Fußballer vom FC Chelsea:Bayerische Feilscherei um Hudson-Odoi

Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea im Spiel gegen PAOK

Begehrter junger Mann: Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea

(Foto: Getty Images)
  • Callum Hudson-Odoi zeigt im englischen FA-Cup, warum der FC Bayern sich für ihn interessiert.
  • Der junge Profi des FC Chelsea dürfte aber sehr teuer werden - abgeneigt scheint er aber nicht von einem Wechsel zu sein.

Von Sven Haist, London

Am klubeigenen Fernsehteam des FC Chelsea kam Callum Hudson-Odoi dann nicht mehr vorbei. Im Wissen, dass sich Kamera und Mikrofon sicher nicht von ihm austricksen lassen würden, verzichtete Hudson-Odoi für einen Augenblick auf seinen Spielwitz. Zuvor hatte er mal links, mal rechts die Außenverteidiger des Zweitligisten Nottingham Forest in die Irre geführt. Mit zwei akkuraten Flanken über die rechte Seite legte der 18 Jahre alte Außenangreifer die wegweisenden Tore auf für Álvaro Morata. Das 2:0 über Nottingham brachte Chelsea am Samstagabend ins Achtelfinale des FA-Cups.

Seine Einzelaktionen, bei denen jede Bewegung gepasst hatte, drängten fast den Abschied des Spaniers Cesc Fàbregas, 31, zum AS Monaco in den Hintergrund, der unter Tränen ausgewechselt wurde. Erst in der Interviewzone konnte Hudson-Odoi gestoppt werden: "Ich muss geduldig bleiben und hart arbeiten", sagte der Teenager. "Ich muss im Training dranbleiben und dem Trainer das auch zeigen."

Natürlich kann es sein, dass Hudson-Odoi im beschwingten Gefühl seines filigranen Spiels einfach seine Meinung geändert hat und nun doch seine Zukunft beim FC Chelsea sieht. Aber naheliegender war es, dass er erst einmal das sagte, was sein Arbeitgeber im Augenblick hören will. Und das war ein Bekenntnis zum Klub, das beruhigend wirkt, aber im Nebeneffekt auch seinen Marktpreis weiter nach oben treibt.

Hudson-Odoi ist ein Thema in der Stadt

Seit Hudson-Odois Beförderung im Sommer in den Profikader ist Chelsea gewillt, den 2020 auslaufenden Vertrag des Talentes um fünf Jahre zu verlängern. Im Alter von acht Jahren schloss sich der aus Wandsworth im Süden Londons stammende Hudson-Odoi den Blues an. Trotz seiner Verbundenheit weigert er sich jedoch, den Kontrakt zu unterschreiben - er fordert mehr Einsatzzeiten.

Dadurch gerät der Tabellenvierte der Premier League in Handlungszwang, die Uneinigkeit lockt andere Klubs an. Am eindringlichsten wirbt offenbar der FC Bayern. Laut Londoner Medien soll sich der deutsche Rekordmeister mit dem Spieler einig sein - nur nicht mit Chelsea über die Modalitäten eines Wechsels. Eines wurde gegen Nottingham aber deutlich: Schlecht gecastet haben die Münchner im konkreten Fall sicher nicht.

Hudson-Odoi ist ein Thema in der Stadt. Nach mehreren gescheiterten Abwerbeversuchen, heißt es, sei der FC Bayern bereit, mehr als 30 Millionen Euro zu investieren. Den Blues ist das nicht genug, weil ihnen eigentlich keine Summe der Welt jemals genug ist. Mit immer absurder anmutenden Forderungen, gegenwärtig sind 40 Millionen Euro im Gespräch, warten die Londoner ab, wer die Nerven verliert. Zur Einordnung der Feilscherei ist es wichtig zu wissen, dass Hudson-Odoi bisher lediglich drei Einwechslungen in der Premier League vorzuweisen hat.

In der Liga spielt er kaum

In dieser Saison kam er unter Trainer Maurizio Sarri erst an Weihnachten bei seinen 42 Spielminuten gegen Watford zu einer Liganominierung. Obwohl Hudson-Odoi als Gewinner der Vorbereitung gilt, vertraut Sarri im Angriff lieber dem bewährten Personal um Eden Hazard, Willian und Pedro. Wie das zuvor jeder Chelsea-Coach gemacht hat. Wer möchte schon für etwaige Spielfehler der Nachwuchskräfte mit seinem Arbeitsplatz bezahlen? Dabei benötigt das erfahrene Aufgebot der Blues, dem es oft an Motivation mangelt, dringend neuen Elan.

Die Vorgehensweise des Klubs ähnelt der Mentalität des russischen Eigentümers Roman Abramowitsch, der offensichtlich nur Spieler wertschätzt, die teuer geholt werden. In der vermeintlich besten Startformation, die über die Jahre für knapp 400 Millionen Euro zusammengekauft wurde, findet sich außer dem von Real Madrid geliehenen Mateo Kovacic kein Profi, der keine stattliche Ablöse gekostet hat.

Kürzlich leistete sich Chelsea den bei Borussia Dortmund aktiven amerikanischen Flügelspieler Christian Pulisic für 64 Millionen Euro, der Chelsea auf dem für den Verein so bedeutsamen US-Markt helfen soll. Dabei drängen ja bereits in Callum Hudson-Odoi und Ruben Loftus-Cheek zwei englische Jungprofis auf derselben Position ins Team. Das erweckt den Eindruck, dass die selbst ausgebildeten Spieler in erster Linie durch Transfers mehr Geld einbringen sollen.

Im Gegensatz zu seinen früheren Jugendkollegen bei Chelsea möchte Hudson-Odoi nicht zu einem Berufspendler werden, der hin und her verliehen wird. In den jeweiligen Altersgruppen machte der Rechtsfuß sowohl bei Chelsea als auch der englischen Nationalmannschaft auf sich aufmerksam. Beim 5:2 über Spanien im WM-Finale der U17 gelangen ihm im Oktober 2017 drei Vorlagen. Die Entwicklung seines damaligen Mitspielers Jadon Sancho in Dortmund führt vor, dass der Weg nach Deutschland für ihn erfolgversprechend sein könnte. Um Hudson-Odoi davon abzubringen, müsste Chelsea ihn wohl einfach nur spielen lassen.

Zur SZ-Startseite
Bayern München - SC Freiburg

FC Bayern
:On fire beim Neujahrs-Shopping

Bayerns Sportdirektor Salihamidzic ist angestrengt auf Spielersuche. Neben 80-Millionen-Mann Hernández werden auch teure Profis aus England gehandelt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: