FC Bayern:Hoeneß steckt mitten im Wahlkampf

FC Bayern: Uli Hoeneß auf einer Pressekonferenz

Hat für seinen Abschied am Freitag die Olympiahalle gemietet: Noch-Bayern-Präsident Uli Hoeneß.

(Foto: dpa)
  • Uli Hoeneß zieht sich Ende der Woche beim FC Bayern zurück - aber natürlich nicht so ganz.
  • Vorher will er dem Aufsichtsrat die Beförderung von Sportdirektor Salihamidzic vorschlagen.
  • Mit dem werde, so Hoeneß, öffentlich "unverschämt" umgegangen.

Von Klaus Hoeltzenbein

Wer in einer fernen Zukunft, wenn mal nicht mehr Fußball gespielt wird, den Aliens, Jedi-Rittern oder sonstigen Neubürgern des Planeten zu erklären versucht, was solche Fußballspiele in grauer Vorzeit mit den Menschen anzustellen vermochten, der hat es jetzt nicht mehr so schwer. Der bedient sich einfach der Bilder des FC Bayern aus den ersten Novembertagen des Jahres 2019. Personalisiert in der Figur des Uli Hoeneß.

Pure Fassungslosigkeit inklusive Trauertränchen beim 1:5 in Frankfurt - pure Entrücktheit inklusive Glückstränchen beim 4:0 gegen Dortmund. Dazwischen lagen eine Trainer-Entlassung und sieben unruhige Nächte. "So ein 4:0 ist natürlich besser als ein 0:2", stellte Hoeneß fest, gerade wenn man sehr viel vorhat in den nächsten Tagen, die zu seinen politischen Tagen werden. Der 67-Jährige stellt Weichen, auf denen der FC Bayern bis in eine ferne Zukunft gleiten soll.

Hoeneß wird seinen Posten als Präsident am Freitag räumen, dafür ist die Olympiahalle angemietet. Zugleich geht es darum, die vornehmlich von ihm verfügte Erbfolge auf Herbert Hainer (Präsident), Hasan Salihamidzic (Sportvorstand) und Oliver Kahn (Vorstandschef ab Ende 2021) zu verteilen. Beflügelt vom Samstagabend, der ihm "ewig in Erinnerung bleiben wird", ließ sich Hoeneß am Sonntagmorgen direkt in der Fernsehsendung "Doppelpass" zuschalten, dem Frühshoppen für Fußballfreaks, um massiv Wahlkampf zu betreiben. Salihamidzic käme ihm in der laufenden Debatte zu schlecht weg, so Hoeneß. Es sei "unverschämt", wie mit diesem öffentlich umgegangen werde, so seien zum Beispiel die aus der Hoeneß-Perspektive passenden Transfers von Lucas Hernández, Benjamin Pavard oder Alphonso Davies "auf seinem Mist gewachsen".

"Ich werde den Verein wie eine Glucke bewachen"

Das klang, als nehme Hoeneß eine Debatte, die an diesem Montag folgen könnte, bereits vorweg. Hoeneß wird dem Aufsichtsrat, dem er bislang als Chef, demnächst aber nur noch als einfaches Mitglied angehört, die Beförderung von Salihamidzic vorschlagen. Vom Sportdirektor zum Sportvorstand, in jene Rolle, die von 2012 bis 2016 Matthias Sammer innehatte. Das dient der demonstrativen Stärkung, denn "dass er nicht ständig genannt wird zwischen Karl-Heinz und mir, ist klar".

In der "Telefon-Affäre", die am Wochenende Wellen schlug, kam Salihamidzic auch kaum vor. In der hatte der FC Bayern mitgeteilt, Rummenigge habe Arsène Wenger, der sich als Interimstrainer angeboten habe, telefonisch abgesagt. Wenger wiederum, lange Chefcoach des FC Arsenal, erklärte, von einem Andienen könne keine Rede sein, er habe Rummenigge eigentlich nur "aus Höflichkeit" zurückgerufen. "Vielleicht haben wir uns irgendwo missverstanden", sagte Rummenigge zur pikanten Panne, in der Hoeneß darauf pocht, "von A bis Z nicht involviert zu sein".

Von A bis Z raus aber ist er noch lange nicht. Den Trainer, den Hansi-Flick-Nachfolger, würden jetzt halt viele aussuchen: Rummenigge, Salihamidzic, Kahn, Hainer - "und ich werde auch dabei sein". Als Hoeneß dann am Sonntag das 84:80 der Bayern-Basketballer gegen Berlin inhaliert hatte, setzte er noch eins obendrauf: "Immer wenn ich Unsachliches höre und sehe, werde ich den Verein wie eine Glucke bewachen." Letzte Worte. Einmal anders.

Zur SZ-Startseite

MeinungFC Bayern München
:Niko Kovac hat das Machtspiel in der Kabine verloren

Der Ex-Trainer des FC Bayern hat es nicht geschafft, seine Spieler für eine Vision zu begeistern. Und wieder wird beklagt, die Spieler hätten zu viel Einfluss.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: