FC Bayern im DFB-Pokal:"Wir können nicht rumheulen"

Bayern Muenchen Training Session

Fordert engagiertes Verteidigen: Trainer Niko Kovac.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern muss im DFB-Pokal Achtelfinale zu Hertha BSC. In der Bundesliga setzte es in Berlin eine Niederlage.
  • Torwart Manuel Neuer steht zwar im Kader - sein Einsatz ist jedoch fraglich.
  • Trainer Niko Kovac ermahnt seine Spieler zu mehr Abwehrdisziplin.

Von Sebastian Fischer

In den vergangenen Jahren ist Niko Kovac, geboren 1971 in Berlin, meistens sehr gerne in seine Geburtsstadt zurückgekehrt. Zumindest verbindet er die Hauptstadt bis auf wenige Ausnahmen mit positiven Erinnerungen: 2017 stand der Trainer des FC Bayern mit Eintracht Frankfurt im DFB-Pokalfinale, 2018 gewann er mit der Eintracht gegen die Bayern. "Und jetzt möchte ich ein drittes Mal in Folge im Endspiel stehen", sagte Kovac am Dienstag zu seinen Zielen im ersten Halbjahr 2019. Allerdings muss er schon vorher an diesem Mittwoch noch mal zurück ins Olympiastadion, zum Achtelfinale bei Hertha BSC. Und um Vorfreude ging es eher nicht, als er darüber sprach.

"Wir können nicht rumheulen, sondern müssen die Fehler einfach abstellen, die wir im Laufe der Saison gemacht haben", sagte er. "Die Fehler waren zu groß." Seine Mannschaft müsse wieder besser verteidigen, und zwar 90 Minuten lang: "Verteidigen macht nicht unbedingt jedem Spaß." Und der Spaß ist sowieso vorbei.

Eigentlich schien der deutsche Meister aus München längst auf dem Weg der Besserung zu sein in dieser komplizierten Saison, siebenmal hatten die Bayern in der Liga in Serie gewonnen, doch dann kam das 1:3 in Leverkusen am vergangenen Samstag. Die wiederkehrenden Fehler, zuvor von Momenten der Offensivstärke kompensiert, wurden bestraft. Zum fünften Mal in dieser Saison verspielten die Bayern eine Führung, der Rückstand auf Tabellenführer Dortmund beträgt inzwischen sieben Punkte. Und nun geht es in Berlin nicht nur um Wiedergutmachung, sondern auch um die wohl realistischste Option auf einen Titel in dieser Spielzeit.

Und es geht darum, ob Kovac eine Strategie für die wichtigste Saisonphase findet.

Die Probleme beginnen schon im Tor

In den vergangenen Jahren war diese Strategie in München durch den Erfolg in der Liga quasi naturgegeben, die Vorbereitung auf die Spiele in der K.-o.-Phase der Champions League lag allen Plänen zugrunde. Auch diesmal gäbe es ja durchaus eine Begegnung zu priorisieren, das Hinspiel im Achtelfinale beim FC Liverpool am 19. Februar. Doch diesmal ist alles anders. "Ich kann nicht darüber nachdenken, was in zwei, drei Wochen ist", sagte Kovac.

Er muss ja zunächst mal darüber nachdenken, wie er gegen die Berliner, die ihm in der Hinrunde die erste von inzwischen vier Bundesliga-Niederlagen als Bayern-Trainer zufügten (0:2), die Schwächen in der Defensive beheben möchte.

Die Probleme beginnen schon im Tor, wo ein Einsatz des am Daumen verletzten Manuel Neuer vor dem Abschlusstraining noch eher unwahrscheinlich war, bis dahin hatte er nicht im Tor trainiert, sondern nur mit den Feldspielern. "Es geht ihm so weit gut, und ich glaube, er will sofort spielen. Aber wir müssen das Go der Ärzte bekommen, und das haben wir noch nicht", sagte Kovac. Immerhin steht Neuer im Kader.

Wen stellt Kovac in die Innenverteidigung?

Zumindest eine Herausforderung bleibt für den Trainer auch die Besetzung der Innenverteidigung. "Wenn Spieler Fehler machen, muss ich ihnen auch mal Rückendeckung geben", sagte Kovac über Mats Hummels und Niklas Süle, die zuletzt den Vorzug vor Jérôme Boateng erhielten. In Leverkusen unterliefen den beiden mindestens vor einem Gegentor die entscheidenden Fehler. Doch wenn er nach jedem Fehler wechseln würde, sagte Kovac, "habe ich vielleicht keine Spieler mehr".

Tatsächlich bleiben die Alternativen auch weiter vorne eher rar, Arjen Robben fehlt weiterhin mit Oberschenkelproblemen, Renato Sanches fällt mit Schmerzen im Sprunggelenk aus, für den wieder gesunden Franck Ribéry kommt in Berlin zumindest ein Einsatz von Beginn an zu früh.

Die Umstellungen, an die Kovac denkt, sind also auch gezwungenermaßen eher taktischer Natur. "Wir haben auf ungefähr 60 Metern verteidigt", sagte Leon Goretzka, der beste Münchner der vergangenen Wochen, zum Spiel in Leverkusen, "da kommst du in keine Zweikämpfe rein und bist immer einen Schritt zu spät, weil dein Raum, den du zu verteidigen hast, einfach zu groß geworden ist." Kovac sagte recht deutlich: "Wenn sie nur traben, können sie den Gegner nicht unter Druck setzen."

Nun ist Gegner Hertha BSC eher nicht mehr jene Überraschungsmannschaft aus der Hinrunde, die 2:0 gegen die Bayern gewann. Berlin hat von drei Rückrundenspielen erst eines gewonnen, gegen Nürnberg. Doch an Selbstvertrauen fehlt es nicht. "Wenn wir eine gute Frische haben und eine gute Tagesform, können wir auch Bayern schlagen", sagte Trainer Pal Dardai. Und Kovac sagte über die Berliner nicht nur das zu solchen Gelegenheiten Übliche ("heiß", "motiviert"), sondern auch: "Sie werden gut verteidigen. Das können sie." Es war das höchste Lob, das er am Dienstag aussprach.

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