FC Bayern:Im Gleichgewicht

Bayern Muenchen v FC Ingolstadt 04 - Bundesliga

"Wir müssen alle Waffen einsetzen", sagt Thiago Alcántara vor dem Spiel des FC Bayern bei Atlético Madrid.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Thiago Alcántara wirbt für sich - Uli Hoeneß erwartet von Franck Ribéry mehr Gelassenheit.

Von Benedikt Warmbrunn

Gegen die Erinnerung der anderen kann Thiago Alcántara sich kaum wehren. Er wird für viele immer derjenige sein, über den Pep Guardiola einen seiner seltenen unmissverständlichen Sätze sagte ("Thiago oder nix!"). Er wird für viele immer der Spieler mit derjenige Verletzungspause von 371 mysteriösen Tagen bleiben, in denen der Dauerstreit zwischen dem damaligen FC-Bayern-Trainer Pep Guardiola und Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt noch unüberwindbarer wurde. Thiago Alcántara wird für viele also immer auch ein Symbol sein für Guardiolas Erbe in München. Ganz fair ist das nicht.

Thiago Alcántara ist, das nur zur Erinnerung, auch ein begnadeter Fußballspieler.

Am Montag setzte der FC Bayern den 25-Jährigen in die Presserunde vor dem Spiel in der Champions League am Mittwoch bei Atlético Madrid, verdient hatte er sich das mit einer Szene vom vergangenen Wochenende. Das Spiel beim Hamburger SV ging auf sein Ende zu, der FC Bayern war hoch überlegen, hatte aber kein Tor erzielt, da kam der Ball hinter der Mittellinie zu Thiago. Halbhoch flog er auf ihn zu, Thiago neigte seinen Oberkörper zur Seite, er traf den Ball volley mit dem rechten Außenrist und passte ihn so zwischen vier Gegenspielern hindurch in den Lauf von Franck Ribéry; dieser hatte dann den Raum, um den einzigen Treffer des Tages durch Joshua Kimmich vorzubereiten. Hinter der Mittellinie machte Thiago noch zwei, drei Trippelschritte, aber selbst nach dieser artistischen Einlage verlor er sein Gleichgewicht nicht. "Lächerlich gut" sei der Pass gewesen, lobte Mats Hummels. "Wenn du so einen Pass spielen kannst, dann kannst du als Gegenspieler nur noch anerkennend sagen: Hut ab, du spielst zurecht beim FC Bayern München", sagte René Adler, der Torwart des HSV. Thiago selbst sagte am Montag, dass seine Mannschaft in Madrid "alle Waffen einsetzen" müsse. Und er weiß, dass Pässe wie dieser in Hamburg von ihm häufiger kommen müssen, um der Erinnerung der anderen an ihn eine neue Tiefe zu geben.

Darüber, wie die Menschen einen Spieler des FC Bayern wahrnehmen, machte sich am Montag auch Uli Hoeneß Gedanken. Der frühere und voraussichtlich zukünftige Präsident des Klubs dachte an Franck Ribéry, der gegen den HSV Nicolai Müller in die Backe gekniffen hatte. "Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, werde ich ihm sicherlich als alter Freund sagen, er soll sich etwas mehr zurückhalten", sagte Hoeneß dem Fernsehsender Sport1. Der Franzose werde allerdings "immer unglaublich hart und brutal attackiert, und er ist ein sehr emotionaler Mensch". Dennoch sei Ribéry "gut beraten, sich vielleicht stärker zurückzuhalten, als er es eigentlich tun müsste".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: