Bundesliga:Der größte Umbruch in der Geschichte des FC Bayern

Byern München

Hinterfragen sich gerade auch selbst: die beiden Bayern-Alphatiere Uli Hoeneß (links) und Karl-Heinz Rummenigge.

(Foto: dpa)

Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge haben bisher jede Neuausrichtung bei den Münchnern vorgegeben. Doch plötzlich hinterfragen sie sich selbst - und das in Zeiten, in denen eine weitsichtige Führung so wichtig wäre.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Er sei "ein Freund der Kompetenzen", hat Karl-Heinz Rummenigge am Donnerstag gesagt. Er demonstrierte das auch umgehend, indem er weiterhin unerschütterlich kompetent aussah, obwohl er einen kleinkindgroßen Autoschlüssel in der Hand hielt, als Zeichen eines ziemlich geräuschlosen Übergangs. Die Mannschaft des FC Bayern hat einen neuen Bus bekommen, fast 14 Meter lang, mit einem kompetenten Sechszylinder-Dieselmotor mit Euro-6-Abgasnorm und, so teilte der Verein stolz mit, einer "vollausgestatteten Küche im Heck". Wäre nur jeder Übergang so lautlos!

Der FC Bayern befindet sich aber in einem mit allerlei Nebengeräuschen versehenen Umbruch, und in diesem hat Rummenigge versucht, mit seinem Bin-ein-Freund-der-Kompetenzen die Lautstärke nach unten zu drehen. Seit Mitte der Woche beschränkt sich der anstehende Umbruch nicht mehr allein auf die Ebenen Mannschaft/Trainer, er bezieht nun auch die dritte Ebene mit ein: den Vorstand. Seit Mitte der Woche sind die Gedankenspiele des Vereins über eine Führungsrolle für Oliver Kahn öffentlich. Ob für 2019 oder 2020, ist noch unklar; ebenso, für welche Position, ob vielleicht ein Sportchef - zum Beispiel der Gladbacher Manager Max Eberl - als Sonderausstattung dazukommt und auch, ob Kahn die Lücke schließt, die durch den Weggang von Sportvorstand Matthias Sammer vor zwei Jahren entstanden ist.

Die Führung hinterfragt sich - in Zeiten, in denen sie gefordert ist wie schon lange nicht mehr

Er, sagte Rummenigge, könne dazu leider nichts sagen, da diese Thematik seine Kompetenzen überschreite: "Diese Personalangelegenheiten werden vom Aufsichtsrat diskutiert und am Ende des Tages entschieden." Bevor jemand auf die Idee kommen konnte, dass auch dieser vor einem Umbruch stehe, fügte der Klubboss rasch an, der Aufsichtsrat sei "mit das Beste, was es im Fußball oder möglicherweise in der gesamten Welt gibt".

Auch ohne diese vierte Ebene ist der Umbruch der größte in der Geschichte der Bayern. Bisher reagierte der Klub auf Krisenjahre, indem er dem Trainer neue Spieler schenkte, zum Beispiel 2007 dem altbewährten Ottmar Hitzfeld die aufregenden Luca Toni und Franck Ribéry. Oder die oberste Ebene inspirierte ein eingespieltes Team durch einen Trainerwechsel, wie von 2011 an die Generation Schweinsteiger/Lahm durch die Rückkehr von Jupp Heynckes. So hatte es der Klub gerade durch die Ableitungen aus Krisen geschafft, den Abstand auf die nationale Konkurrenz stetig auszubauen.

Momentan hat der FC Bayern eine ausgesprochen altbewährte Mannschaft, der zur Vollausstattung Elemente wie Dynamik und Kreativität fehlen. Gesteuert wird sie von Niko Kovac, der inspirierend jung ist, dessen Kompetenzen allerdings nach nicht einmal fünf Monaten in München kritisch beobachtet werden, dem Vernehmen nach sogar von Altbewährten aus der Mannschaft.

Wer entscheidet in sportlichen Fragen bis 2019/2020?

Daher ist unklar, auf welcher Ebene der Umbruch anfangen sollte. Reichen neue Spieler? Müssen diese schon im Winter kommen? Wie lange hat Kovac Zeit, die Kritiker zu überzeugen? Und wer entscheidet bis 2019/20 über sportliche Fragen? Rummenigge? Uli Hoeneß, der Präsident und Vorsitzende dieses weltbesten Aufsichtsrates? Oder sogar Sportdirektor Hasan Salihamidzic? Das ist das Spannende an diesem Umbruch: dass die Ebene, die bisher jede Neuausrichtung vorgegeben hat, sich selbst hinterfragt - und das in Zeiten, in denen eine weitsichtige Führung so wichtig ist wie lange nicht mehr.

Es gibt zurzeit nicht wenige Vereine im Fußball und überhaupt in der Welt, die mindestens ähnlich gut aufgestellt sind wie der FC Bayern, weswegen die Frage gar nicht so sehr ist, ob und wann Kahn kommt. Sondern eher, ob der Umbruch auf allen Ebenen bis dahin aufgeschoben werden kann.

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