FC Bayern in der Bundesliga:Schon wieder unterfordert

FC Bayern Muenchen v Bayer 04 Leverkusen - Bundesliga

Bayern-Torschütze Arjen Robben.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern gewinnt 3:1 gegen Bayer Leverkusen und wundert sich über das passive Verhalten des Gegners.
  • Zumindest ein bisschen Anlass zur Selbstkritik finden die Münchner.
  • Niko Kovac steht am Mittwoch bei Benfica Lissabon sein erstes Champions-League-Spiel als Trainer bevor.

Aus dem Stadion von Maik Rosner

In Niklas Süles Gesicht war vor allem Verwunderung erkennbar, und er sah auch keinen Anlass, das zu kaschieren. Als fast alle seine Kollegen schon in den Feierabend gezogen waren, hinterließ der junge Innenverteidiger des FC Bayern noch ein paar Sätze in der Münchner Arena, die der Konkurrenz kein besonders gutes Zeugnis ausstellten. "Ich hatte auch das Gefühl, dass die sehr verhalten angelaufen sind", sagte Süle über die Gegenspieler von Bayer Leverkusen. Und nein, er habe nicht das Gefühl gehabt, dass Leverkusen noch ein Tor hätte schießen können. Er grinste.

Es wirkt nach drei souveränen Siegen in den ersten drei Spielen schon wieder, als seien die Bayern in der Bundesliga unterfordert - unabhängig davon, ob sie vom erfahrenen Triple-Gewinner Jupp Heynckes, 73, gecoacht werden oder von seinem vergleichsweise unerfahrenen Nachfolger Niko Kovac, 46. Den Münchnern genügte beim 3:1 (2:1) sogar ein recht dosierter Auftritt, um sich mit einem lässigen Erfolg auf die erste Dienstreise in der Champions League zu Benfica Lissabon am Mittwoch einzustimmen.

Und das, obwohl sie gegen Leverkusen durch Wendells verwandelten Handelfmeter früh in Rückstand geraten waren (5.). Danach aber rückten Corentin Tolisso (10.) und Arjen Robben (19.) die Verhältnisse dank grober Leverkusener Abwehrfehler schnell gerade, ehe der eingewechselte James Rodríguez den danach nie gefährdeten Sieg noch mit seinem Kopfballtor zum Endstand schmückte (89.).

Hoeneß wundert sich über Leverkusen

Getrübt wurde der bestärkende Nachmittag für die Münchner nur von Tolissos Kreuzbandriss sowie vom Teilriss des Innenbandes am linken Sprunggelenk bei Rafinha, nachdem ihm der eingewechselte Karim Bellarabi von hinten auf die Achillessehne gestiegen war und dafür nach nur sieben Minuten im Dienst vom Platz gestellt wurde (80.). Doch abgesehen von den Verletzungen konnten die Bayern zufrieden sein mit ihrem Start in die ersten drei englischen Wochen der Saison. Als einzige Mannschaft der Bundesliga weisen sie nach drei Spielen drei Siege auf.

Sportlich sei er zufrieden, sagte Trainer Niko Kovac, wenngleich er sich "gewünscht hätte, dass wir das 3:1 eher machen". Es passt zu diesen Bayern, dass sie sich selbst kritisieren, obwohl der Gegner hoffnungslos unterlegen war. "Alle müssen beim Pressing mitmachen", erinnerte Robben. Und auch Süle erkannte: "Wir haben nicht alles hundertprozentig richtig gemacht, aber vieles."

Dennoch stand am Ende jenes Fazit, das Uli Hoeneß mit erkennbarer Freude zog. "Wir haben den denkbar schlechtesten Einstand gehabt mit dem Elfmeter. Aber unsere Mannschaft ist so stark und gefestigt, dass sie auch so ein Pech wegsteckt und das dann hier sehr souverän nach Hause spielt", befand der Bayern-Präsident. Gewünscht hätte er sich, "dass die anderen zwischendurch auch mal versuchen, hier ein Tor zu schießen, weil die Zuschauer ja auch für zwei Mannschaften kommen." Doch weil das unterblieb, stand am Ende ein Sieg, den Hoeneß als "sehr souverän" einstufte. So sah das auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic, übergeordnet sagte er: "Es sieht gut aus, wie wir uns präsentieren."

Sven Bender sieht "Geschenke, die wir auch noch schön verpacken"

Fünf Siege in fünf Pflichtspielen stehen nun in der Zwischenbilanz von Kovac vor seinem ersten Spiel als Trainer in der Champions League. Torwart Manuel Neuer witzelte zwar über das beschwerliche 1:0 gegen den Viertligisten Drochtersen/Assel. Man habe nicht nur in der Bundesliga einen guten Start gehabt, sondern "im Pokal auch einigermaßen". Er traute sich aber, dem Trainer ein Präsent in Aussicht zu stellen. "Wir werden versuchen, ihm einen Sieg zu schenken", sagte der Kapitän.

Dass die Münchner den Samstag so zuversichtlich beschließen konnten, lag auch daran, dass Leverkusen sehr wenig entgegenzusetzen gehabt hatte. Dabei war es darum gegangen, die dritte Niederlage in Serie und damit den schlechtesten Saisonstart in 40 Jahren Bundesligazugehörigkeit zu vermeiden. Doch das erhoffte Aufbegehren ließ sich nur in der Anfangsphase erkennen, ehe, wie Trainer Heiko Herrlich mit Blick auf die Aggressivität befand, "wir ein Stück weit Anschauungsunterricht bekommen haben". Oder wie es Sportdirektor Rudi Völler wegen des sehr dezenten Auftritts formulierte: "Nach einem tollen Start hätte man sich eine etwas bessere Leistung erhofft. Die kam dann nicht."

Hektisch hatte das Spiel begonnen, die erste größere Aufregung gab es schon nach nur 100 Sekunden. Vollands Hereingabe flog im Strafraum an Thiago Alcántaras ausgestreckten Arm, Schiedsrichter Tobias Welz entschied sofort auf Handelfmeter. Bayerns Torwart Neuer konnte Vollands Versuch aber ebenso abwehren wie dessen Nachschuss. Dennoch führte Leverkusen nur eine Minute später, weil Welz eine Wiederholung des Elfmeters veranlasste, nachdem einige Münchner beim ersten Versuch zu früh in den Strafraum gelaufen waren. Linksverteidiger Wendell trat nun an und verwandelte sicher.

Es war eine Versuchsanordnung, die den Leverkusenern eigentlich sehr gelegen kam. Doch anstatt das verstärkte Anlaufen der Münchner für eigene Konter zu nutzen, halfen die Gäste so unfreiwillig wie umfangreich, die nicht besonders gut koordinierten Annäherungen in Torerfolge zu überführen. Zunächst missglückte Wendell ein Befreiungsschlag, weshalb Robert Lewandowski Tolisso einsetzen konnte, der im zweiten Versuch zum 1:1 traf. Neun Minuten später servierte Jonathan Tah, indem er Joshua Kimmichs harmlosen Flugball direkt vor die Füße von Robben köpfelte, der wuchtig zum 2:1 einschoss. "Wir haben das Spiel komplett unnötig aus der Hand gegeben", sagte Leverkusens Sven Bender und sprach wegen der groben Abwehrfehler vor den ersten beiden Gegentoren von "Geschenken, die wir auch noch schön verpacken". Die bestärkten Bayern sagten danke - und wunderten sich ein bisschen über die Gegner.

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