FC Bayern gewinnt in Stuttgart:Ohne Gomez, ohne Robben

VfB Stuttgart - FC Bayern München

Thomas Müller und Mario Mandzukic: Treffer für die Stammplätze.

(Foto: dpa)

Der FC Bayern nutzt den Januar, um sich ohne großes Spektakel und ohne Arjen Robben und Mario Gomez in der Startelf warm zu spielen für die kommenden Aufgaben. Nach dem 2:0 in Stuttgart findet Sportchef Sammer dennoch Grund zum Mahnen.

Es gab dann doch keine Durchsage vor Spielbeginn. Bis zuletzt hatten in Stuttgart ja einige Menschen damit spekuliert, dass sich die Verantwortlichen des VfB Stuttgart die Nachricht aller Nachrichten bis unmittelbar vor dem Anpfiff aufgespart haben könnten, um sie dann triumphierend zu verkünden. Aber nein: Wieder keine Vertragsverlängerung von Trainer Labbadia.

Womöglich hatte sich ja die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein Spiel gegen den FC Bayern ein denkbar falscher Rahmen für ein feierliches Gelöbnis sein könnte. Würden die Bayern nach ihrem Lieblingsgegner gefragt, würden sie vermutlich den VfB nennen: Die Hinrundenpartie entschieden sie 6:1 für sich, und als Labbadia im Dezember 2010 beim VfB anfing, tat er dies mit zwei Heimspielen gegen Bayern. Das Ligaspiel endete 3:5, das Pokalspiel ein paar Tage später 3:6.

Am Sonntagabend ging es aber auch mal weniger spektakulär. Ein individueller Fehler der bis dahin kompakten Stuttgarter ermöglichte den Bayern am Ende einen ungefährdeten 2:0-Sieg, mit dem sie ihren monströsen Vorsprung in der Tabelle verteidigten. "In der ersten Halbzeit fehlte etwas Esprit", sagte Trainer Jupp Heynckes, "aber wenn wir gut stehen und nach vorne spielen, ist es eine Frage der Zeit, bis wir treffen." Toni Kroos mahnte allerdings an, es könne "auf Dauer nicht unser Anspruch sein, auf Fehler des Gegners zu warten".

Es war kein Spiel, das Pep Guardiola im fernen New York aus dem Sessel seines Apartments gerissen haben dürfte. Aber die Bayern sind ja auch ehrlich genug, die aktuelle Phase nicht zu überhöhen. Im Grunde geht es ihnen im Moment vor allem darum, den Vorsprung auf Dortmund nicht zu verspielen und nebenher ein bisschen auf Betriebstemperatur zu kommen - um schön warm zu sein, wenn im Frühjahr die entscheidenden Spiele kommen.

"Wir hatten eine Vorbereitung, die gut war, aber von den Gegnern her vermeintlich zu leicht", sagte Sportchef Matthias Sammer vor dem Spiel und verband das mit der Mahnung: "Wir müssen so schnell wie möglich in den Rhythmus kommen." Nach dem Spiel gelang es ihm, milder zu klingen und dennoch weiter zu warnen. Er verteilte "einen Fleißpunkt an Thomas Müller", der Stuttgarts Fehler vor dem 1:0 erzwungen hatte, gleichzeitig schickte er einen Gruß an die prominenten Reservespieler. "Sie müssen nicht Halleluja schreien, wenn sie draußen sitzen, aber ich erwarte, dass keinerlei Egoismen eintreten."

Jupp Heynckes hatte ja wie erwartet beschlossen, jene Elf auf den Rasen zu schicken, die zuletzt 2:0 in Fürth gesiegt hatte - also ohne Jérome Boateng, ohne Arjen Robben und ohne Mario Gomez Diese Aufstellung dürfte die Stuttgarter vielleicht sogar beruhigt haben; Gomez hatte sich zuletzt einen Spaß daraus gemacht, seinen ehemaligen Verein zu ärgern. In sechs Begegnungen mit dem VfB traf er neunmal.

In aller Ruhe den Rhythmus suchen

Allerdings hätte auch Gomez zunächst wenig beitragen können zu diesem Spiel. Die Bayern spielten, als wollten sie Sammers These gleich bestätigen, sie begannen wie eine Elf, die erst mal in aller Ruhe ihren Rhythmus sucht. Dass sie ihn nicht gleich fanden, lag auch am VfB, der sich Mühe gab, sein Heimrecht zu ignorieren. Die Schwaben überließen den Bayern den Ball, aber sie ließen die Bayern nicht viel anfangen damit.

Die Stuttgarter verteidigten sehr konzentriert, und so kam es, dass der nach seiner Gelbsperre sehnlich zurückerwartete Stürmer Vedad Ibisevic zunächst etwa so stark in Erscheinung trat wie Mario Gomez auf der Ersatzbank. Mario Mandzukic, nebenbei bemerkt, war zunächst kein bisschen auffälliger.

Labbadia hatte seine Elf mit dem Auftrag ins Rennen geschickt, die Münchner möglichst auf die rechte Bayern-Seite abzudrängen - eine erstaunliche Strategie, weil die Bayern auf rechts immerhin Philipp Lahm und Thomas Müller aufzubieten hatten. Auf links hatten sie allerdings Franck Ribéry, und den fürchten die Gegner zurzeit so sehr, dass sie dafür sogar Lahm und Müller in Kauf nehmen.

Zwar fanden die Bayern die Lücke erst mal nicht, aber sie sahen nicht so aus, als würden sie daran verzweifeln. Sie hatten ihrerseits ja auch den VfB im Griff - bis auf jene Szene in der 34. Minute, als die Schwaben ihre Qualität aufblitzen ließen. Blitzschnell lief ein Konter über drei, vier Stationen bis zu Harnik, der an den Pfosten köpfte.

Auch in der Halbzeit wurde übrigens keine Vertragsverlängerung des Trainers durchgesagt, was eine weise Entscheidung war, weil nun niemand behaupten kann, Cristian Molinaro sei darüber so erschrocken, dass er Mandzukic den Ball in die Beine spielte. Genau das tat er in der 50. Minute; der Rückpass des Linksverteidigers zu Torwart Ulreich geriet zu kurz, und Mandzukic reagierte, wie bestimmt auch Gomez reagiert hätte. Er schnappte sich den Ball und erzielte das 1:0 - es war "der Dosenöffner", wie Sammer sagte. Damit war Stuttgarts Plan durchkreuzt - auf ein Kontertor zu setzen, funktioniert ja nur, solange man selbst keine dramatischen Fehler begeht.

Nun konnten sich die Münchner cool warmspielen. Sie konnten es sogar verschmerzen, dass Schiedsrichter Meyer ihnen nach einem Zupfer von Niedermeier an Kroos einen Elfmeter verwehrte. Es reichte, dem VfB beim etwas ratlosen Herumspielen zuzusehen und zu kontern. Über Molinaros Seite fiel auch das 0:2, Mandzukic flankte auf Müller, der um Tasci herum einschob (72.). Jeder spürte nun, dass die Partie entschieden war - was Stuttgarts Harnik so frustrierte, dass er sich noch eine gelb-rote Karte einhandelte.

Und Gomez? Er durfte in der 88. Minute noch mal kurz rein, für ein Tor reichte es nicht mehr. Es ging diesmal auch ihn.

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