FC Bayern in der Champions League:Großes Lob für Guardiola

Trotz des Zwei-Tore-Vorsprungs gab es überhaupt nur zwei Momente, in denen Lopetegui an diesem Abend auf ein Weiterkommen hoffen durfte. Beim Anpfiff und als Jackson Martínez den Ball in der 76. Minute Richtung Tor abfeuerte. Es wäre das 2:5 gewesen (nachdem Martínez schon das 1:5 erzielt hatte, 73.) und die total ermatteten Münchner hätten anschließend kein Gegentor mehr bekommen dürfen. Doch Martínez schoss knapp vorbei. Am Ende traf Xabi Alonso noch per Freistoß zum 6:1.

So bleibt von diesem Abend hängen, dass sich auch ein FC Bayern wohlfühlt, wenn er sich mal in einer Art Außenseiterrolle befindet. "Es kann auch schön sein, wenn man mal mit dem Rücken zu Wand steht", sagte Müller, "weil wir als FC Bayern einmal im Jahr auch mal ein Spiel gewinnen können, und nicht immer nur nicht verlieren."

Und es bleibt hängen, dass Lopeteguis Kollege Pep Guardiola nicht wie im vergangenen Jahr gegen Real Madrid der Trainer-Depp ist, der alles falsch macht, wenn es darauf ankommt. Sondern der Trainer-Genius, den sie am liebsten auf Händen aus der Arena getragen hätten. "Wir können froh sein, so einen ausgefuchsten Trainer zu haben", sagte Rummenigge und Sportchef Matthias Sammer erklärte: "Der deutsche Fußball kann sich glücklich schätzen, ihn in seinen Reihen zu haben. Seine Ideen sind unglaublich."

Von Portos Selbstvertrauen war nichts mehr übrig

Guardiola hatte die Idee gehabt, dass Porto über die Außen zu knacken sei. Im Nachhinein fast banal, weil beide Randverteidiger wegen gelber Karten in München gesperrt waren. Das Außergewöhnliche ist, mit welcher Konsequenz Guardiola diese Idee dann verfolgt. Weil mit Robben und Ribéry die Flügeldribbler verletzt sind, stellte er Mario Götze (links) und Philipp Lahm (rechts) an die Seitenlinien.

Herr Lahm, haben Sie schon jemals Rechtsaußen gespielt? "Ja, vor ungefähr 17 Jahren. Bis zur U16 hab ich bei Bayern rechts vorne gespielt", erinnerte er sich, um noch einen Scherz hinzuzufügen: "Ich bin ja auch ein ähnlicher Typ wie Arjen Robben, das weiß ja jeder, dass ich gerne ins Tempodribbling gehe." Lahm spielte rechts vorne exzellent, bevor er später im Spiel auch im defensiven Mittelfeld, als Rechtsverteidiger und im offensiven Mittelfeld exzellent spielte.

Das gefürchtete Pressing der Portugiesen hebelte Guardiola mit der Anweisung an seine Innenverteidiger aus, den Ball einfach über die Presser hinweg auf Götze und Lahm zu schlagen. Die taktischen Kniffe der Bayern verwirrten den Gegner komplett. Ihre Leidenschaft und ihr Wille wirkten wie Säure. Porto löste sich auf. Von der Mannschaft, die vergangene Woche so robust und energisch Paroli geboten hatte, war nichts mehr übrig.

Von Perfektion wollte Pep Guardiola dennoch nichts wissen. Darauf angesprochen, reagierte er fast empört: "Nein, wir können besser spielen." Wie immer nach großen Siegen wirkte der Katalane eher verärgert als erfreut. Als ihn noch jemand auf seine an der Seite zerrissene Hose ansprach und ob es mit so einem Lüftungsloch nicht kalt gewesen sei in dieser Frühlingsnacht auf dem Platz, antwortete er genervt: "Nein, mir war heiß." Woraufhin er verschwand.

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