FC Bayern in der Basketball-Euroleague:Der Glaube wächst

FC Bayern München - Partizan Belgrad

"Wir haben nach den Problemen immer an den Sieg geglaubt": FCB-Trainer Svetislav Pesic

(Foto: dpa)

Großer Rückstand, na und? Die Bayern-Basketballer beweisen beim Erfolg in der Euroleague gegen Partizan Belgrad, dass sie auch in schwierigen Momenten zurückkommen können. Trainer Pesic hat dem Team eine Willenskraft eingeimpft, die in der Zwischenrunde vieles möglich macht.

Aus der Halle von Jonas Beckenkamp

Zu den Gepflogenheiten der Basketball-Euroleague zählt, dass die Reporter nach der Schlusssirene in die Kabine der Mannschaften marschieren dürfen. Tür auf und einfach rein. Nach amerikanischem Vorbild entwickelt sich zwischen Dusche und Spint eine muntere Plauderrunde - da ist es egal, dass mancher Athlet kaum mehr Kleidung am Leib trägt als seine Unterhose.

Entsprechend entblößt kauerte Lucca Staiger auf seinem Platz, er hatte einiges zu erzählen. "Entschuldigung, dass ich so nach Bier rieche", sagte der Flügelspieler der Bayern-Basketballer, "das ist das Ergebnis der Ehrenrunde".

Ein Fan hatte ihm eine Ladung Helles über den Kopf geschüttet, vor lauter Freude über den 71:65 (34:42)-Erfolg gegen Partizan Belgrad. "Leider ging nichts in den Mund," sagte Staiger, der durchaus ein Belohnungsgetränk verdient gehabt hätte. Dass die Münchner dieses umkämpfte Spiel nach großem Rückstand noch gewannen, lag auch an zwei entscheidenden Aktionen des Nationalspielers: Erst versenkte er vier Minuten vor dem Ende einen Dreier aus der Ecke, dann angelte er sich einen Abpraller am eigenen Korb, der den Gästen den Ballbesitz verwehrte.

Staiger wirkte mitgenommen von den Geschehnissen dieser Partie, trotzdem war er glücklich. "Es war ein supergeiles Spiel heute, das hat Spaß gemacht," erklärte der Wurfspezialist. Zwischenzeitlich hatte es nicht mehr nach einem solchen Happy End ausgesehen.

Schaffartziks Dreier biegt alles um

Mit bis zu 14 Punkten hatten die Bayern gegen eine homogene, gewiefte Mannschaft aus Belgrad zurückgelegen - mit einer ersten Halbzeit zum Vergessen erschwerten sich die Männer von Trainer Svetislav Pesic das Leben selbst. "Wir sind mit unserem Auftritt vor der Pause überhaupt nicht zufrieden," kritisierte Aufbauspieler Heiko Schaffartzik, dessen Dreier 43 Sekunden vor Schluss doch noch alles umbog.

"Unsere Verteidigung klappte nicht, wir hatten keine Stopps - aber wir haben uns bravourös zurückgekämpft," sagte der kleine Spielmacher. Damit fasste er die Dramaturgie des Abends treffend zusammen. So hilflos die Bayern in den ersten 20 Minuten gegen die überzeugenden Gäste um den glänzenden Dirigenten Bogdan Bogdanovic (24 Punkte) aufgetreten waren, so wuchtig entwickelte sich ihr Spiel plötzlich im Schlussviertel.

Ins Spiel hineingeackert

Deon Thompson (15), John Bryant (16) und Malcolm Delaney (12) überrollten die Belgrader mit purer Entschlossenheit. Trainer Pesic musste seine Akteure in der Halbzeit gleich an mehrere fundamentale Dinge des Basketballs erinnern: Körpersprache, Einsatz, Glaube, defensive Einstellung. Als die Spieler dies verinnerlichten, gestaltete sich der Wettkampf schlagartig besser.

"Der Schlüssel war, dass wir nach den Problemen wieder an den Sieg geglaubt haben," meinte Pesic, der seiner Mannschaft gleichzeitig ein Kompliment aussprach: "Wenn man gegen ein so kampfstarkes Team wie Partizan selbst mit großer Hingabe gewinnt, ist einiges richtig gelaufen." Hatten die Serben zu Beginn noch leichtes Spiel gegen matte Münchner, jagte später jeder einzelne Bayern-Profi seinen Gegenspieler über das gesamte Feld. Besonders Bogdanovic bekam das zu spüren - einmal stoppten die Bayern den flinken Dribbelzauberer so rabiat, dass er wie ein gefällter Fußballer aufs Parket purzelte.

"Ihn aufzuhalten war das große Thema in der Pause", sagte Steffen Hamann, "das war am Schluss auch mein Job und es hat ganz gut geklappt." Nach Pesics Appell zum Seitenwechsel hatten der Kapitän und seine Kollegen sich ins Spiel hineingeackert, was in dieser Saison schon öfters zu bestaunen gewesen war.

"Eine Mannschaft wächst an solchen Erfolgen"

Doch anders als bei den knappen Niederlagen gegen Olympiakos, Malaga oder Istanbul, krallten die Münchner sich diesmal bis zum Schluss am Sieg fest. "Eine Mannschaft wächst enorm an solchen umkämpften Erfolgen", war sich Hamann sicher. Er könnte Recht behalten. Mit dem zweiten gewonnenen Spiel in Serie ist der FCB bis auf weiteres Tabellenführer in seiner Euroleague-Gruppe.

Im Top16, der aufgeblähten Zwischenrunde der Euroleague, warten mit Real Madrid oder ZSKA Moskau nun deutlich stärkere Gegner als Partizan - da ist es nur von Vorteil, dass die Bayern den Glauben verinnerlichen, auch enge Spiele an sich zu reißen. "Wir sind sehr glücklich, wie wir diese Partie gedreht haben," erklärte auch Pesic, "wir entwickeln uns dadurch als Team und holen uns Selbstvertrauen."

Dann schüttelte er grinsend die Hände einiger angereister Journalisten aus Serbien und zog sich mit ihnen zur Gesprächsrunde zurück. Nicht in der stickigen Kabine, nicht in Unterhosen, sondern ganz entspannt in Schlips und schicken Schuhen, versteht sich.

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