FC Bayern in der Einzelkritik:Anarchisten mit saftigem Wumms

Thomas Müller trifft beinahe mit jedem Körperteil ins Tor, Xherdan Shaqiri demonstriert sein Tiki-Taka-Talent und glänzt mit seinem wuchtigen linken Fuß. Und Philipp Lahm studiert im Mittelfeld heimlich Xavi-Videos. Der FC Bayern beim 4:1 gegen Hannover 96 in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

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FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer

Bayern Munich's goalkeeper Neuer saves ball against Konan of Hanover 96 during German soccer cup match in Munich

Quelle: REUTERS

Manuel Neuer: Bekommt für einen, der in München einst mit "Koan Neuer" empfangen wurde, mittlerweile Komplimente von galaktischer Größe. Für einen der "besten Torhüter der Geschichte", hält ihn sein Trainer Pep Guardiola - und überhaupt sei er einer "der besten auf dem Fußballplaneten". Bekam wegen der Laissez-Faire-Attitüde seiner Vorderleute zumindest ein paar Mal die Gelegenheit, diese Lorbeeren zu rechtfertigen. Hatte aber auch genug Zeit, sich zu überlegen, ob es nicht vielleicht doch noch einen Besseren auf diesem Erdball gibt.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Rafinha

FC Schalke 04 - FC Bayern München 0:4

Quelle: dpa

Rafinha: Dürfte nach knallharten Recherchen von SZ.de Guardiola für einen der besten Trainer im Fußballorbit halten, schließlich spielt er regelmäßig seit der Ankunft des Katalanen. Auch diesmal wieder hinten rechts als rennender Giftzwerg im Einsatz. Erledigte seine Aufgabe passabel, wenngleich er vor dem 1:2 der Gäste höchst ungiftig zuschaute, wie Hannovers Pocognoli flankte. Wird weiterhin auf Guardiolas Gunst hoffen, der ihn nach weitgehender Beschäftigungslosigkeit in der vergangenen Saison eindeutig wiederbelebt hat.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Dante

Bayern Muenchen v Hannover 96 - DFB Cup

Quelle: Bongarts/Getty Images

Dante: Besitzt selbstredend eine der besten Fußballerfrisuren auf dieser Welt und könnte mit dieser jederzeit als Jimi-Hendrix-Double in den Fasching gehen. Oder auf die Wiesn. Bewies trotz der dichten Tapete auf dem Kopf Durchblick, als er Pizarro den Ball zum 2:0 aufs Haupt servierte - eine Flankenvorlage von Dante, wann hatte es das schon gegeben? Verzichtete für den Rest des Spiels auf weitere Kapriolen und demonstrierte, dass er auch biederen Verwalterfußball bestens beherrscht.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Daniel Van Buyten

Bayern Muenchen v Hannover 96 - DFB Cup

Quelle: Bongarts/Getty Images

Daniel Van Buyten: Ist als Sohn eines früheren Rummelplatz-Kämpfers mit dem Wahnsinn auf Volksfesten bestens vertraut - und wer ehrlich ist, würde er auch einen guten Bierzelt-Türsteher abgeben: Ein vornehmer Riese mit Gespür fürs Grobe. Agierte mitunter sogar etwas zu nachsichtig und ließ Hannovers Angreifer einfach passieren. Blieb immerhin ohne größere Schnitzer, was diesen Abend zu einer entspannten Sache werden ließ.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Diego Contento

FC Bayern präsentiert Auswärtstrikots

Quelle: dpa

Diego Contento (links): Gab in Guardiolas Rotations-Revue den Überraschungsgast auf der linken Seite, was einen gewissen David Alaba den Startelf-Platz kostete. Fremdelte über weite Strecken aber wie ein Siebtklässler auf Kollegstufenfahrt: Stand unsicher im Raum herum, wirkte hastig und kam beim 1:2 gegen Ya Konan zu spät. Insgesamt ein recht fahriger Auftritt des Ersatzmannes, der doch eigentlich ein wenig vorspielen wollte.

(Archivbild)

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FC Bayern in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Bayern Muenchen v Hannover 96 - DFB Cup

Quelle: Bongarts/Getty Images

Philipp Lahm: Dürfte nach gesicherten Informationen aus dem Bayern-Innenleben für Guardiola einer der "besten Feldspieler des Planeten" sein und ist sowieso ein "super super Spieler". Stammt zwar aus München-Gern, trägt aber reichlich Barcelona-Gene in sich - ganz nach dem Gusto des Trainers. Kreiselte erneut durchs defensive Mittelfeld, als hätte er heimlich Xavi-Videos studiert. Könnte diese Position auch auf längere Sicht besetzen, was den Herren Thiago und Martinez zu denken geben sollte.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Xherdan Shaqiri

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Quelle: AFP

Xherdan Shaqiri: Ebenfalls mit reichlich Tiki-Taka-Talent gesegnet - zudem mindestens der beste Schweizer Fußballer der nördlichen Hemisphäre. Lieferte entsprechend gleich ein Slapstick-Leckerli, indem er auf kuriose Weise eine frühe Führung verstolperte. Besann sich daraufhin auf richtigen Fußball und zirkelte Müller zweimal zielgenau den Ball vor die Nase. Ließ immer wieder aufblitzen, welch saftigen Wumms er in seinem linken Fuß beherbergt und kann mit Recht darauf verweisen, dass er meist gut spielt, wenn er ran darf.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Thomas Müller

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Quelle: AFP

Thomas Müller: Saß zuletzt gegen Schalke lange draußen, so etwas schmeckt einem Müllerthomas eigentlich gar nicht. Zeigte sich trotzdem in bester Laune - was vermutlich an dem wunderschönen Altweibersommerwetter lag. Und was macht der Müllerthomas an so einem Tag? Er schießt Tore, und zwar erst im Zusammenspiel von Hüfte und Arm und dann im Fallen mit dem Fuß! Solche Treffer gelingen eben nur ihm. Bewies einmal mehr, dass er der beste Anarchist des Fußballplaneten ist.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Bastian Schweinsteiger

Bayern Muenchen v Hannover 96 - DFB Cup

Quelle: Bongarts/Getty Images

Bastian Schweinsteiger: Seine geliebte Sechserposition verwässert im Guardiola-System immer mehr - und was macht Schweinsteiger? Erfindet sich einfach neu und erzielt neuerdings Kopfballtore wie kürzlich in der Bundesliga. Hatte in der Zentrale einen enormen Wirkungskreis und rutschte sogar Bällen hinterher, für die sich andere zu schade wären. Als dem Strategen ein wenig die Kräfte schwanden, durfte er unter Applaus vom Feld. Einziges Manko: diesmal ohne Kopfballtor.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Toni Kroos

FC Bayern München - Hannover 96

Quelle: dpa

Toni Kroos: Avancierte schon beim Aufwärmen zum Maradona aus besten Neapel-Tagen, indem er gedankenversunken Kunststückchen praktizierte. Hätte damit wohl gar nicht mehr aufgehört, wenn nicht irgendwann der Anpfiff ertönt wäre. Zeigte schließlich auch Handfestes: Erst prügelte er einen schönen Volleyschuss aufs Tor, dann eine Direktabnahme Richtung Autobahn-Ausfahrt. Fungierte ansonsten im Mittelfeld als Billardbande und ließ elegant die Bälle zum Nebenmann abtropfen. Wer war noch einmal dieser Maradona?

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FC Bayern in der Einzelkritik:Claudio Pizarro

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Quelle: AFP

Claudio Pizarro: Noch so ein Hineinrotierter, der plötzlich Anfangself-Luft schnuppern durfte. Hatte sich mit einem Treffer auf Schalke für diesen Auftritt qualifiziert und schien willens, auch diesmal seine feinen Füße zur Schau zu stellen: Doppelpässe oder flinke Kombinationen? Mit Pizarro null problemo. Kann's aber auch mit dem Kopf, wie er beim 2:0 eindrucksvoll demonstrierte. Durfte sich ab der 62. Minute schon einmal für den Volksfestbesuch fesch machen, denn da kam für ihn Ribéry.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Franck Ribery

FC Bayern München - Hannover 96

Quelle: dpa

Franck Ribéry: Neben dem Müllerthomas und David Alaba wichtigster Vertreter der bayerischen Bazi-Fraktion. Legte nach seiner Einwechslung los, als wäre er mit einem Cola-Rausch aufs Feld gekommen: Flitzte, dribbelte und wuselte wie eine Kellnerin im Bierzelt. Erzielte schließlich das 4:1, als ihm 96-Keeper Zieler die Kugel direkt vor die Füße patschte. David Alaba: Wuchs nicht weit vom Wiener Prater entfernt auf und ist schon deshalb quasi ein Volksfest-Vollblutler, was in diesen Tagen ein entscheidender Vorteil ist. Kam in der zweiten Hälfte für Schweinsteiger und durfte sich in offensiver Position ein wenig austoben. Ist nach Einschätzung vieler Experten der urlässigste Österreicher des Planeten. Jan Kirchhoff: Durfte auch noch ein wenig diesen Altweibersommer-Abend vom Rasen aus genießen.

© Süddeutsche.de/sonn
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