FC Bayern im Trainingslager:Schnee von morgen

Bayern Muenchen - Doha Training Camp Day 7

Der Kader des FC Bayern beim Training in wärmeren Gefilden

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Bundesliga ist längst kein Maßstab mehr: Der FC Bayern feilt im Trainingslager in Katar an den Feinheiten, um wieder die Champions League zu gewinnen. Das möchte auch Kapitän Lahm noch erleben - aber nur wenn es bis 2018 klappt.

Von Benedikt Warmbrunn, Doha

Thomas Müller war in dieser Frage vermutlich der falsche Ansprechpartner, er hat überhaupt keine Muskeln, das hat er selbst einmal gesagt. Andererseits ist Müller der Karl Valentin des FC Bayern, der Gute-Laune-Minister, er war also natürlich auch in dieser Frage der richtige Ansprechpartner. Es ging um die Frage, wie intensiv die Einheiten des FC Bayern in diesem Trainingslager in Doha seien, es waren ja überwiegend Übungen mit dem Ball, die Spieler hatten Spaß, und keiner sah aus wie einer, der unter größeren Qualen leiden könnte. "Es wäre kein positives Zeichen, wenn man kotzen muss", sagte also Thomas Müller, "ich bin kein Arzt, aber von diesem Konzept des Kotzens bin ich nicht überzeugt."

Donnerstag, Sonnenschein, der siebte Tag im gut verträglichen Trainingslager des FC Bayern in Doha. Und Thomas Müller, kein Arzt, wohl aber Angreifer, war bestens gelaunt für eine erste Einordnung der Vorbereitung der Mannschaft auf die Rückrunde. Die Bayern sind souveräner Tabellenführer, aber den Eindruck der Gemütlichkeit wehrte Müller gleich als erstes ab. Das Trainingslager gehe "schon an die Substanz", versicherte er. Auch körperlich, aber das ist für den muskellosen Müller nicht die größte Anstrengung. "Pep beansprucht den Kopf sehr stark - und das nicht beim Kopfballtraining." Jeder müsse in jeder Sekunde aufmerksam sein, mitdenken, jeder müsse sich in jeder Sekunde "mit Fußball beschäftigen".

Guardiola feilt in Doha bisher viel an dem Spiel auf engem Raum, er versammelt die Spieler oft zu der Übung Fünf gegen Zwei, zusätzlich baut er gerne einen Dribbling-Parcours mit Doppelpass auf. Es sind viele kleine Feinheiten, die das Spiel seiner Mannschaft noch dominanter werden lassen sollen. "Wir haben ein sehr hohes Niveau im Training", sagte Müller am Donnerstag. Und es folgte ein harmlos dahergesagter Satz, der doch eine gewaltige Drohung an die Konkurrenz enthielt: "Es ist oft schwieriger, gegen unsere Trainingsmannschaft zu gewinnen als gegen eine Mannschaft in der Bundesliga."

Und was macht Müller 2018?

Die Bundesliga ist aber auch nicht mehr der wahre Maßstab des FC Bayern in der Rückrunde, auch wenn das keiner aus dem Verein offen zugibt, trotz der elf Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten, den VfL Wolfsburg. Der wahre Maßstab ist die Champions League. "Es geht nicht darum, die Ergebnisse besser zu gestalten, da waren wir fast perfekt", sagte Thomas Müller also, "es geht darum, noch einfacher Tore zu erzielen und noch weniger Unsicherheiten in unserem Spiel zu haben."

Diese Annäherung an die Perfektion ist eine Aufgabe, die Bayerns Spieler weiterhin reizt, den zurzeit verletzten Kapitän Philipp Lahm etwa so sehr, dass er gegenüber der L'Équipe einen Wechsel ausgeschlossen hat. 2018 endet Lahms Vertrag in München, und er sei "keiner, der den Bogen überspannt, bis er reißt". Statt noch in die USA oder ein anderes fernes Land zu wechseln, wolle er sich lieber "an wunderbare Jahre mit den Bayern erinnern". Dazu soll auch die Erinnerung an einen weiteren Champions-League-Titel zählen, sagte er.

Ein Jahr nach Lahms voraussichtlichem Karriereende läuft auch Müllers Vertrag beim FC Bayern aus, er wird dann 29 Jahre alt sein. Was er dann machen wird? Vielleicht weiter beim FC Bayern. Vielleicht was Neues. "Aber", sagt der Gute-Laune-Müller, "das ist Schnee von morgen."

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