FC Bayern:Heynckes schafft Klarheit mit nur einem Satz

FC Bayern: Verstanden sich blendend: Bayern-Coach Jupp Heynckes (links) und sein Freiburger Kollege Christian Streich.

Verstanden sich blendend: Bayern-Coach Jupp Heynckes (links) und sein Freiburger Kollege Christian Streich.

(Foto: AFP)
  • Trainer Jupp Heynckes bekräftigt, dass er nach der Saison beim FC Bayern aufhören wird.
  • Zu seinem Trainer-Kollegen Christian Streich sagte er in Freiburg: "Das ist ja sicher die letzte Begegnung von uns beiden."
  • Ob das nun auch Uli Hoeneß einsieht, der weiter auf einen Heynckes-Verbleib hofft?

Von Benedikt Warmbrunn, Freiburg

Dass nun ein Rührstück aufgeführt würde, deutete sich schon in den Gesprächen vor dem eigentlichen Auftritt an. Im Presseraum des SC Freiburg ging es um allerlei Irrungen und Wirrungen des Weltfußballs, eines der Themen: das Verhältnis des Freiburger Trainers Christian Streich zu seinen Kollegen. Das Verhältnis ist demnach zu allen anderen Trainer ausgezeichnet, mit einer kleinen Einschränkung. Die allerdings betrifft nicht Jupp Heynckes - mit dem versteht sich Streich hervorragend.

Wenige Minuten später saßen Streich und Heynckes auf der Bühne, die geschmückt war mit Cola-Flaschen und Milch-Tüten (Bio-Vollmilch, Weidemilch, laktosefrei). Auch sie befassten sich mit den Irrungen und Wirrungen, die der Weltfußball hervorbringt, hauptsächlich mit jenen, die sich mit ihnen selbst befassen. Am Ende der Erörterungen der Trainer blieben zumindest keine Irrungen und Wirrungen um ihre eigene Zukunft.

Streich grummelt: "Es ist einfach unwahr"

4:0 (2:0) hatte der FC Bayern am Sonntagabend beim SC Freiburg gewonnen, der Vorsprung auf den Tabellenzweiten, den FC Schalke, beträgt nun 20 Punkte; sollte sich die Distanz zur Konkurrenz ähnlich weiterentwickeln, kann der FC Bayern bereits in zwei Wochen die Meisterschaft feiern. Doch diesen Titel haben sie im Verein eh schon längst eingebucht, die drei Wettbewerbe, die der Klub in dieser Saison noch bestreitet, sind der Pokal (Halbfinale gegen Leverkusen im April), die Champions League (Achtelfinal-Rückspiel in Istanbul nächste Woche) - und ganz besonders der Wettbewerb um Heynckes.

Vor dem Wochenende des FC Bayern in Freiburg war es ausnahmsweise ein paar Tage lang ruhig geblieben in der Frage nach der Zukunft des Trainers, der seit Monaten dazu nichts mehr sagen will, weil er findet, dass er oft genug gesagt hat, dass er im Sommer aufhören wird. Der FC Bayern - vor allem Präsident Uli Hoeneß - buhlt dennoch weiter um Heynckes; einen B-Plan hat der Klub offiziell nicht, auch, um Heynckes nicht zu verschrecken. Es wäre den Bayern - also Hoeneß - auch wirklich am allerliebsten, wenn sich diese so angenehme Gegenwart mit dem so angenehmen Heynckes um mindestens ein Jahr lang hinauszögern ließe.

Dann aber meldete die Bild-Zeitung, dass in den offiziell nicht existierenden Plan-B-Überlegungen auch Christian Streich eine Rolle spiele, und schon war es vorbei mit der Ruhe. Vor und nach dem 0:4 seiner Mannschaft war Streich damit beschäftigt, über sich selbst zu sprechen, und er verbarg nicht, wie sehr ihn das nervte: "Es ist einfach unwahr", grummelte er hinter den Milchtüten, er finde die Angelegenheit "ein bisschen ärgerlich". Nun sei eben sein Name "dran gewesen". So sehr ärgerte er sich, dass klar war: Er bleibt in Freiburg.

Heynckes unterstützte seinen Sitznachbarn, indem er von einem Spaziergang durch Freiburg erzählte, "das ist ja eine schnuckelige Stadt, wunderschön". Er könne sich nicht vorstellen, dass Streich diese "ohne Weiteres" verließe. Dann schwärmte er für Streich und dessen "überragende Arbeit", er sprach ihm "ein Riesenkompliment" aus. (Ganz nebenbei schwärmte Heynckes für sich selbst, weil er Streichs Arbeit in Freiburg mit seiner eigenen Arbeit einst in Mönchengladbach verglich.)

Heynckes lobt seine Mannschaft: "Eines unserer besten Spiele"

Seiner Zukunft widmete Heynckes wie üblich keinen direkten Kommentar. Dafür aber einen vielsagenden Satz nebenbei. Zu Streich sagte er: "Das ist ja sicher die letzte Begegnung von uns beiden." So klar hatte der Trainer seit Wochen nicht über sich selbst gesprochen. Nun dürfte es selbst Hoeneß schwer fallen, an ein weiteres Jahr mit seinem Lieblingstrainer zu glauben.

Das 4:0 des FC Bayern war jedoch auch ein Beleg dafür, wie geschmeidig es unter Heynckes läuft. Die Mannschaft schleppte sich zwar durch die Anfangsphase, fand dann jedoch zu einem Rhythmus aus Passfolgen und Spielzügen, der Freiburg zermürbte: "Wir waren ballsicher, kombinationssicher, hatten ein gutes Positionsspiel", sagte Heynckes, "ich finde, wir haben heute eines unserer besten Spiele in dieser Saison gemacht." Er ergänzte: "Man hat heute gesehen: Die Mannschaft funktioniert, jeder Spieler kann jeden Spieler ersetzen."

Außer vielleicht Thomas Müller.

Der Kapitän darf sich zurzeit als Stammspieler bezeichnen, am Sonntag zeigte er auch, warum. Bei den meisten Angriffen war er beteiligt, mit seinen Läufen riss er Lücken auf, er sah Mitspieler und er traf zweimal aus nahezu unmöglich spitzem Winkel: Beim 1:0 half ihm Freiburgs Torwart Alexander Schwolow, der den Ball mit dem Oberschenkel ins eigene Tor lenkte. Das zweite Mal, zum Endstand, traf Müller jedoch mit einer Drehbewegung, die nur einem gelingt, der statt Gelenken Sprungfedern hat. "Wir haben auch ein paar Tore hineingelogen", sagte Heynckes.

Diese Mischung aus Glück, Verständnis und Menschlichkeit ist es, die Hoeneß an Heynckes so schätzt, und auch Streich gestand, dass er ein Heynckes-Jünger sei, auf seine ganz eigene Art natürlich. Hinter seinen Milchtüten murmelte er irgendwann: "Zum Jupp: Alles Gute, ich danke ihm sehr für die Worte."

Ob es auch beim nächsten Gastspiel des FC Bayern in Freiburg anschließend ein ähnliches Rührstück geben wird? Nicht so gut versteht sich Christian Streich übrigens mit Thomas Tuchel.

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