlief und ergrätschte zahlreiche Bälle. Wurde von den Kollegen allerdings kaum in eine Situation gebracht, in der er ein Tor hätte erzielen können. Ging nach etwas mehr als einer Stunde vom Feld und setzte sich lächelnd auf die Ersatzbank.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Thomas Müller

FC Bayern Muenchen v Valencia CF - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Thomas Müller: Kam zur Pause für Ribéry, was nicht wenige Besucher für 45 Minuten zu spät hielten. Bekam sogleich von Lahm und Martínez gesagt, wohin er zu laufen habe - ein recht aussichtsloser Versuch, weil kein Mensch auf der Welt sagen kann, wohin Müller laufen wird. Ist genau deshalb einzigartig. Fleißig und unberechenbar auf dem rechten Flügel. Stets anspielbar, eifrig auch in der Defensive und mit unvorhersehbaren Aktion. Gehört in die Stammelf.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Mandzukic und Luiz Gustavo

FC Bayern Muenchen - FC Valencia

Quelle: dapd

Mario Mandzukic: Kam nach 62 Spielminuten für Pizarro. Durchaus bemüht, einen Treffer zu erzielen, mit einigen sehenswerten Laufwegen und Dribblings. Schoss in der Nachspielzeit noch einen Elfmeter an die Beine des Torhüters.

Luiz Gustavo: Kam für Martínez. Versuchte, keinen Fehler zu machen. Das gelang ihm. Mehr aber auch nicht.

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