Der Welttorhüter macht bekanntlich keine Fehler, und selbst wenn ihm mal ein Fehler unterstellt wird, dann lernt die Welt danach etwas über Torhüter. Es ging nach dem Spiel natürlich um diese entscheidende 35. Minute im Vicente Calderón: Madrids Carrasco schießt. Manuel Neuer, 30, springt. Aber dann zieht er, der Welttorhüter, die Hände zurück. Der Ball fliegt vom Innenpfosten ins Tor, 0:1.
Ein Fehler, fand der ehemalige Weltfußballer Lothar Matthäus, der allerdings in seinem Leben noch nie Torhüter war. Letzteres interessierte die Diskussion aber nicht, sie hatte schon begonnen.
Selten wird nach Fußballspielen öffentlich über fachspezifische Bewegungsabläufe diskutiert. Die Erklärungsmuster nach Niederlagen gleichen sich eher, als dass sie sich unterscheiden. Häufig ist etwa davon die Rede, dass eine Mannschaft nicht ins Spiel oder in die Zweikämpfe finde. Und wenn sich schlaue Menschen über Fußball unterhalten, denen wichtig ist, dass sie schlau klingen, dann sprechen sie von der verzweifelten Suche nach sogenannten Halbräumen zwischen gegnerischen Verteidigern. Diesmal aber war es anders.
Wie Neuer die Sache sieht
Vielleicht sah er sich genötigt, vielleicht hatte er auch einfach große Lust darauf, jedenfalls gab Neuer bei Sky einen seltenen Einblick in die Feinheiten des Torwartspiels. Neuer erklärte: "Ich habe gemerkt, dass ich nicht drankomme. Ich wusste, dass der Ball zurückkommen kann (vom Pfosten, Anm.). Und wenn du beide Hände am Boden hast, kannst du natürlich schneller aufstehen als ohne Hände. Dann habe ich vielleicht die eine Zehntel vor Griezmann, wenn er auf den zweiten Ball (Abpraller, Anm.) geht. Wenn ich durchziehe und meinen Arm ganz lang mache, dann bin ich blank und komme nicht mehr hoch."
Und jetzt braucht das Standardwerk "Fußball-Torhüter. Das große Praxis-Handbuch für Spieler und Trainer" (Copress Verlag, 2011) mindestens ein neues Kapitel.