FC Bayern:Die Gefahr der zwei Zungen

Die Münchner Elf und ihr Trainer haben ihre Zukunftstauglichkeit im Pokalfinale angedeutet - ob das auch für die Führungsriege des Vereins gilt, ist fraglich.

Kommentar von Christof Kneer

Am Sonntag hat Uli Hoeneß also diesen Satz gesagt, er war überhaupt nicht kompliziert, er ging gefahrlos über die Lippen. "Es ist ja wohl gar keine Frage, dass unser Trainer nächste Saison Niko Kovac heißt", sagte Hoeneß.

In geschriebener Form müsste man sich diesen Satz allerdings etwas komplizierter vorstellen. In geschriebener Form lägen noch ein paar geschwärzte Ergänzungen vor, die nur Kundige sichtbar machen könnten. Zu diesem einfachen Aussagesatz gehören nämlich noch zwei Fragesätze. Warum sagen die Bayern diesen einfachen Satz erst jetzt? Und warum sagt Karl-Heinz Rummenigge diesen einfachen Satz allenfalls seltsam indirekt?

Wenn sich der Blick nach dem erfolgreichen Saisonabschluss nun in die Zukunft richtet, dann wäre der Blick gut beraten, wenn er sich nicht nur auf Niko Kovac konzentrieren würde, sondern auch auf dessen Vorgesetzte. Natürlich wird viel davon abhängen, wie versiert Kovac eine neue, verjüngte Elf coachen wird, viel wird davon abhängen, ob er sich mit seiner neuen Elf mitentwickelt und sie in Spielen wie in Liverpool nicht mehr gegen ihr Naturell verteidigen lässt.

Kahn soll Rummenigge ersetzen, nicht Hoeneß

Aber das ist nur der eine Umbruch, der dem Verein bevorsteht, und der Erfolg dieses Umbruchs auf dem Rasen ist nicht zu trennen von jenem Generationenwechsel, der sich in den Chefbüros anbahnt.

Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge haben den Verein mit der Kraft ihrer zwei Herzen zu dem gemacht, was er heute ist, das ist ein beachtliches Lebenswerk. Die Kovac-Debatte zeigt aber, wie gefährlich die Kraft der zwei Zungen für den sensiblen Umbruchprozess werden kann. Jene Mehrsprachigkeit, die Hoeneß und Rummenigge in der Trainerfrage fast schon stolz zur Schau gestellt haben, lenkt den Blick auf die anderen, noch größeren Themen im Haus: So dürfte es Rummenigge kaum gefallen haben, wie zielgerichtet Hoeneß etwa die Personalie Oliver Kahn forciert hat - Kahn soll Rummenigge ersetzen, nicht Hoeneß.

Die betriebseigene Fußballelf hat ihre Zukunftstauglichkeit im Pokalfinale angedeutet, und es würde dieser Elf und übrigens auch dem dazugehörigen Trainer helfen, wenn sie sich in einem Unternehmen entwickeln dürften, das in den großen Fragen mit einer Stimme spricht. Diesen Auftrag sollten die Bayern mitnehmen in die Sommerpause, und sie sollten wissen: Wenn sie sich ihre Probleme selber machen, dann freut sich zum Beispiel die Mannschaft, gegen die der FC Bayern gerade das Pokalfinale gewonnen hat.

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