Süddeutsche Zeitung

FC Bayern im BBL-Finale:Im Zweifel zu "Big John"

  • In einer emotional schwierigen Situation scharen sich die Bayern-Basketballer um ihren herausragenden Center John Bryant.
  • Vor dem entscheidenden Spiel fünf gegen Bamberg sind die Münchner um Zuversicht bemüht.

Von Joachim Mölter

Svetislav Pesic war sichtlich niedergeschlagen an diesem Freitag, zwei Tage vor dem entscheidenden Finalspiel um die deutsche Basketball-Meisterschaft bei den Brose Baskets Bamberg. "Die Vorbereitung ist nicht so einfach, wie wir uns gewünscht hatten", erklärte der Trainer des Titelverteidigers FC Bayern München, und er meinte damit nicht die Frage, ob der angeschlagene Routinier Anton Gavel (Hüftprobleme) rechtzeitig fit werden würde.

Nachdem am Freitag eine kleine Delegation des Klubs den Flügelspieler Dusko Savanovic, 31, nach Belgrad begleitet hatte, zur Beerdigung seines am Dienstag gestorbenen Vaters, erschütterte eine weitere tragische Nachricht die Mannschaft: Auch der Vater von Jan Jagla, 33, war plötzlich verstorben. Jagla ist Pesics Schwiegersohn.

Erschüttert von Trauerfällen

Trotz der persönlichen Betroffenheit will Svetislav Pesic seine Mannschaft optimal auf das Spiel am Sonntag (15 Uhr) einstellen. "Die Motivation ist auf jeden Fall da", versicherte der 65-Jährige: "Auch bei den Spielern, die im Moment private Probleme und andere Gedanken haben." Wie Dusko Savanovic am vorigen Mittwoch, als die Münchner mit einem 83:73-Erfolg die Best-of-five-Serie zum 2:2 ausglichen, will am Sonntag auch Jan Jagla mitspielen, trotz seines Trauerfalls.

Es wäre freilich keinem der beiden Profis zu verdenken, wenn er mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache wäre. Aber zu einer nicht nur im sportlichen Sinne guten Mannschaft gehört es, für ihre Mitspieler einzuspringen, wenn diese schwierige Zeiten durchmachen müssen. Und das haben die Münchner vor, verspricht ihr Kapitän Bryce Taylor: "Wir sind noch einmal zusammengerückt."

Die Mannschaft des FC Bayern München schart sich dabei um ihren Center John Bryant, der in dieser Finalserie bislang eine herausragende Rolle spielt und seinem Team sportlich Halt gibt. Er ist der einzige Akteur beider Teams, der in allen vier bisherigen Partien zweistellig gepunktet hat.

Mit seinen 15,8 Zählern im Durchschnitt ist er der beste Korbjäger dieser Finalserie, mit seinen 8,0 Rebounds zudem der beste Ballfänger. Der 2,11 Meter große Mann aus Kalifornien dominiert die Zone unter dem Korb an beiden Enden des Spielfeldes, in den Offensive wie in der Defensive. Bislang haben es die Bamberger nicht geschafft, ihn in den Griff zu bekommen, und wenn es ihnen auch am Sonntag nicht gelingt, sieht es schlecht aus für sie.

Wie Bryant dominiert

Es ist leichter gesagt als getan, Bryant in den Griff zu bekommen. Der von den Münchner Fans liebevoll "Big John" genannte Basketballer wiegt nach offiziellen Angaben der Basketball-Bundesliga (BBL) 127 Kilo. Damit ist er eine feste, unverrückbare Größe, wenn er irgendwo stehenbleiben mag. Und eine schier unaufhaltsame Wucht, wenn er sich erst mal in Bewegung gesetzt hat. Seine Bamberger Gegenspieler hat er mit Hilfe seiner Masse jedenfalls meistens einfach aus dem Weg gedrückt.

Den größten Erfolg gegen ihn hatte bislang erstaunlicherweise Bambergs Flügelspieler Darius Miller, obwohl der deutlich kleiner ist (2,03 Meter) und deutlich leichter auch (103 Kilo). Der 25-Jährige ist NBA-erfahren, selbst wenn er in der amerikanischen Profiliga zuletzt nicht mehr oft zum Einsatz gekommen ist. Aber Miller hat bei den New Orleans Pelicans im Training ebenso wie zu Collegezeiten sein Terrain ja auch schon gegen den 2,08-Meter-Mann Anthony Davies, 22, behaupten müssen, der in den USA als eines der größten Talente gilt.

Dank seiner Sprungkraft, Wendigkeit und Finesse erscheint Miller jedenfalls am besten geeignet zu sein, Bryant zu bremsen; besser als dessen nomineller Gegenspieler Trevor Mbakwe, Bambergs einziger echter Center. Der hat zwar aufgrund seiner deutlich besseren Athletik bislang jeden Sprungball zu Beginn der Partie gegen den größeren Bryant für sein Team gewonnen. Doch im weiteren Verlauf stemmte er sich oft vergeblich gegen seinen amerikanischen Landsmann. Gegen Bryant muss Bamberg schon alle Kräfte bündeln.

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SZ vom 20.06.2015/jbe
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