FC Bayern in der Einzelkritik:Aufgeblüht in Einsamkeit

Edelbiene Robert Lewandowski verwöhnt die Münchner Seele, Thiago vollführt Zirkusnummern und Thomas Müller erlebt ein Frühlingserwachen der unschönen Art. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

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Pepe Reina

FC Bayern München- Eintracht Frankfurt

Quelle: Tobias Hase/dpa

Der Spanier kennt die Vorteile einer Wiese im Münchner Frühling wohl nicht. Ein Torwart einer überlegenen Mannschaft könnte dort, auf den Rasenplätzen der Stadt, einen lieblichen Strauß Blümchen pflücken. Für seine Mama, Freundin oder Ehefrau. Doch im grün-grünen Rasen in der Arena hat selbst im herrlichsten Primavera kein Gänseblümchen eine Chance zu wachsen. Und so stand Reina 40 Minuten lang auf dem Grün und konnte sich über die fehlenden Blümchen ärgern. Als dann der Frankurter Sonny Kittel alleine auf ihn zukam, blieb er wie angewurzelt stehen, was genau das richtige war, um den Schuss abzuwehren. Sonst weiter auf der Blümchensuche.

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Mitchell Weiser

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Quelle: AP

Es soll sein letzter Frühling in München sein (sofern er nicht zum TSV 1860 wechselt), sein Vertrag bei den Bayern soll nicht erneuert werden. Gab um 15.10 Uhr seine erste Bewerbung beim Rest der Bundesliga ab, als er Manuel Neuer aus 20 Metern den Ball in den Winkel drosch. Sein Kunstschuss beim Aufwärmen konnte er anschließend nicht wiederholen, dennoch gab er keinesfalls die "lame duck", sondern fügte sich anständig in das Kombinationsspiel der Münchner ein. Bereitete das 3:0 vor.

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Rafinha

Bayern Munich's Lewandowski celebrates scoring a goal against Eintracht Frankfurt with teammate Rafinha during their German Bundesliga first division soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

War in der Vor-Guardiola-Zeit mal so lange auf der Ersatzbank abgetaucht, dass man ihn in der Winterstarre vermutete. In der gut bezahlten, immerhin. Inzwischen ist er so wichtig, dass er in diesem Pokal-Champions-League-Zwischenspiel einfach mal zum Innenverteidiger aufstieg. Benatia verletzt, Boateng geschont, Badstuber noch nicht reif. Doch - nix gegen Rafinha - gegen diese Frankfurter hätte auch der inzwischen 67-jährige Katsche Schwarzenbeck verteidigen können. Bei seiner Auswechslung forderte Trainer Guardiola dennoch die Zuschauer mit hoch erhobenen Armen zu einem warmen Frühlingsapplaus auf.

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Dante

FC Bayern Muenchen v Eintracht Frankfurt - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Begann das Spiel mit einer gelben Karte. Rammte Nelson Valdez im Luftduell den Ellbogen ins Gesicht, dass bei diesem schon nach zweieinhalb Minuten eine Wunde an der Schläfe klaffte. Letztverbliebener Innenverteidiger in der Bayern-Elf, dabei glaubten viele kürzlich noch, der 31-Jährige befinde sich im Herbst seiner Bayernzeit. Doch nicht nur wegen rustikalem Ellbogen-Einsatz erlebt Dante noch einmal Frühlingsgefühle in München. Gab wie zuletzt in Dortmund und Leverkusen einen souveränen Mann in letzter Linie.

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Juan Bernat

FC Bayern München- Eintracht Frankfurt

Quelle: dpa

Um zu erkennen, was Juan Bernat vor allem ausmacht, reichte eine Szene in der ersten Hälfte. Da sprintete er 60 Meter nach vorne, um Stürmer Lewandowski beim Pressing zu unterstützen. Weil er aber doch zu spät kam, sprintete er sofort 60 Meter zurück, um sich in einen Zweikampf zu werfen. Er kam dabei zu Fall, Frankfurt griff weiter an, Bernat sprang auf und sprintete zurück an den eigenen Sechzehner. Die Maschine Bernat läuft und läuft. Immer dabei, ob heiß ob kalt, ob Herbst oder Frühling. Immer im Sprint. Dass er diesmal vom Ur-1860er Aigner schon nach 30 Sekunden rüde gefoult wurde? Egal. Bernat sprintete weiter. Bis zum Schluss.

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Xabi Alonso

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Quelle: AFP

Im Herbst seiner Karriere gerät er zunehmend zu seiner eigenen Statue, wenn er sich da hinten zwischen den Innenverteidigern den Ball geben lässt und dann wie ein Admiral auf der balearischen See die Angriffe einleitet. Hat stets ein imaginäres Fernglas dabei, sodass er wieder einmal versuchte, einen Freistoß aus der eigenen Hälfte ins gegnerische Tor zu schlagen. Er verfehlte das Ziel. Seine Zuspiele erreichten allerdings so zuverlässig ihr Ziel wie die Hummeln im Frühling ihre Blüten finden.

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Philipp Lahm

FC Bayern Muenchen v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Lag zuletzt ein halbes Jahr in Winterruhe. Hatte sich aber pflichtbewusst genug Körner gebunkert, um körperlich einigermaßen fit zurückzukommen. Hat sich aber offenbar zu einem langsamen Aufbautraining im Wettkampf entschlossen, spielt derzeit immer genauso gut, wie es gerade sein muss. Leistete sich dementsprechend gegen Frankfurt ein paar Fehlpässe - reichte ja trotzdem. Agierte ansonsten still, aber wirkungsvoll und überforderte das Frankfurter Mittelfeld mit seiner Winterruhe-Nachform locker. Legte vor dem 2:0 einen Sprint hin, der mit Winter und Ruhe dann aber wirklich nichts mehr zu tun hatte.

(Archivbild)

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Thiago Alcántara

FC Bayern Muenchen v Eintracht Frankfurt - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Der Fußballer Thiago hat quasi einen mehr als einjährigen Winterschlaf hinter sich. Hatte geheult vor Freude, als die Doktoren das Aufwachen erlaubten und damit seine Rückkehr auf den Platz. Dem Spanier geht es nun wie den Kirschbäumen: Ihre Farbenpracht lockt allerlei Liebhaber an, die sich ob des Spektakels in Uhhs und Ahhs ergehen. Die ersten Ovationen erhielt er vor dem Spiel, als ihm die Zuschauer zu seinem 24. Geburtstag applaudierten. Applaus für Thiago wiederholte sich anschließend regelmäßig: Er dribbelte Slalom durch das Mittelfeld, spielte Top-Spin-Pässe, zeigte kleine Zirkusnummern mit der Hacke, griff dem Schiedsrichter liebenswürdig ins Gesicht - es gibt immer was zu sehen bei Thiago. Als er nach 69 Minuten vom Platz trottete, erhoben sich die meisten Zuschauer.

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Mario Götze

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Quelle: AP

Ein Mario Götze beim Pflücken von Gänseblümchen ist eigentlich gut vorstellbar. Während er pflückt, würde er nebenher den Ball auf Rücken, Steiß und Hacken jonglieren, die Blüten abzählen ("ich spiel' ab, ich spiel' nicht ab). Aber wie Pepe Reina suchte auch er umsonst. Gehört ja der Gattung der Wurschtler an, versucht auf möglichst wenigen Grashalmen möglichst viele Gegnerbeine zu umkurven. Das gelang gegen Frankfurt manchmal, manchmal auch nicht. War präsent im Aufbauspiel und versuchte stets, das Münchner Passspiel mit einem Wurschtl-Dribbling zu veredeln. Nach gut einer Stunde drosch er den Ball so an den Pfosten.

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Thomas Müller

FC Bayern Muenchen v Eintracht Frankfurt - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Erlebte eine Art Frühlingserwachen der unschönen Art. Bejubelte ausgiebig sein Tor zum vermeintlichen 2:0, stand schon wieder in der eigenen Hälfte. Doch Linienrichter Kai Voss hatte was gesehen, und das veranlasste den Schiedsrichter, das Tor abzuerkennen. Müller schimpfte wie ein Rohrspatz, doch auch das half nichts. Schimpfte insgesamt viel, spielte insgesamt unauffällig bis unglücklich. Streifte sich nach Lahms Auswechslung die Kapitänsbinde um und fühlte sich sogleich verantwortlich, ein typisches Müller-Tor zu schießen.

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Robert Lewandowski

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Quelle: AFP

Fühlt sich sichtlich wohl in seinem ersten Münchner Frühling. Sein 1:0 war selbst für die verwöhnte FC-Bayern-Seele ein Traum von einem Tor. Sich selbst vorgelupft, gedreht und volley ab in den Winkel. Lewandowskis Wohlbefinden könnte daran liegen, dass derzeit nicht mehr ganz so viele Bienen in der Münchner Offensive um die schönsten Blüten rangeln. Ohne Robben und Ribéry läuft vieles auf den Polen zu, was ihm merklich mehr behagt als nur eine Edelbiene in einem Schwarm Edelbienen zu sein. War der mit Abstand gefährlichste Münchner. Zeigte beim Abstauber-Kopfball zum 2:0 eine Bogenspannung im Rücken, die jeden Hochspringer blass werden ließe. Hat nun neun Treffer in den vergangenen acht Ligaspielen erzielt.

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Sebastian Rode

FC Bayern Munchen v PFC CSKA Moskva - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Kam gegen seine alte Mannschaft erst nach 68 Minuten. Weil er für Thiago eingewechselt wurde, fühlte er sich zu einem Hackentrick verpflichtet, der beinahe zu einem weiteren Tor von Lewandowski geführt hätte. Erfährt am Dienstag in Porto, ob ihn Trainer Guardiola für die Champions League geschont hat oder ob er eben doch der ewige Ergänzungsspieler ist.

(Archivbild)

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Gianluca Gaudino

FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Zeigte beim Aufwärmen ein paar schöne Tricks im Stehen. Saß dann auf der wohl zahlmäßig kleinsten Ersatzbank der bayerischen Fußballgeschichte mit insgesamt vier Auswechselspielern. Kam für Lahm - und zeigte ein paar schöne Pässe.

(Archivbild)

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Holger Badstuber

Holger Badstuber

Quelle: Sven Hoppe/dpa

Musste als letzter Einwechselspieler Manuel Neuer endgültig die ganze Ersatzbank überlassen. Wurde mit "Badstuber"-Rufen begrüßt. Wird noch für stärkere Gegner benötigt.

(Archivbild)

© SZ.de/ska
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