Sven Ulreich
Sollte Manuel Neuer ersetzen, was natürlich völlig unmöglich war. Tat aber sein Bestes und stand schon in der 15. Sekunde so weit vor dem eigenen Tor, wie er es in Stuttgart nie getan hat. Versuchte dann mit Hummels und Martínez eine Art Aufbauspiel, was aber mit einem Schlag von Ulreich im Aus landete. Als Raphael Guerreiro dann heranstürmte, merkte er, dass ihm auch die Autorität eines Welttorhüters fehlt. Guerreiro hielt einfach drauf und Reus staubte ab. Spielte zwar lange nicht wie ein Manuel Neuer, aber wie ein guter Sven Ulreich. Irrlichterte dann beim Dortmunder Ausgleich durch den Strafraum, dass er sich von den bayerischen Rentnern grantige Schimpfe abholte.
Philipp Lahm
Wird seine Fußballer-Karriere nun doch mit einem Heimspiel gegen den SC Freiburg und nicht mit einem DFB-Pokal-Finale in Berlin beenden. Spielte aber in den ersten Minuten so, als hätte er Bock auf eine Woche früher Urlaub. Verschätzte sich kolossal bei einem langen Ball auf Guerreiro. Sah den Portugiesen auch beim Gegentor nicht ansprinten und reagierte zu langsam. Entdeckte dann den Lionel Messi in sich und wuselte extrem offensiv bis auf der Grundlinie die BVB-Abwehr durcheinander. Spielte auch nach dem 2:2 offensiv und verlor vor dem 2:3 den entscheidenden Ball gegen Marco Reus.
Javi Martínez
Galt jüngst noch als so zuverlässig wie ein Allesreiniger, putzte dann aber im Hinspiel gegen Madrid zwei Konter gelbwürdig weg. Flog unnötigerweise vom Platz und hatte so seinen Anteil am Aus des FC Bayern. Hatte nun seinen Anteil am ersten Gegentor der Bayern, weil er einen Rückpass genau in den Lauf von Raphael Guerreiro spielte. Merkte, dass das zu viele Böcke auf einmal für einen Innenverteidiger sind und warf sich fortan mit der Wucht eines baskischen Stiers in jeden Offensivkopfball, um seinen Fehler wieder gutzumachen. Sein zweiter Rammbock-Anlauf war dann ein Tor.
Mats Hummels
Sehr passend, dass er sein Tor ausgerechnet mit einem Pass erzielte. Dirigierte zuvor zusammen mit Xabi Alonso das Bayern-Spiel als Nummer zehn in der Innenverteidigung. Jubelte dann aus Respekt vor seinen alten Mannschaftskameraden nicht. Lieferte nach seiner wundersamen Heilungen eine bemerkenswerte Leistung ab. Trainierte vor dem Madrid-Spiel kaum zwanzig Minuten, absolviert aber seitdem jede Bayern-Spielminute und rechtfertigte die Einsätze trotz geschwollenen Sprunggelenks mit dem schönen Satz: "Ich konnte da nicht mehr viel kaputt machen. Es war ja schon kaputt." Setzte wie zum Beweis in der 55. Minute ein Tackling gegen den heranstürmenden Dembélé und gewann einen Ball, der in 19 von 20 Fällen nicht fair zu gewinnen ist. Danach applaudierte das Stadion sitzend. Bei seiner Auswechslung in der 61. Minute applaudierte es dann stehend. Bester Bayern-Spieler. Nachdem er ging, kippte die Partie.
David Alaba
Nummer zwei der wundersamen Heilungen in der Bayern-Abwehr. Trainierte vor dem BVB-Spiel kaum zwanzig Minuten, spielte aber gegen Dortmund trotz Kapselzerrung im Knie. Spielte normal, was angesichts seiner Verletzung eine gute Nachricht war, angesichts seiner bisherigen Saisonleistungen aber eher nicht. Ist schluderig, wo er vor zwei Jahren nicht schluderig war. Profitierte lange davon, dass er zwei Innenverteidiger in Ausnahmeform neben sich hatte. Stand bei der Flanke zum Ausgleich schief auf der Wiese herum und ließ sich von Dembélé beim 3:2 auswackeln wie eine Slalom-Stange beim Skifahren.
Xabi Alonso
Hat die Kunst perfektioniert, taktische Fouls so früh zu begehen, dass der Schiedsrichter sie nicht als taktische Fouls erkennt. Fällte einige Dortmunder und kam ohne gelbe Karte davon. Bekam dann mit seiner letzten Aktion auf dem Feld die Verwarnung, weil Manuel Gräfe eine Schwalbe gesehen haben will. Schwalbte nicht, aber das wird ihn kaum trösten. Muss nun ebenfalls seine Karriere mit einem Heimspiel gegen den SC Freiburg beenden.
Arturo Vidal
Hat sich unlängst den Spruch "Never give up" über den Kehlkopf tätowieren lassen. Hätte sich vielleicht auch mal "Stay calm" auf den Handrücken schreiben können. Holzte sich in Madrid anständig durchs Spiel, gab gegen Dortmund aber zunächst den Kuschel-Chilenen und verzichtete auf offene Gewaltanwendung. Wäre nach der Auswechslung von Xabi Alonso beim Stand von 2:3 als Antreiber gefordert gewesen.
Arjen Robben
Wollte Schiedsrichter Manuel Gräfe seinen Job erklären. Als der in der ersten Halbzeit die Bayern-Mauer bei einem BVB-Freistoß nach hinten stellte, fing Robben an, den Abstand einfach selbst nachzumessen. Machte acht Schritte und merkte dann, dass das mit den 9,15 Metern doch stimmen könnte. Gräfe zeigte ihm für die Messung Gelb. Diskutierte auch nach seiner Verwarnung einfach weiter mit dem Schiedsrichter, als wäre nichts gewesen. Kam damit durch. Ansonsten so heiß gegen den BVB, dass der Schneeregen auf seiner Glatze dampfte. Hätte das Spiel mehrfach vorentscheiden können, scheiterte aber erst an Roman Bürki und dann am Monsterblock von Sven Bender, der den Ball noch an den Pfosten lenkte. Vollendete sein Triumvirat des Scheiterns, als er in der 85. Minute aus kurzer Distanz nicht am elefantös reagierenden Dortmunder Torwart vorbeikam.
Thiago
Hatte Phasen in dieser Saison, da fehlte nur noch der Zylinder auf seinem Kopf. Zauberte und trickste sich durch die Reihen und hätte sich nach beinahe jedem Pass verbeugen können. Hat ausgerechnet in den entscheidenden Spielen den Zylinder gegen eine Kappe getauscht. Chippte Bälle ins Aus, und wenn man genau hinsah, dann versprang ihm auch mal eine Annahme. War dann wenigstens so konsequent und dachte: Wenn die Magie alle ist, dann muss halt Handwerk her. Grätschte vor der Pause als letzter Mann (!) eine Flanke ab. Arbeitete sich in die Partie. Am Ende fehlten seine Pässe und seine Magie.
Franck Ribéry
Ist schnell im Dribbling und sensibel im Gemüt. Soll, so schreibt der Boulevard, nach dem Spiel gegen Mainz erbost aus der Arena abgebraust und sauer auf Trainer Ancelotti sein. Davon sah man nichts. Dribbelte gegen seinen ewige schwarz-gelbe Nemesis Lukas Piszczek so engagiert wie schon immer. War allerdings oft einen Zentimeter zu ungenau, eine halbe Sekunde zu lang am Ball. Wurde mal von Ousmane Dembélé gefällt wie eine französische Zeder. Ließ sich davon natürlich nicht beeindrucken und war in der ersten Halbzeit der beste Offensivspieler der Bayern. Gab den Titel dann an Arjen Robben ab.
Robert Lewandowski
Spielte seit seiner Schulterverletzung so, als würde er sich eine American-Football-Uniform wünschen. Zögerlich in den Zweikämpfen wünschte er sich körperloses Spiel, was ihm Sokratis und Bender natürlich nicht gewährten. Man hätte ahnen können, dass das nicht sein Tag wird, als er bei einem Freistoß in guter Position an der zweitkleinsten Mauer der Welt scheiterte (zwei Mann). Lief dann tatsächlich allein auf Roman Bürki zu, scheiterte aber, obwohl er kaum Gegenwehr hatte. Auch in der Phase, in der er gefordert gewesen wäre, irgendwie ohne Körperspannung.
Einwechselspieler: Jérôme Boateng, Thomas Müller, Douglas Costa
Kam für Mats Hummels und trat damit in Fußstapfen, die nicht auszufüllen waren.
Thomas Müller
Warf sich in alle Zweikämpfe, in die sich Robert Lewandowski nicht werfen konnte oder wollte. Allein, im fehlt schon die ganze Saison Genauigkeit und Glück.
Douglas Costa
Kam für Ribéry und das auffälligste an seinem Auftritt war, dass Ribéry sich über seine Auswechslung beschwerte. (Archivbild)