Hansi Flick beim FC Bayern:Mindestens bis Sommer

SC Freiburg - Bayern München

Trainer Hansi Flick hat sich beim FC Bayern möglicherweise als längere Chef-Lösung empfohlen.

(Foto: dpa)
  • Nach dem Sieg gegen Wolfsburg beschäftigt den FC Bayern die Frage: Wie geht es weiter mit Hansi Flick?
  • Der Trainer, Sportdirektor Hasan Salihamidzic und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wollen am Sonntag über die Zukunft sprechen.
  • Es geht auch darum, ob Flick "nur" bis zum Sommer der Chef bleibt, oder vielleicht noch länger.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

Hasan Salihamidzic sprach über die Zukunft von Hansi Flick, als Hansi Flick hinter ihm vorbeilief. Der Trainer des FC Bayern zog einen kleinen Rollkoffer (auf dem Niveau gibt es nur noch wenige Sporttaschen) hinter sich her und wünschte jedem, den er sah, frohe Weihnachten. Flick war angesichts des 2:0-Sieges gegen den VfL Wolfsburg sehr fröhlich, Salihamidzic auch, aber der Sportdirektor blieb ernst und seriös und sagte fortwährend und diszipliniert, dass er noch nichts zu Hansi Flicks Zukunft sagen könne. Es gebe eine klare Absprache, dass er, Karl-Heinz Rummenigge und Flick sich am Sonntag zusammensetzen würden und dann entschieden wird.

Salihamidzic hatte die undankbare Aufgabe, eine Entscheidung nicht zu verkünden, an der keiner mehr zweifelt. Offiziell hat Flick ja nur ein Mandat bis Weihnachten, das läuft am kommenden Mittwoch also aus. "Es liegt ja auf der Hand, dass wir sehr, sehr zufrieden sind", sagte Salihamidzic. Die Frage, ob überhaupt andere Kandidaten als Flick in Frage kommen, verneinte der künftige Sportvorstand.

Wenn an der Säbener Straße also nicht das Internet ausfällt, wird irgendwann die Nachricht über die Kanäle laufen, dass Hansi Flick die Mannschaft bis Sommer trainieren wird. Aber vermutlich steckt der wahre Grund für das Verschweigen des Offensichtlichen sowieso in der Einschränkung "bis Sommer".

"Die Kabine" spricht sich geschlossen für Flick aus

Als Salihamidzic gefragt wurde, ob man bei Flick nicht nur an einen Weiterbeschäftigungs-Zeitraum von sechs, sondern von 18 Monaten denke, wich er aus. Er meinte, das seien "Details". Aber er sagte auch: "Das werden wir alles besprechen." Rummenigge, derzeit noch alleiniger sportlicher Vorstand beim FC Bayern, sagte, es spreche "absolut nichts" dagegen, mit Hansi Flick weiterzumachen und wenn, dann würde es "zumindest bis Sommer" gehen, wobei er das "zumindest" betonte. Denn seine Arbeit sei "sehr, sehr zufriedenstellend". Und ausdrückliches Lob von Karl-Heinz Rummenigge ist ja auch nicht selbstverständlich.

Flicks Vertrag beim FC Bayern läuft jedenfalls bis Juni 2021. Auch Thomas Tuchels Vertrag bei Paris Saint-Germain hat dieses Verfallsdatum. Erik ten Hag ist bei Ajax gar bis 2022 gebunden, andere Kandidaten als diese drei sind derzeit eher undenkbar.

Bislang fuhren sie beim FC Bayern die nachvollziehbare Strategie, zu gucken, wie es sich mit dem Assistenztrainer so entwickelt. Aber nach nun insgesamt zehn Spielen hat Flick eine erstaunliche Anzahl an Fürsprechern im Klub, eine Anzahl, auf die Niko Kovac, wenn überhaupt, in seinen allerbesten Zeiten kam. Auffällig ist jedenfalls, dass sich viele Spieler sehr offensiv zu Flick äußern.

Flick selbst reagiert unaufgeregt

Manuel Neuer meinte etwa, dass man "seit dem Frankfurt-Spiel (dem letzten Spiel unter Kovac, Anm.) eine ganz klare positive Tendenz im Auftreten und von der Spielweise" erkennen könne. Tatsächlich sieht man wieder ein klares Verteidigungskonzept (frühes Pressing) und die charakteristische Dominanz bei Ballbesitz. Zwar erkennen findige Mannschaften (Gladbach und Freiburg) auch die Schwächen dieses Ansatzes (die erste Pressinglinie überspielen und dann mit Tempo auf die angeschlagene Abwehr zu), aber wenigstens scheinen nun wieder alle zu wissen, wo der FC Bayern eigentlich hin will.

Manuel Neuer sagte zwar, dass "wir Spieler das ja nicht entscheiden", aber das stimmt höchstens so halb. Glaubt man Uli Hoeneß, hat "die Kabine" ja auch einen entscheidenden Anteil am Kovac-Ende gehabt, und "die Kabine" spricht sich nun eben geschlossen für Flick aus. Auch Joshua Kimmich meinte, es "spricht nichts dagegen", mit Flick weiterzumachen. Die Spielweise habe sich verbessert. Und selbst Thiago, der unter Flick zunächst auf die Bank wanderte, was für einen Spieler seiner Klasse eigentlich undenkbar erschien, ergriff kürzlich öffentlich Partei für den Trainer.

Flick selbst reagierte unaufgeregt auf alle Zukunftsfragen. "Ich bin nicht auf dem Sprung, ich habe morgen noch Zeit. Dann werden wir sehen, wie es weiter geht", sprach er mit der Gelassenheit eines Trainers, der gerade zwei sehr enge Spiele kurz vor Schluss durch die Einwechslung eines Nachwuchsspielers gewonnen hatte.

Dass der FC Bayern mit ihm weitermachen will, das ist offensichtlich. Was Hansi Flick will, das weiß man aber nicht so genau. Ob er sich zum Beispiel im Moment in der Rolle des Nothelfers wohlfühlt - oder ob er schon auch der Meinung ist, eine Mannschaft durch eine ganze Saison inklusive Sommervorbereitung führen zu können. Dies ist sehr wahrscheinlich das eigentliche Thema, das die vorweihnachtliche Runde am Sonntag besprechen wird. Wie viel Vorschuss-Vertrauen ist angemessen und notwendig - und wie viel möchte Hansi Flick selbst gerne haben. Rummenigge meinte dazu jedenfalls: "Es müssen ja auch immer beide Seiten zufrieden sein."

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