FC Bayern im DFB-Pokal:Die wollen nicht nur spielen

VfL Wolfsburg - FC Bayern München

Den Gegner zurechtgestellt und erlegt: Bayern besiegt Wolfsburg 3:1.

(Foto: dpa)
  • Der FC Bayern besiegt den VfL Wolfsburg 3:1 im DFB-Pokal.
  • Douglas Costa und zwei Mal Thomas Müller treffen für den FC Bayern, André Schürrle für Wolfsburg.
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VfL Wolfsburg gegen Bayern München, Pokalsieger gegen Meister, Vorjahreszweiter der Bundesliga gegen aktuellen Tabellenersten - da schien sich ein großer Schlagabtausch anzubahnen im zweiten Durchgang des diesjährigen Pokal-Wettbewerbs. Doch dann endete er wie die meisten der in dieser Runde eher gewohnten Vergleiche zwischen Erst- und Zweitligisten - mit einem deutlichen Klassenunterschied. Müheloser als es das Ergebnis von 3:1 (3:0) besagt, entthronte der FC Bayern den Pokalverteidiger. "Es macht einfach Spaß, so Fußball zu spielen. Im Moment ist es schwer, gegen uns zu spielen", fand Bayern-Kapitän Philipp Lahm nach dem Abpfiff.

Obwohl VfL-Trainer Dieter Hecking seine Profis vor der Partie extra ermahnt hatte, selbstbewusst aufzutreten ("Wir wollen weiterkommen, Punkt!"), begannen sie zurückhaltender, als es das ohnehin defensiv ausgerichtete 4-2-3-1-System mit Bas Dost als einziger Spitze erforderte. Dessen zuletzt sehr erfolgreicher Sturmpartner Max Kruse hatte sich beim Abschlusstraining am Montag einen Muskelfaserriss zugezogen und schaute von der Tribüne aus zu, wie seine Kollegen auseinandergenommen wurden.

Kruse bleibt damit auch die Erklärung erspart, die Hecking von den übrigen Akteuren hernach einforderte: "Über die erste Halbzeit müssen wir noch mal reden. Ganz körperlos braucht man ja nicht zu spielen." Was Hecking so aufgeregt hatte, war die Passivität, mit der seine Spieler die Gäste in den ersten 45 Minuten begleiteten.

Erinnerungen ans Lewandowskis fünf Tore

In den Beinen der Wolfsburger steckte vielleicht noch das mühsame Anrennen vom 1:0-Erfolg am Samstag in Darmstadt, in den Köpfen ganz sicher die Erinnerung an die 1:5-Klatsche von Anfang September in München. Damals hatte der eingewechselte FC-Bayern-Angreifer Robert Lewandowski mit seinen bereits jetzt legendären fünf Treffern binnen neun Minuten die Wolfsburger derart nachhaltig verstört, dass sie aus den nächsten drei Partien erst mal nur einen Punkt holten. Nun, nachdem sie sich von diesem Niederschlag erholt zu haben schienen und drei Siege in Serie eingefahren hatten, suchte Lewandowski sie erneut heim, diesmal von Beginn an.

Nach fünf Minuten bekam der Pole den Ball erstmals in aussichtsreicher Position, nämlich am Fünfmeterraum, leider mit dem Rücken zum Tor; er legte ab auf Thomas Müller, doch in dessen Schuss warf sich VfL-Torwart Diego Benaglio gerade noch hinein. Eine Minute danach nahm Lewandowski einen langen Ball von Jérôme Boateng mit der Brust an und in einem Schwung mit in den Strafraum hinein, aber Christian Träsch spitzelte ihm das Spielgerät im letzten Moment weg. Weitere fünf Minuten später gab's den gleichen Spielzug, doch nun kam der ehemalige Bayern-Verteidiger Dante in die Quere.

Robben will nicht nur spielen

Zehn, fünfzehn Minuten lang stellten sich die Münchner den VfL zurecht wie ein Schwergewichtsboxer einen viel zu leichten Gegner: Sie drängten die Wolfsburger in deren Hälfte zurück, nahmen ihnen das Spielzeug ein ums andere Mal weg und ließen sie ins Leere laufen beim Versuch, es wieder zurückzuholen. Die im modernen Fußball so häufig beschworene Ballbesitzquote lag mal wieder nur wenig unter 100 Prozent. Zehn, fünfzehn Minuten ging das so, dann schlug der FC Bayern zu.

Douglas Costa drosch den Ball mit links einfach mal aufs Tor, aus 20 Metern, knapp unter die Latte - 0:1 (15.). Thomas Müller wuchtete den Ball nach einem Querpass von David Alaba durch den ganzen Strafraum von halbrechter Position aus ins entfernte Toreck - 0:2 (20.). Von der gleichen Stelle aus traf Müller nach einer Alaba-Flanke den Ball noch mal wie die Faust aufs Auge - 0:3 (34.). Damit war der VfL Wolfsburg k.o., schon bevor die 2. Runde des diesjährigen Wettbewerbs zu Ende war.

"Wenn wir ehrlich sind, können wir uns auch nicht beschweren, wenn der FC Bayern noch zwei Tore mehr macht", fand Hecking.

Und das alles war einfacher gegangen als es der FC-Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer erwartet hatte. Der ewige Mahner des Rekordmeisters hatte ja vor der Partie erinnert: "Wir haben die letzten beiden Male nicht gewonnen, als wir hier angetreten sind." Nämlich beim Supercup vor dieser Saison (5:6 nach Elfmeterschießen) sowie beim Rückrundenbeginn der vergangenen Bundesliga-Saison (1:4). Daraus hatte Sammer den Schluss gezogen: "Von daher wird das eine echte Herausforderung." Aber die dritte Reise nach Wolfsburg in diesem Jahr war dann eher doch keine Herausforderung für Bayern.

Schürrle trifft, als es zu spät ist

In der zweiten Halbzeit verwalteten die Münchner ihren Vorsprung nur noch und ließen die Wolfsburger auch etwas mitspielen. Im Gegensatz zur ersten Halbzeit durften sie in die Nähe des Münchner Strafraums, wo Daniel Caligiuri sogar Chancen zu einem Ehrentreffer offeriert bekam. Beim ersten Mal rollte der Ball knapp am Pfosten vorbei (47.), beim zweiten Mal schoss er Bayern-Torhüter Manuel Neuer an und im Nachschuss über die Latte (71.).

Erst als Arjen Robben eingewechselt wurde (für Kingsley Coman/66.), wurde es wieder gefährlicher für die Gastgeber. Der Niederländer war gleich so umtriebig wie ein junger Welpe, aber er wollte nicht einfach nur spielen. Gleich dreimal brachte er den Ball bedrohlich in Richtung Wolfsburger Tor. Dort hinein bugsierten ihn freilich nur noch die Wolfsburger einmal, der eingewechselte André Schürrle mit einem trockenen Flachschuss, als es längst zu spät war (90.). Schlimm war's nicht: Die drei Münchner Treffer aus der ersten Halbzeit hatten genug Wirkung gezeigt.

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