Als Mats Hummels zuletzt über einen Wechsel nachgedacht hatte, gelang es ihm irgendwann nicht mehr, seine Gedanken zu verbergen. Der sonst so redegewandte Innenverteidiger stammelte ein bisschen in ein Fernsehmikrofon hinein, er sprach von "einer schwierigen Entscheidung", dann sagte er geheimnisvoll: "Wenn ich sie irgendwann getroffen habe, dann werden alle verstehen, warum es so schwierig für mich ist." Da er wirklich keinen Gedanken verbergen konnte, sagte er noch: "Das kostet mich seit einigen Wochen jede Nacht bestimmt eine halbe Stunde vor dem Einschlafen, weil mir das ganze Thema sehr nahegeht." Wenige Tage später verkündete Borussia Dortmund den Wechsel von Kapitän Mats Hummels zum FC Bayern. Das war im Frühjahr 2016.
Knapp zweieinhalb Jahre später, am Mittwochabend, hat Mats Hummels nicht gestammelt. Der sonst so redegewandte Innenverteidiger hat nach dem 1:0 (0:0) des FC Bayern gegen RB Leipzig überhaupt nicht geredet, die Bitte nach zwei, drei Sätzen hat er beantwortet, indem er seinen Mund zu einem Strich zog, der parallel verlief zu seinem wunderbaren Schnauzbart, der inzwischen so prächtig gewachsen ist, dass er zunehmend dem von Luigi gleicht, dem jüngeren Zwillingsbruder von Super Mario aus den gleichnamigen Computerspielen.
Dass Hummels nicht gesprochen hat, lag jedoch nicht allein daran, dass er nicht über einen möglichen Wechsel sprechen wollte; er ist wortgewandt genug, um sich elegant aus noch so geschickten Fragen herausreden zu können. Hummels war am Mittwochabend zunächst einmal einfach verdammt schlecht gelaunt.
Hummels ist eine zentrale Figur der Kaderplanung
Den Wechselwunsch, über den die Bild berichtet hatte, dementierten für ihn am Abend die Klub-Verantwortlichen. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge verkündete, Hummels werde "gesichert" in der Rückrunde für die Mannschaft spielen. Sportdirektor Hasan Salihamidzic berichtete, er habe mit dem Spieler "ein gutes Gespräch" geführt, ein Transfer sei "im Moment" kein Thema. Und er behauptete: "Mats fühlt sich sehr wohl in München." Für die Stadt dürfte dies wohl stimmen. Aber auch für den Verein?
Am Donnerstag bemühten sich auch der Spieler und sein Umfeld, die Geschichte wieder einzufangen. Berater Marc Kosicke, der schon zu Verhandlungen in England gewesen sein soll, sagte dem Internetportal "Sport1": "Die Nachricht ist eine klassische Ente." Hummels selbst twitterte auf Englisch, dass die Partie gegen Leipzig seine 100. für den Klub gewesen sei, und dann noch ein "big win". Es folgten ein Bizeps-Emoji sowie eines mit einem wunderbaren Schnauzbart, der Tweet endete mit dem Versprechen: "many more to come!" Also: Es werden viele weitere folgen.
Trotz dieses Bekenntnisses bleibt der stolze Innenverteidiger, dessen Vertrag bis zum Sommer 2021 läuft, eine zentrale Figur in der Kaderplanung. Und deren öffentliche Phase begann am Mittwochabend.
Hummels ist unzufrieden mit seiner Rolle als dritter Innenverteidiger hinter Niklas Süle und dem zurzeit verletzten Jérôme Boateng. Gleichzeitig ist Trainer Niko Kovac nie ein Verehrer von Hummels' Künsten in der Abwehr gewesen; mit Eintracht Frankfurt hatte er im Mai das Pokalfinale gegen den FC Bayern gewonnen, weil er seinen schnellen Angreifer Ante Rebic gezielt in Sprintduelle mit dem nicht ganz so schnellen Hummels geschickt hatte. Kovac sieht also in der Innenverteidigung Bedarf an neuen Spielern. Ihm dürfte daher gefallen haben, dass seine Bosse allenfalls halbherzig dementierten, an Lucas Hernández interessiert zu sein.