FC Bayern gewinnt im DFB-Pokal:In Runde zwei rotiert

BSV SW Rehden - Bayern München

Xherdan Shaqiri (mi): Hat Arjen Robben das Tor abgeluchst

(Foto: dpa)

Pep Guardiola gewinnt sein erstes Pflichtspiel als Trainer des FC Bayern - mit 5:0 besiegen die Münchner im DFB-Pokal den Viertligisten Schwarz-Weiß Rehden. Thiago, Lahm und Ribéry spielen diesmal gar nicht - dafür kommt Thomas Müller zu seinem großen Auftritt.

Danny Arend lief die letzten Meter bis zum Tor, die ihm nun blieben auf der Flucht vor Daniel van Buyten. Danny Arend ist defensiver Mittelfeldspieler und durchaus ein bisschen herum gekommen in der weiten Fußballwelt, ein Jahr war er bei den Sportfreunden Lotte, dann elf Monate bei Eintracht Nordhorn, ehe es ihn, Anfang vergangenen Jahres, zu Schwarz-Weiß Rehden zog. Danny Arend legte also nun den Sprint seines Lebens hin, hinter ihm lauerte ja van Buyten, und dann, ja dann zog Danny Arend einfach mal ab.

Der Ball sauste knapp vorbei am Pfosten des von Manuel Neuer gehüteten Tores, aber die Chance war doch erstaunlich, denn, mit Verlaub, wieso stand Danny Arend dort so frei gegen Ende dieses Arbeitssieges des FC Bayern in der ersten Runde des DFB-Pokals? Das wird sich nicht nur Pep Guardiola gefragt haben. 5:0 (2:0) stand es am Ende gegen Rehden, einen Regionalligisten aus der Nähe von Osnabrück. "Bin schon zufrieden", sagte Guardiola anschließend, "ich weiß, in welchem Verein ich bin. Du musst gewinnen. Die Leute wollen mehr, mehr, mehr." Und so ist es ja auch.

Die Rehdener, um sich des Zangengriffs der Bayern zu erwehren, erprobten in der Partie das von Guardiola dem Vernehmen nach sehr verhasste 9-0-1-System. Vor einem immerhin leicht gestaffelten Defensivbollwerk lauerte Mittelstürmer Alexander Neumann. Dem entgegen setzte Guardiola auch in dieser Partie (erstes Pflichtspiel für die Bayern hin oder her) mal wieder einige Kleinigkeiten taktischer Natur, die er sich als Überraschung überlegt hatte. Kapitän Philipp Lahm etwa, den Guardiola zuletzt schon mal als offensiven Mittelfeldspieler getestet hatte, befand sich zu Beginn: auf der Bank.

Rafinha durfte Lahms Position als Rechtsverteidiger bekleiden. Und auch sonst mischte der Spanier munter durch. Für Javi Martínez, neuerdings bekanntlich Innenverteidiger, rotierte van Buyten in die Abwehr, Xerdan Shaqiri durfte auf der linken Planstelle von Franck Ribéry walten, und in der Mitte gaben Toni Kroos und Thomas Müller gemeinschaftlich die Kreativzentrale hinter dem einzigen Stürmer Mario Mandzukic.

Seinen Lieblingsspieler Thiago Alcántara indes ließ Guardiola tatsächlich einfach mal nicht mitspielen, was ja nicht nur der (gegen Rehden offensiv eher harmlosen) Sechser Bastian Schweinsteiger mit einiger Erleichterung registriert haben dürfte: auch Thiago ist nicht gesetzt. Zumindest nicht gegen Rehden.

Kraft und Willen aufgebraucht

"Ob du jetzt einen Sechser hast oder zwei, okay. Ansonsten ist da ja nicht viel", beschwichtigte Sportvorstand Matthias Sammer vor Anpfiff abermals die aus seiner Sicht marginalen Änderungen unter Guardiola. "Wenn man es analysiert", sagte Sammer, dann sei "der Unterschied (zum System von Vorgänger Heynckes, d. Red.) nicht so groß. Das werden Sie auf Dauer auch noch sehen." Gegen Rehden sah man das zunächst aber noch nicht.

Die Bayern starteten recht ideenlos in die Partie, und nach sieben Minuten war es auch nicht etwa Mandzukic, der mit dem Kopf eine recht feine Flanke verpasste, sondern: Rehdens Alexander Neumann. Der hatte vor dem Spiel noch erklärt, ihm sei "letzte Woche beim Supercup-Finale aufgefallen", dass die Bayern "zum Schluss bei Kontern anfälliger waren als in der vergangenen Saison". Und diese Beobachtung hatte Neumann ja nicht einmal exklusiv gemacht. Nach vorne läuft der Ball bei den Bayern schnell und präzise, hinten aber wird es manchmal gefährlich, was sich auch gegen Rehden noch erweisen sollte.

18 Minuten mussten die Bayern warten, dann flankte David Alaba von links auf Shaqiri, der verstolperte, doch der Abpraller erreichte Arjen Robben, der wiederum abzog, ehe Shaqiri seinen Fuß in den Schuss hielt und den Ball so über die Linie stolperte. Elegant sah das nicht gerade aus. Und sonst?

Die abermaligen personellen Änderungen wirkten sich nicht gerade spielintelligenzsteigernd aus. Aber natürlich spielte der Triple-Sieger dominant, natürlich hatte er 80 Prozent Ballbesitz. Und, klar: Er erarbeitete sich naturgemäß auch mehr Chancen als der Viertligist. Aber dies waren die Bayern Guardiolas, also gab es auch wieder recht erstaunliche Schlampereien in der Defensive zu bestaunen. In des Spaniers offensivem System gibt es ja nun eine Zone, in der der Ball niemals verloren werden darf. Den Bereich um die Mittellinie nämlich, in dem die Außenverteidiger (oder je nach Spielsituation die Innenverteidiger) eben sehr weit vorgerückt stehen.

Ist der Gegner dort aggressiv genug, erobert er in dieser Zone das Spielgerät, dann sind wahlweise Außenbahn oder Zentrum bis hin zu Manuel Neuers Tor weit geöffnet. Diesmal war es Rafinha, der den Ball verlor und so unfreiwillig den offenbar sehr torlustigen Rehdener Neumann freispielte, der mit einer Bogenlampe aus überaus spitzem Winkel vergab (28.). Durchaus knapp.

Für die Bayern versuchte es Robben aus der Ferne zweimal (30., 37.) vergeblich mit Gewalt, schließlich aber brachte der zuvor gescholtene Rafinha eine passgenaue Flanke auf Müllers Kopf, und drin war der Ball (45.) - 2:0 zur Pause, der Zwischenstand ging wohl für beide Seiten in Ordnung. In jedem Fall aber für Guardiola, der ohne personelle Änderungen den Beginn der zweiten Halbzeit bestreiten ließ.

Als später dann Jan Kirchhoff für Schweinsteiger kam, waren Kraft und Willen der Rehdener schon aufgebraucht. Müller hatte zuvor einen Elfmeter verwandelt, nachdem er selbst gefoult worden war (59.) Und dann war es wieder Müller, der einen Eckball von Arjen Robben einköpfelte, sein drittes Tor, zum 4:0 (65.). Am Ende war es dann schon wieder Müller, der Robben im richtigen Moment im Strafraum freispielte. Robben zog ab aus recht kurzer Distanz zum 5:0 (88.). Der Erkenntniswert der Partie vor dem Ligaauftakt der Bayern am Freitag gegen Mönchengladbach? Braucht man wohl nicht drüber reden.

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