Bundesliga:In Freiburg geht der Punk ab

Bundesliga: Freiburger Riesenfreude nach dem 3:2 durch Nico Schlotterbeck (Mitte).

Freiburger Riesenfreude nach dem 3:2 durch Nico Schlotterbeck (Mitte).

(Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Der Sportclub führt 2:0 gegen Wolfsburg, kassiert das 2:2 und rettet sich trotzdem. Gladbach siegt im "Krisico", auch Stuttgart darf sich freuen. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Carsten Scheele und Martin Schneider

SC Freiburg - VfL Wolfsburg 3:2 (2:0), Tore: 1:0 Grifo (7.), 2:0 Grifo (44.), 2:1 Kruse (52.), 2:2 Arnold (84.), 3:2 Schlotterbeck (87.)

Man könnte wohl sagen, dass die erste Halbzeit dieses Spiels den Freiburgern gehörte. In Wirklichkeit gehörte sie jedoch Vincenzo Grifo. Der ging zunächst seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Freistöße schießen. Sehr adrett hob er den Ball schon in der siebten Spielminute über die Wolfsburger Mauer ins Kreuzeck, und weil die Wolfsburger dachten, es sei eine gute Idee, diesen Grifo später in der Nähe des Elfmeterpunkts zu vergessen, durfte der Deutsch-Italiener noch ein zweites Mal jubeln. Flanke Höler, Volleyschuss Grifo (er kann es eben nicht nur per Freistoß).

Weil die Freiburger anschließend wiederum dachten, es sei eine gute Idee, Max Kruse im Strafraum alleine zu lassen, kam Wolfsburg mit Nachdruck zurück in die Partie. Wolfsburg stürmte, fast die gesamte zweite Halbzeit lang, insbesondere die Schlussphase hatte es dann in sich: Erst hämmerte Maximilian Arnold den Ball nach einem Fehler von Nico Schlotterbeck zum verdienten Ausgleich ins Netz; nur wenige Minuten später machte Schlotterbeck seinen Fehler wieder gut - 3:2. "Das war total emotional", sagte Sportvorstand Jochen Saier bei Sky: "Im Stadion ging der Punk ab, das tut uns allen gut."

Borussia Mönchengladbach - Hertha BSC 2:0 (1:0), Tore: 1:0 Plea (24., Foulelfmeter nach Videobeweis), 2:0 Ginter (60.)

Bundesliga: Alassane Plea (links) und Marcus Thuram bejubeln den Gladbacher Führungstreffer.

Alassane Plea (links) und Marcus Thuram bejubeln den Gladbacher Führungstreffer.

(Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images)

Nach all dem Unglück, den Niederlagen und dem Absturz in der Tabelle erwog der Gladbacher Alassane Plea in diesem "Krisico" gar nicht erst irgendwelche Experimente: Er trat an zum Elfmeter und haute den Ball brachial mittig ins Netz. Gegner Hertha BSC, noch schlimmer von Unglück und Niederlagen geplagt, haderte da längst schon wieder. Schiedsrichter Badstübner hatte die Elfmetersituation zunächst gar nicht beanstandet, wurde vom Videoschiedsrichter aber auf ein Foul des Berliners Marc-Oliver Kempf hingewiesen - völlig zurecht übrigens.

Je länger das Spiel dauerte, desto offensichtlicher wurde: Die Berliner wurden durch das Gladbacher Führungstor völlig aus dem Konzept gebracht. Der Plan, auswärts ein 0:0 zu ermauern, war schief gegangen. Hertha wagte in der zweiten Halbzeit etwas mehr, ein Lattentreffer von Ekkelenkamp war noch der beste Ertrag. Ginters Kopfballtreffer erledigte das verunsicherte Team von Trainer Tayfun Korkut endgültig. Gladbach hat nun immerhin 30 Punkte gesammelt, Hertha stagniert bei 23 und ist wieder Vorletzter.

Union Berlin - VfB Stuttgart 1:1 (1:o), 1:0 Awoniyi (41., Handelfmeter), 1:1 Kalajdzic (90.)

Bundesliga: Erleichterte Stuttgarter nach dem späten Ausgleichstreffer.

Erleichterte Stuttgarter nach dem späten Ausgleichstreffer.

(Foto: Andreas Gora/dpa)

Sollte der VfB Stuttgart in diesem Sommer absteigen, dann wird es auch am Arm von Konstantinos Mavropanos gelegen haben. Bei einem Schuss von Grischa Prömel kurz vor der Pause drehte sich Mavropanos im Strafraum weg, nur leider eben mit angewinkelten Arm. Schon der dritte Elfmeter, den Mavropanos in dieser Spielzeit verursacht hat.

Hätte Stuttgart in Berlin verloren, hätte sich Mavropanos noch mehr gegrämt. Aber er konnte sich bei Stürmer Sasa Kalajdzic bedanken, der es - nach einem lange Zeit sehr dürftigen Stuttgarter Offensivvortrag - kurz vor Schluss noch einmal wissen wollte. Erst bugsierte er den Ball an den Pfosten, dann traf er mit Ablauf der regulären Spielzeit doch noch zum Ausgleich. Fast müßig zu erwähnen, dass die Vorlage von Borna Sosa kam. Wenn der VfB im Sommer die Klasse halten sollte, dann wird es auch an diesem Treffer von Kalajdzic gelegen haben.

TSG 1899 Hoffenheim - FC Bayern 1:1 (1:1), 1:0 Baumgartner (32.), 1:1 Lewandowski (45.+3)

Bundesliga: Hatte ebenfalls ein Abseitstor zu verantworten: Robert Lewandowski.

Hatte ebenfalls ein Abseitstor zu verantworten: Robert Lewandowski.

(Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Wenn bei der Ballabgabe ein Spieler in der gegnerischen Hälfte näher zum Tor steht als der Ball und mindestens zwei Gegenspieler, dann ist das Abseits. So ist es seit jeher im Regelbuch unter Punkt 11 nachzulesen und es war der FC Bayern, der den Paragraphen beim 1:1 gegen die TSG Hoffenheim nochmal neu lernte. Insgesamt drei Tore aus der verbotenen Zone erzielten die Münchner, zweimal war es Thomas Müller (27. Minute und 42., wobei einmal Serge Gnabry abseits war), einmal Robert Lewandowski (46.). Die erbarmungslos korrekte kalibrierte Linie bestätigte jedes Mal den Tatverdacht des Assistenten.

Eine Kuriosität in einem insgesamt schönen Fußballspiel zwischen den Mannschaften von Julian Nagelsmann und Sebastian Hoeneß. Es ist selten, dass in der Bundesliga zwei Teams aufeinandertreffen, die den Ball über mehrere Stationen sauber spielen können (oder wollen) und so folgten auf die ersten Hoffenheimer Chancen durch Andrej Kramaric nach fünf Minuten, dessen Vertragsverlängerung bis 2025 kurz vor dem Spiel verkündet wurde, Gelegenheiten von Gnabry (Volley, 10.), Kevin Vogt (gefährlich aufs eigene Tor, 12.), Müller (stark gehalten von Oliver Baumann, 15.), Leroy Sané (Schlenzer, 21.), Georginio Rutter (gute Schussposition, am Tor vorbei, 28.) plus die Abseitstore. Wie gesagt: unterhaltsames Spielchen.

In Führung ging die TSG dann folgerichtig nach einem astreinen Spielzug. Joshua Kimmich verlor den Ball weit vorne, es folgte aber eine Kombination mit so vielen Spielern, dass man ihm keine Schuld zusprechen kann. Christoph Baumgartner hielt den Fuß in eine Flanke des erneut starken David Raum. Den Bayern-Ausgleich erzielte Robert Lewandowski nach einer Kimmich-Ecke, sein 29. Saisontor.

Nach der Pause war der FC Bayern dann die eindeutig bessere Mannschaft, kam zu immer klareren Chance, wobei Gnabry (Pfosten, 68.) und Jamal Musiala (55. und 69.) zu wenig aus ihren Möglichkeiten machten. Einen Schuss von Müller kratzte Stefan Posch gerade noch so von der Linie (73.), Müller reklamierte nachdrücklich Hand-Spiel, doch das Schiedsrichter-Team sah keine Absicht in der Ellbogen-Berührung. Und wie das so ist: Wer vorne nicht trifft, bekommt hinten Probleme. Nur eine Weltklasse-Tat von Manuel Neuer verhinderte die erneute Hoffenheimer Führung durch Kramaric (80.). Es war die letzte hochklassige Chance.

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