FC Bayern in der Einzelkritik:Alonso ist der lässige Chef

Der Spanier sortiert das Spiel der Münchner, Franck Ribéry erlebt seinen schwärzesten Tag, Arturo Vidal leistet sich eine grobe Unsportlichkeit. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

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FC Bayern Muenchen v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Manuel Neuer

Im Prinzip ja der Anti-Pizarro. Blond statt schwarzhaarig, Torwart statt Stürmer, ernst statt fröhlich und während den Peruaner die Fanlager von Bremen und München bejubeln, wird Neuer in Schalke ausgepfiffen und von den Bayern-Fans immer noch nicht gefeiert, obwohl er nun mehr Spiele für Rot als für Königsblau gemacht hat. Lupfte in der 40. Minute einen Ball, den er sich gegen Pizarro erlaufen hatte, über Zlatko Junuzovic vor die Füße von Sambou Yatabaré und sorgte so selbst für die größte Bremer Torchance in Halbzeit eins. Bolzte in seiner nächsten Aktion den Ball über die Mittellinie. Schien sich daran zu erinnern, dass er trotz aller Mitspielerei immer noch Torwart ist.

(Archivbild)

FC Bayern Muenchen v Werder Bremen - DFB Cup Semi Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Philipp Lahm

Bestritt sein achtes DFB-Pokal-Halbfinale. Sein bis dato letztes war, als er im vergangenen Jahr gegen Dortmund am Elfmeterpunkt ausrutschte wie eine Comicfigur auf einer Bananenschale. Agierte gegen Bremen wieder wie Philipp Lahm und zeigte, dass auf der ganzen Welt kein Spieler besser erkennen kann, wann er als Rechtsverteidiger in die Mitte ziehen kann und wann er es zu lassen hat. Dribbelte sogar mehrfach in den gegnerischen Strafraum und war aber trotzdem hinten, um diverse Fehler, meistens von Franck Ribéry, auszubessern. Blieb diesmal standfest auf einem Rasen ohne Bananenschalen.

FC Bayern Muenchen v Werder Bremen - DFB Cup Semi Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Javi Martínez

Ist immer noch der teuerste Transfer der Bundesliga-Geschichte und hat es nun in den vergangenen Tagen geschafft, mehr Spiele zu verpassen als zu spielen. Gut, so einen Kreuzbandriss kann man schwer jemandem vorwerfen, aber seitdem ist er so anfällig geworden wie Arjen Robben. Zeigte gegen Bremen vor allem: Kopfbälle. Wuchtete die Kugel mit der Dynamik eines voll intakten Körpers mehrfach aus dem Strafraum. Besitzt außerdem ein Spielverständnis wie sonst nur Xabi Alonso und Philipp Lahm. Solange sein Körper nicht streikt, wird ihn Pep Guardiola aller Wahrscheinlichkeit nach Medhi Benatia vorziehen.

FC Bayern Muenchen v Werder Bremen - DFB Cup Semi Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

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David Alaba

Kann alles und spielt überall. Wenn er im Alltag so flexibel ist wie auf dem Platz, dann kann er auch beim Kochen bügeln, beim Baden putzen und beim Staubsaugen den Keller aufräumen. War diesmal wieder Innenverteidiger und versuchte in der 63. Minute einen Ball direkt vorm Tor gleichzeitig zu klären und im Spiel zu halten. Schoss dabei aber ins eigene Tor und hatte Glück, dass Schiedsrichter Tobias Stieler auf Foul von Fin Bartels entschied. Wechselte nach der Einwechslung von Medhi Benatia wieder auf die Linksverteidiger-Position und hatte somit sein Soll von mindestens zwei Aufgaben pro 90 Minuten erfüllt.

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Quelle: Matthias Schrader/AP

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Juan Bernat

Für den FC Bayern so etwas wie der Wasserkocher. Niemand wird jemals in die Küche eines Freundes stapfen und den Satz "Wow, was für ein schöner Wasserkocher" sagen. Mit einem Wasserkocher zu glänzen, das ist unmöglich. Aber man braucht ihn halt und er ist ungeheuer praktisch. Genau so spielte Bernat auch gegen Bremen. Kurz, schnell, effektiv, ohne Fehler. Ging in der 58. Minute für Medhi Benatia. Sein Problem: Für Gala-Dinner (wie gegen Atlético) benutzt man eher keine Wasserkocher.

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Quelle: AFP

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Kingsley Coman

Ein Teil der Coco-Co-Produktion Costa und Coman. Der andere Teil musste wegen akuter Formschwäche auf die Bank. Hat gegenüber Douglas Costa den Vorteil, dass er beim Flanken den Kopf oben hat und den Ball nicht mehrfach pro Spiel blind in den Strafraum schlägt. Wurde mehrfach von Alonso lang geschickt und sammelte so ein paar Meter im Sprint, da die Bälle oft einen Tick zu lang kamen. Hat gegenüber Douglas Costa den Nachteil, dass er vielleicht ein halbes Km/h langsamer ist und vielleicht den ein oder anderen halben Zweikampf verliert. Ein Spieler namens Janek Sternberg checkte ihn etwa mehrfach weg. Wenn man sich zwischen Costa und Coman entscheiden muss, ist die Antwort ein klares: Kommt drauf an.

Bayern München - Werder Bremen

Quelle: dpa

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Xabi Alonso

Hat unter der Woche nochmal an Klasse gewonnen, auch wenn das kaum mehr möglich war. Redete in einem Interview für das SZ-Magazin über Indie-Bands, US-Serien und über die Pinakothek, die ein Großteil seiner Teamkameraden vermutlich für eine Bar mit Fokus auf Colada-Cocktails halten. Spielte gegen Bremen mit der gleichen noblen Klasse dieses Interviews. Ließ sich durch das gelegentliche Pressing so wenig aus der Ruhe bringen, als würde er ein Gemälde betrachten. Sortierte das Spiel und zeigte irgendwann mit dem Finger Franck Ribéry an, wohin er zu passen hatte, als dieser schon wieder einen gefährlichen Querpass spielte, an den Alonso vermutlich noch niemals in seiner Karriere überhaupt dachte. Trat einmal einen so krummen Eckball, dass dieser durchs Aus segelte. Schoss kurz darauf einen Eckball auf den Kopf von Thomas Müller. Lässiger Chef auf dem Platz, sein Spiel würde Anzug ohne Krawatte tragen.

FC Bayern Muenchen v Werder Bremen - DFB Cup Semi Final

Quelle: Matthias Hangst/Getty Images

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Mario Götze

Was soll man zu Mario Götze noch schreiben? Wenn man sein Spiel wohlwollend betrachtet, dann läuft er viel, dann macht er bei der Ballannahme keinen Fehler, dann hält man ihm zugute, dass er ein bisschen defensiver spielen musste, weil Thomas Müller auf dem Platz stand. Und dass er einmal gegen die Bremer Riesen-Abwehr einen Kopfball nach einer Ecke holte. Aber reicht das? Eher nicht. Wirkt wie jemand, der bloß keinen Fehler machen will und deswegen verkrampft. Machte zum Beispiel viel weniger Fehler als Ribéry, aber trotzdem hatte man das Gefühl, dass der Franzose viel wichtiger für das Bayern-Spiel war. Ging in der 60. Minute und wer ihn nicht wohlwollend betrachtete, der bekam da zum ersten Mal mit, dass er überhaupt auf dem Platz stand.

Bayern Munich v Werder Bremen, German Cup

Quelle: REUTERS

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Franck Ribéry

Monsieur ist wieder da und gegen Bremen kam er ja damals 2007 in der Bundesliga an, als er den Ball auf dem Fuß tanzen ließ wie ein Puppenspieler seine Marionetten. Eine andere Zeit war das, Ottmar Hitzfeld war Bayern-Trainer, Luca Toni schraubte am Ohr und Sandro Wagner wurde in der 89. Minute für Toni eingewechselt. Das war einmal, in der Gegenwart erwischte Ribéry einen seiner unglücklichsten Abende beim FC Bayern. Brachte kaum einen Pass an den Mann, spielte in den ersten Minuten einen Killerquerpass in die Bremer Füße, den Philipp Lahm mit einer Killergrätsche ausbügeln musste. Musste sich dann von Xabi Alonso maßregeln lassen. War nach der Auswechslung von Kingsley Coman der einzige Flügelspieler auf dem Platz, was ihm gut tat, denn auch an gebrauchten Abenden hat er noch die Dynamik von 2007.

Bayern Munich v Werder Bremen, German Cup

Quelle: REUTERS

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Thomas Müller

Die seriöse Zeitschrift France Football (das Magazin, das einst "Europas Fußballer des Jahres" kürte) meint: Kein Fußballer verdient in Deutschland mehr als Thomas Müller. Angeblich 16 Millionen brutto seit seiner Vertragsverlängerung im vergangenen Dezember. Aber das Geheimnis von Thomas Müller ist ja, dass er immer noch so spielt, als würde ihm sein Opa danach nur ein gold-braunes Bonbon überreichen. Tauchte lange Zeit ab ohne Aktion, aber das Geheimnis von Thomas Müller ist ja auch, dass er dann eben doch Tore macht. Ein Kopfball-Tor gegen die größte Innenverteidigung der Bundesliga (1,97 Meter und 1,92), zum Beispiel. Oder ein Elfmeter-Tor durch müllersches Torwart-Ausgucken. Spielte unauffällig und machte trotzdem zwei Tore. Hermann Gerland sollte ihm ein Bonbon geben.

Football Soccer - Bayern Munich  v Werder Bremen - German Cup (DFB Pokal)

Quelle: REUTERS

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Robert Lewandowski

Kommt aus der kürzesten Formkrise in der Geschichte der Stürmer-Formkrisen. Fiel in der ersten Halbzeit dadurch auf, dass er manigfaltige Hereingaben verpasste. Versuchte seinen eigentlich recht dünnen Körper tapfer gegen Jannik Vestergaard (größter Spieler der Bundesliga) zu werfen und so wie in Dortmunder Zeiten die langen Bälle anzunehmen und den Prellbock zu geben. Fiel in der zweiten Halbzeit dadurch auf, dass Thomas Müller ihm früh eine miese Hereingabe servierte. Wurde dann von seiner Mannschaft ein bisschen im Stich gelassen. Spielte unauffällig, aber das wird nicht als Formkrise durchgehen.

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Quelle: AFP

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Medhi Benatia

Kam für Juan Bernat, damit David Alaba wieder seine Position wechseln konnte. Hat nach seinem Katastrophen-Auftritt gegen Turin offenbar bei Guardiola schlechte Karten und nach seiner Einwechslung wurde das Spiel der Bayern nicht besser.

FC Bayern Muenchen v Werder Bremen - DFB Cup Semi Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Thiago

Kam für Götze und wird in zukünftigen Spielen wohl eher für Götze gehen als umgekehrt.

Bayern München - Werder Bremen

Quelle: dpa

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Arturo Vidal

Oliver Kahn ließ sich in Lissabon eine Vidal-Frisur machen und Vidal pflügt dafür seit Wochen über das Spielfeld, wie weiland Oliver Kahns Stimme durch die Trommelfelle seiner Abwehrspieler. Kam herein, weil Pep Guardiola sah, dass seiner Mannschaft das Spiel zu entgleiten drohte. Und in der schlechtesten Bayern-Phase holte er direkt einen Elfmeter raus. Wollte den Strafstoß haben, was man daran sah, dass er quasi noch im Fallen den Kopf Richtung Linienrichter drehte. Klare Schwalbe, schade.

© SZ.de/fued
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