Douglas Costa beim FC Bayern:"Der ist zu schnell"

VfL Wolfsburg - FC Bayern München

Bayern Münchens erster prominenter Zugang, Douglas Costa (links), bei der Kontaktaufnahme mit dem Wolfsburger Perisic.

(Foto: Peter Steffen/dpa)
  • Der FC Bayern hat sich mit Douglas Costa den wohl schnellsten Mann der Bundesliga geschnappt. Das zeigt der Brasilianer im Supercup gegen Wolfsburg.
  • Der 1,71 Meter kleine Spieler beschleunigt mit seinen Trippelschritten so rasch, dass Wolfsburgs Vieirinha fast verzweifelt.

Von Javier Cáceres, Wolfsburg

Der Wolfsburger Adelino André Vieira de Freitas, besser bekannt unter dem Künstlernamen Vieirinha, darf sich durchaus zu den flinkeren Außenbahnspielern der Bundesliga zählen. Er misst - zumindest offiziell - 1,72 Meter und bringt damit beste Voraussetzungen mit, um mit kleinen Trippelschritten rasch zu beschleunigen. Als er am Samstagabend vor dem Supercup-Finale erfuhr, dass er gegen den Bayern-Zugang Douglas Costa spielen würde, war er zunächst auch nur routinemäßig beeindruckt.

"Okay, ich wusste, dass er schnell ist", schilderte Vieirinha die Gedanken, die ihn vor der Partie umtrieben. Als die Partie dann aber angepfiffen war, spürte er zunächst nur den Fahrtwind von Douglas Costa - und gab sich durchaus alarmiert: "Der ist zu schnell."

Tatsächlich dürfte es nicht mehr lange dauern, bis kinematische Studien gesicherte Erkenntnisse darüber liefern, ob der soeben bei Schachtjor Donezk ausgelöste Brasilianer auch als schnellster Bundesliga-Profi durchgehen kann. Seit Samstag steht er zumindest ernsthaft unter Verdacht. Die ungehemmte Dynamik des bekanntlich beidseitig verwendbaren, im Supercup auf der linken Außenbahn flitzenden Douglas Costa war der nachdrücklichste Eindruck, den der FC Bayern vor allem in den Anfangsminuten der Partie beim VfL Wolfsburg lieferte.

Am Ende standen bei Douglas Costa vier Flanken zu Buche, erkennbar wurde außerdem ein bemerkenswerter Hang zu übertriebener Demut. Als er in der ersten Halbzeit in bester Schussposition war, suchte er nicht etwa den Abschluss, sondern spielte einen letzten, großzügigen (aber überflüssigen) Querpass auf Robert Lewandowski. Und nach unpräzisen Pässen oder nach kleineren Fouls bat er mit großen Gesten um Vergebung.

Derlei ist dem zweiten Pflichtspiel-Debütanten der Bayern, dem Chilenen Arturo Vidal, weitgehend fremd. Der Zugang von Juventus Turin wurde nach 74 Minuten für Thiago Alcántara eingewechselt - nachdem er sich zehn Minuten zuvor bereits beim Warmmachen der Zuneigung der Münchner Fans vergewissern konnte: "Vidal, Vidal, Vidal", skandierten sie. Die Popularität des Südamerikaners dürfte nicht zuletzt darauf beruhen, dass er - anders als Douglas Costa - nicht nur sich selbst, sondern gerne auch mal die Körper der Gegner im Raum beschleunigt. Dementsprechend ungeniert führte er sich übrigens auch ein.

Muss sich Müller Sorgen machen?

VfL Wolfsburg v FC Bayern Muenchen - DFL Supercup 2015

Vorbei an Daniel Caligiuri (links) und Vieirinha: Douglas Costa

(Foto: Dennis Grombkowski/Bongarts/Getty Images)

Nach handgestoppten 487 Sekunden hatte er bereits seine erste gelbe Karte im Dress des FC Bayern gesehen - was freilich weniger dem nicht sehr verwarnungswürdigen Foul an Maximilian Arnold geschuldet war als dem Umstand, dass Vidal zuvor schon Max Kruse durch die Gegend katapultiert hatte, in überaus sanktionswürdiger Form. Da hatte es der Schiedsrichter noch bei einer verbalen Ermahnung belassen. Schade war das unter anderem deshalb, weil dies in den Schatten stellte, dass Vidal sofort Präsenz bewies; dass er jene Qualitäten andeutete, die ihm seinen neuen Kollegen bereits attestieren.

Er glaube nicht, dass ihn die Schiedsrichter als Raubein auf dem Kieker hätten, meinte Vidal nach der Partie. "Man kennt mich hier ja", sagte er. In der Tat: Vidal spielte drei Jahre lang bei Bayer Leverkusen, ehe er vor vier Jahren zu Juventus Turin wechselte. Nun ist er wieder da - und glücklich: "Ich habe die Bundesliga vermisst."

Auch sonst wirkte er zufrieden - vor allem darüber, dass Trainer Guardiola ihm nach nur drei Tagen schon ein Debüt zutraute. Die ersten Tage seien "spektakulär" gewesen, die neuen Kameraden hätten ihn gut aufgenommen, berichtete Vidal, und Guardiola bringe ihm erkennbar Vertrauen entgegen. Er bat Vidal sogar, beim Elfmeterschießen als Erster anzutreten: "Da hab' ich gesagt: Kein Problem", meinte Vidal - und verwandelte sicher.

Ob sich der etatmäßige Elfmeterschütze Thomas Müller, der kurz vor Schluss ausgewechselt worden war, Sorgen machen muss? In Leverkusen machte Vidal einem gewissen Michael Ballack den Status des Strafstoß-Schützen streitig, bei Juventus musste Andrea Pirlo dran glauben. Erst mal will sich Vidal aber darauf konzentrieren, fit zu werden, der Urlaub nach der Copa América war denkbar kurz: "Ich muss jetzt erst mal meinen Rhythmus finden", sagte er.

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