FC Bayern:Heynckes, der Bayern-Flüsterer

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Jupp Heynckes (li.): "Ich bin eigentlich nie zufrieden" (Foto: REUTERS)
  • Jupp Heynckes macht nach dem 3:1 gegen Borussia Dortmund ein paar generelle Bemerkungen über die Konstitution seiner Mannschaft, was in der Konsequenz auf Carlo Ancelotti zurückfällt.
  • "Wenn ein Trainer nach einem Drittel der Saison kommt, hat er andere Ideen, andere Intensität, anderen Umfang", sagt der Trainer.
  • Heynckes glaubt auch, dass sich die Mannschaft weiterhin steigern kann.
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Von Carsten Scheele, Dortmund

Was müsste passieren, um diesen Mann aus der Ruhe zu bringen? Wenn Jupp Heynckes dieser Tage das Podium einer Pressekonferenz betritt, könnte nebenan ein Meteoritenschauer runtergehen oder zumindest ein Vulkan ausbrechen. Nein, selbst dann würde Heynckes vermutlich nur den Mundwinkel verziehen und erklären, dass er alles schon mal erlebt habe.

Es ist eine Schau, den 72-Jährigen im Spätspätherbst seiner Trainerkarriere zu beobachten, so auch am Samstagabend in den Räumlichkeiten von Borussia Dortmund, nach dem souveränen 3:1 (2:0) im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den BVB. Dieser Mann hat, wenn es um Fußball geht, definitiv die Ruhe weg. Überraschen kann diesen Trainer-Haudegen nichts mehr, er hat immer eine passende Antwort parat. Zudem ist Heynckes aus dem Stadium heraus, dass er seine Äußerungen genau abwägen müsste, weil er jemandem zu nahe treten könnte.

Zum Beispiel Carlo Ancelotti, einem ebenfalls verdienten und erfahrenen Trainer, der im September bei den Bayern entlassen wurde, woraufhin Heynckes das Amt übernahm. Natürlich ist der stets freundliche Heynckes der Kollegenschelte eher unverdächtig, auch weil es zum guten Ton unter Kollegen gehört, die Arbeit des Vorgängers nicht direkt zu kritisieren. Der Sieg beim BVB veranlasste den 72-Jährigen jedoch dazu, ein paar generelle Bemerkungen über die Konstitution seiner Mannschaft zu machen, was in der Konsequenz eben doch auf Ancelotti zurückfiel.

Es sei ja generell nicht einfach, eine Mannschaft mitten in der Saison zu übernehmen. "Das waren wahnsinnig strapaziöse Wochen", sagte Heynckes, seine Spieler hätten aber alles prima mitgemacht: "Wenn ein Trainer nach einem Drittel der Saison kommt, hat er andere Ideen, andere Intensität, anderen Umfang." Daher kämen auch die vielen muskulären Probleme seiner Spieler, nicht zuletzt bei Thomas Müller, der auch beim BVB ausfiel. Auch Jérôme Boateng stand zwar im Kader, fit war er aber nicht.

Hummels darf nicht raus

Die neue Art des Trainings könne für die Spieler ungewohnt sein, aber sie würden sich daran gewöhnen. "Ich habe eben einen Leistungsanspruch, der sehr hoch ist", fuhr Heynckes kess fort, "und ich bin eigentlich nie zufrieden." Kann er aber eigentlich sein, denn seit Heynckes übernommen hat, hat die Mannschaft sechs Mal in Serie gesiegt, die Tabellenführung übernommen, die beiden Spitzenspiele gegen Leipzig und Dortmund gewonnen. "Das liegt auch daran, dass ich den FC Bayern sehr gut kenne", erklärte Heynckes in aller Gelassenheit.

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Den Namen Ancelotti erwähnte er nicht, doch es stellte sich die Frage: Passte der Italiener wirklich so schlecht nach München?

"Wenn ein Trainerwechsel vorgenommen wird, hat das irgendwelche Gründe", erklärte Heynckes lapidar. Überhaupt lässt der Trainer keinen Zweifel daran aufkommen, dass er über die Erfahrung und das Rüstzeug verfügt, die der FC Bayern in dieser Situation braucht. Die Ergebnisse sprechen für ihn: Binnen weniger Wochen haben die Münchner unter Heynckes einen Fünf-Punkte-Rückstand auf den BVB in einen Sechs-Punkte-Vorsprung verwandelt. Auch in der Champions League steht seine Mannschaft glänzend da. Heynckes glaubt sogar, dass sich die Mannschaft weiterhin steigern kann: "Wenn alle gesund sind, werden wir noch attraktiveren Fußball spielen."

Eine kleine Anekdote, was seine Spieler gerade durchmachen müssen, hatte Heynckes noch parat. In der Halbzeit in Dortmund sei Mats Hummels zu ihm gekommen und habe um seine Auswechslung gebeten, ebenfalls wegen muskulärer Probleme. "Das habe ich ihm verweigert", erklärte Heynckes kurzum, der in der Abwehr ja bereits auf Boateng verzichten musste. Also fügte sich Hummels und schleppte sich wieder auf den Platz.

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