Süddeutsche Zeitung

FC Bayern in der Einzelkritik:Bayern mimen Slalomstangen

Die Münchner Abwehr lässt sich lässig umkurven. Arjen Robben ist so mürrisch wie unter Ancelotti und Joshua Kimmich fürchtet immer noch Neymar. Der FC Bayern gegen Hertha in der Einzelkritik.

Von David Joram, Berlin

Sven Ulreich

Bewarb sich mit seiner Flugeinlage in Minute 40 als einer der Piloten, die in ferner Zukunft das erste Mal vom Berliner Flughafen BER abheben dürfen. Wehrte einen Flachschuss Daridas reflexartig ab und verhinderte damit das zwischenzeitliche 1:1. Bei beiden Gegentoren diesmal machtlos.

David Alaba

Freute sich, dass er mit Buddy Ribéry kombinieren durfte und hielt länger als dieser durch. Ansonsten mindestens so sehr wie die Nahles-SPD darum bemüht, dem linken Flügel wieder mehr Auftrieb zu geben. So richtig auf die Fresse gab's für die Herthaner von Alaba aber nicht.

Mats Hummels

Erzielte das erste Tor in der Post-Ancelotti-Zeit, ein eleganter Kopfstoß nach Boateng-Flanke. Ausgerechnet Hummels, ausgerechnet Boateng! Ein Zusammenspiel wie einst Bud Spencer und Terence Hill, fragt sich nur, welcher der beiden Hummels gerne wäre. Beim Tor zum 1:2 mimte er die zweite Slalomstange, die Haraguchi lässig umkurvte.

Jérôme Boateng

Aus Berlin, für Bayern. Bereitete das erste Tor der Post-Ancelotti-Ära vor und zeigte, warum ein fitter Boateng niemals auf die Tribüne gehört - bis zum 1:2. Da stellte er die erste Slalomstange für Haraguchi. Später grätschte ihn der Japaner sogar ab. Hat deshalb mindestens so viele Prozentpunkte verloren wie die CSU in Deggendorf (also viele). Süle ersetzte ihn nach 79 Minuten.

Joshua Kimmich

Spielte so unauffällig, als wittere er Neymar auf der linken Seite. Dabei dribbelte da nur Haraguchi herum - aber der reicht den Bayern gerade schon. Und sonst? Holte sich Kimmich im Zweikampf mit dem vierten Offiziellen die gelbe Karte ab und war Teil der Slalomstangen-Connection.

Javi Martínez

Betete inständig, dass der Videobeweis seinen Zweikampf gegen Darida reinwaschen würde. War dann auch so, weshalb er nicht in die "Fußballmafia-DFB-Gesänge" der Hertha-Fans einstimmte.

Corentin Tolisso

Bereitete Lewandowskis 0:2 vor und setzte nach dem 1:2 gleich ein Zeichen, indem er Matthew Leckie umgrätschte. Bud Spencer wäre stolz auf ihn gewesen. Sprang beim 2:2 an Plattenhardts Flanke vorbei.

Arjen Robben

Bereitete die erste Chance in der Post-Ancelotti-Zeit vor, als er aus dem Halbfeld lässig auf Ribéry chippte. Ansonsten so mürrisch drauf wie auch unter Ancelotti. Wurde nach einer Stunde gegen Thiago ausgetauscht.

Thomas Müller

Trug die Binde, er trug sie mit Fassung, weiß aber auch unter Sagnol nicht, welche Qualitäten der Trainer verlangt. Spielte in der ersten Hälfte ein paar lange Bälle überall hin - nur nicht in die Füße der eigenen Mitspieler. Auch im zweiten Durchgang eher Mitläufer als Anführer.

Franck Ribéry

Vergab die allererste Chance in der Post-Ancelotti-Zeit, als er eine Robben-Flanke lässig in die Arme Jarsteins köpfelte. Versuchte in Minute 55 auch einen Haraguchi-Slalomlauf, fand dann keinen Abnehmer und schoss den Ball hoch Richtung Ostkurve. Verletzte sich nach 60 Minuten bei der Ballannahme. Coman ersetzte ihn.

Robert Lewandowski

Hob den Ball in der 35. Minute über Jarstein hinweg Richtung Tor, doch Stark stand im Weg. Drosch den Ball kurz vor der Pause dann knapp am Tor vorbei. Beim dritten Versuch klappte es schließlich, als sich Stark für seine Rettungstat mit einem verlorenen Kopfballduell beim Polen revanchierte. Lewandowski bedankte sich artig.

Thiago Alcántara

Kam für den mürrischen Robben, brachte keinen Schwung mehr.

Kingsley Coman

Kam für Ribéry, konnte keine Azente mehr setzen.

Niklas Süle

Vertrat Boateng würdig, indem er seinen ersten Zweikampf gegen Haraguchi gewann.

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