Auftakt der Bundesliga-Rückrunde:Bayern nimmt die Jäger-Rolle an

1899 Hoffenheim - Bayern München

Freude in Sinsheim: Die Bayernspieler bejubeln einen Treffer beim Rückrundenstart.

(Foto: dpa)
  • Die Bayern gewinnen zum Rückrundenauftakt 3:1 in Hoffenheim - und vor allem Leon Goretzka ragt heraus.
  • Die Münchner freuen sich, dass der Rückstand auf den BVB vorerst nur noch drei Punkte beträgt.
  • Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Von Claudio Catuogno

Fünfundzwanzig Tage ohne Bundesliga-Fußball kann man je nach Sichtweise als unerträgliche Qual oder als segensreiche Erholung empfinden. Aber eines kann man in so einer Winterpause - mag sie in diesem Jahr auch so kurz wie selten gewesen sein - halt definitiv nicht: auf die Jagd gehen. Winterzeit ist Schonzeit, keine Vorsprünge in Sicht, die sich ausbauen ließen, keine Rückstände, die man aufholen könnte, still und starr ruht die Tabelle.

Deshalb sind sie beim FC Bayern am Freitagabend ziemlich froh gewesen, dass sie endlich wieder ansitzen durften, durchladen, zielen, schießen. Drei Tore gegen Hoffenheim, Endstand 3:1 (2:0). Ein gelungener Start in die Rückrunde der Bundesliga. Auch wenn das eigentliche Ziel der bayerischen Waidmänner natürlich ein anderes ist: Borussia Dortmund noch zu erlegen.

Man befinde sich diesmal eben in der "Rolle des Jägers", hat der Bayern-Torwart und Kapitän Manuel Neuer festgestellt, "die kennen wir nicht". Alleine das unterscheidet diesen Rückrundenauftakt signifikant von denen der vergangenen Jahre. Diesmal geht es nicht einfach nur darum, ob die Bayern im März oder im April vorzeitig Meister werden, es erscheint sogar weiterhin möglich, dass sie gar nicht Meister werden.

Goretzka schließt einen beachtlichen Konter ab

Aber zumindest eines kann man nach diesem rassigen Abendspiel in Sinsheim festhalten: Die ungewohnte Jäger-Rolle, die haben die Bayern angenommen. Sie scheinen nicht nur die Überzeugung zu haben, dass ihnen die Dortmunder irgendwann im Laufe der nächsten Monate noch in die (Lebend-)Falle gehen werden. Sie haben offenkundig auch wieder die dafür nötige Verfassung.

Ja, "die Bundesliga wird langsam wieder interessant", sagte der Trainer Niko Kovac, der in einer Münchner Schwächephase Mitte der Hinrunde noch kurz vor der Ablösung gestanden hatte, nun nach dem Abpfiff in Sinsheim. "Wir waren schon neun Punkte hinten, aktuell sind es noch drei, wir wollen die Dortmunder jagen, und entscheidend ist, dass wir am Ende oben sind." Und jeder Zuschauer habe doch gesehen, "dass wir in einer guten Verfassung sind". Die ersten Halbzeit nannte Kovac sogar "fußballerisch sensationell". Es waren zwei Treffer von Leon Goretzka, die den Abstand der Münchner auf Dortmund - jedenfalls bis zum Spitzenspiel des BVB beim Tabellenvierten RB Leipzig am Samstagabend - auf tatsächlich nur noch drei Pünktchen zusammenschnurren ließen. In der 34. Minute hatte der in der Hinrunde lange verletzte Kingsley Coman von links genau auf Robert Lewandowski geflankt, Hoffenheims Torwart Oliver Baumann konnte dessen Kopfball noch parieren - aber Goretzkas Nachschuss musste Baumann schon deshalb passieren lassen, weil der Ball von Hoffenheims Kapitän Kevin Vogt noch abgefälscht war. Das war also der Bundesliga-Premierentreffer 2019. Und in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit war es dann ein beachtlicher Konter über Coman und Alaba, an dessen Ende erneut Goretzka den Ball ins Tor lenken konnte, zum 2:0 für die Bayern.

"Ich will Meister werden. Dass das nicht einfach ist, wissen wir, wenn's einfach wär', könnte es jeder" - mit diesen Worten hatte der Bayern-Trainer bereits vor der Partie die Münchner Entschlossenheit unterstrichen, sich jetzt ein paar Wochen geduldig anzupirschen, um dann spätestens im Mai zum Halali zu blasen. Den "Druck auf Dortmund erhöhen", das sei nun Woche für Woche das Ziel.

Besondere Herausforderung

Aber um den BVB noch abzufangen, müssen erst mal all die anderen Konkurrenten bezwungen werden - und im Falle der Hoffenheimer des jungen Trainers Julian Nagelsmann, 31, war das durchaus eine besondere Herausforderung. Es sei "schon wichtig, sich nicht vorher zu ergeben, wenn der rote Bus einfährt", hatte Nagelsmann vor seinem 100. Spiel als Erstligatrainer als Parole ausgegeben (die kuriose Bilanz seiner ersten 99 Bundesligaspiele übrigens: 44 Siege, 33 Unentschieden, 22 Niederlagen). Und tatsächlich hatte Nagelsmann eine extrem offensive Aufstellung gewählt - die dann aber von Beginn an vor allem in der Defensive gefordert war. Weil die Bayern sofort nach dem Führungstreffer strebten.

Lewandowski (10.) und Goretzka (14.) vergaben erste Gelegenheiten. Aber wie entschlossen die Münchner zu Werke gingen, konnte man vor allem in der 19. Minute bestaunen: Da lag Thomas Müller im Hoffenheimer Strafraum und hängte mal rasch sein Bein aus, um den Ball damit aufs Tor zu schlagen wie mit einem Golfschläger. Dann hängte er das Bein zurück in seine Verankerung. Jedenfalls sah es so aus, als Müller im Liegen versuchte, ein Tor zu erzielen. Knapp daneben. Irgendwann hatten die Münchner den Ball zwar so häufig vor dem Hoffenheimer Tor quer gelegt, ohne dass Zählbares dabei herausgekommen wäre, dass man sich Kovac schon wieder vorstellen musste, wie er über "mangelnde Chancenverwertung" klagt. Doch dann traf zweimal Goretzka. In der zweiten Halbzeit hatten dann die Hoffenheimer ihre beste Phase: Schulz erzielte den Anschlusstreffer (59.), Neuer musste einen Szalai-Kopfball aus der Ecke angeln (83.). So stellte Lewandowski exakt jenen Endstand her (87.), mit dem die Münchner das Hinspiel gewonnen hatten. "Insgesamt war es ein guter Kampf von uns", sagte Leon Goretzka, der Doppeltorschütze. Nein, er glaube nicht, dass Dortmund jetzt schon "das Zittern bekommen" habe. Aber das Ziel sei natürlich, "Meister zu werden, gar keine Frage". Die Saison geht in ihre zweite Hälfte, die Jagdsaison hat gerade erst begonnen.

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