FC Bayern:Zwei nach dem Geschmack von Hoeneß

  • Mit Oliver Kahn im Vorstand und Ex-Adidas-Chef Herbert Hainer als Präsident ist Uli Hoeneß außerordentlich zufrieden.
  • Hoeneß leitet seinen Abschied ein - gestaltet die Zukunft des FC Bayern aber stark mit.

Von Martin Schneider

Vielleicht ist es für die Zukunft des FC Bayern entscheidend, dass das ZDF noch über Sendemasten den Weg in die Haushalte der Republik findet. Uli Hoeneß, der am Freitag bestätigte, noch nie ins Internet geschaut zu haben, konnte so auf herkömmlichem Weg verfolgen, wie sich Oliver Kahn als Fernsehexperte schlägt. Er erkannte eine "großartige Entwicklung". Er habe Kahn dann einige Male in sein Büro eingeladen, und irgendwann habe es "Klick" gemacht, so Hoeneß. Er habe festgestellt, dass bei Kahn viel zusammen komme - die Fußball-Vergangenheit, die Bayern-DNA, die Beliebtheit bei den Fans und das Wirtschaftsverständnis, Kahn habe ja auch eigene Firmen. Und so sei Kahn die "perfekte Lösung".

Es sollte an diesem Freitag in der Münchner Arena eigentlich um Uli Hoeneß gehen, um seinen Abschied als Präsident des FC Bayern und als Aufsichtsratschef. Beides war erst seit Donnerstagabend offiziell, Hoeneß wollte sich dazu erklären. Das tat er auch, er sagte, er wolle mehr Zeit mit der Familie verbringen, was er genau machen werde, wisse er noch nicht, er werde auf jeden Fall nicht nur am Tegernsee sitzen und Golf spielen. Aber es ging dann mehr noch um die Zukunft des FC Bayern. Und es ging darum, dass er, Hoeneß, diese Zukunft mit den Personalien Herbert Hainer und Oliver Kahn bereits maßgeblich mitbestimmt hat.

Der ehemalige Adidas-Chef Hainer wird, sollte er von der Mitgliederversammlung im Herbst gewählt werden, Hoeneß' direkter Nachfolger als Vereinspräsident und Chef des Aufsichtsrats. Kahn wird ab dem 1. Januar 2020 einen Posten im Vorstand bekommen, soll vom jetzigen Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zwei Jahre lang eingearbeitet werden - und den Klub von 2022 an alleine führen.

Hoeneß ist mit beiden Namen außerordentlich zufrieden, daran ließ er keinen Zweifel. Mit Hainer ist er lange befreundet, wie er betonte. "Wer Adidas führen kann, kann auch den FC Bayern führen", sagte Hoeneß. Er hätte schnell handeln müssen, weil Hainer auch das Angebot gehabt habe, DFB-Präsident zu werden. Außerdem wollte er einen jungen Nachfolger. "Und mit 65 Jahren ist man nach heutiger Genetik noch jung", sagte Hoeneß, 67, ohne erkennen zu lassen, ob er das zumindest ein bisschen ironisch meint.

Die Rolle von Salihamidzic ist noch offen

Es ist aber sicher kein Zufall, dass sich Hoeneß als neues starke Duo beim FC Bayern einen Ex-Wirtschaftsboss und einen Ex-Fußballer ausgeguckt hat - also quasi eine Kombination aus Business und Ball, Konzern und Kabine. Hainer ist ein anerkannter Firmenlenker, aber weder Volkstribun noch Alt-Internationaler. Kahn bringt trotz seiner Ausflüge in die Wirtschaft hauptsächlich die Rasen-Kompetenz mit. "Ich habe auch in jüngster Vergangenheit festgestellt, wie wichtig es ist, bei Diskussionen mit Spielern wie Ribéry, Kimmich oder Sané, dass die einem abnehmen, dass man selbst einen Ball stoppen kann", sagte Hoeneß "aber jemand ohne Hirn würde ja auch nichts bringen." Kahn habe sich dem Aufsichtsrat "sehr reflektiert" präsentiert.

Offen ist, ob Kahn noch über seine aktuellen Tätigkeiten nachdenken wird. Angekündigt hat er, dass er weiter Gesellschafter seiner Firma "Goalplay" bleiben möchte, die Torhüterausbildung unter anderem in Südkorea oder Saudi-Arabien anbietet. Ob er weiter das Werbegesicht eines Wettanbieters sein möchte, ist offen. Das ZDF hat dagegen bereits verkündet, weiter mit ihm als TV-Experten arbeiten zu wollen, allerdings nicht mehr bei Spielen des FC Bayern, sondern nur bei Länderspielen. Wie Kahn objektiv die Bayern-Spieler beim DFB bewerten soll, gehört zu den Fragen, die noch zu klären sind.

Ebenso übrigens die Rollen von Hasan Salihamidzic und Rummenigge. Salihamidzic' Vertrag als Sportdirektor läuft im Juni 2020 aus. In verschiedenen Interviews hat er immer ausgeschlossen, unter einem anderen Sportvorstand zu arbeiten. Die Entscheidung, ob Salihamidzic Sportvorstand werde, müsse der Aufsichtsrat in einer seiner nächsten Sitzungen treffen, kündigte Hoeneß an. Rummenigge wird bis zum 31. Dezember 2021 weiter Vorstandschef bleiben, Kahn einarbeiten - und danach im Gegensatz zu Hoeneß, der bis 2023 als normales Mitglied im Aufsichtsrat bleibt, keine Position mehr beim FC Bayern haben. Auf die Frage, ob Rummenigge in der Nachfolgesuche involviert war, reagierte Hoeneß energisch und verwies darauf, dass dies Aufgabe des Aufsichtsrats sei - also Aufgabe des Gremiums, dem er bislang vorsaß. Rummenigge hat gleichwohl nie angedeutet, dass er mit Kahn Probleme habe.

Zum Schluss der Pressekonferenz überraschte Rummenigge Hoeneß dann noch, überreichte ihm ein altes Trikot, sogar eine Umarmung bekamen beide hin. "Es ist nicht sein letzter Tag heute beim FC Bayern", sagte Rummenigge, "und es wird nie sein letzter sein."

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Aber erst mal nur in Altersteilzeit. Hoeneß regierte den FC Bayern mit Instinkt, Provokationen, seinem phänomenalen Gedächtnis und Herz. Über einen Mann - und die Schwierigkeit loszulassen.

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