FC Bayern gegen Valencia:Im eigenen Stadion - aber mit neuen Toren

Vor wenigen Wochen scheiterte der FC Bayern im Champions-League-Finale am cleveren FC Chelsea, an sich selbst und am Torpfosten. Gegen Valencia startet er an diesem Mittwoch einen neuen Anlauf auf den Titel. In der Arena wurden die Tore ausgetauscht - den Schweinsteiger-Pfosten gibt es nicht mehr.

Benedikt Warmbrunn

Die Hymne der Champions League wird vor jeder Partie im Stadion eingespielt, genauer gesagt der Refrain, gesungen von drei Chören auf Englisch, Französisch und Deutsch. Grundlage der Hymne ist Georg Friedrich Händels Zadok the Priest aus den Coronation Anthems, der Brite Tony Britten hatte die Musik 1992 neu arrangiert. Es geht in der Hymne um "die allerbesten Mannschaften", um "die Meister", "die Besten" sowie darum, dass das "eine große sportliche Veranstaltung" sei. Um den Torpfosten geht es dagegen nicht.

FC Bayern Muenchen - FC Chelsea

Gerade klatscht der Ball vom Pfosten zurück. Bastian Schweinstieger verschießt im Finale am 19. Mai den entscheidenden Elfmeter. Zur neuen Saison wurden die Tore ausgetauscht. 

(Foto: dapd)

An diesem Mittwochabend wird in der Arena in Fröttmaning jene Hymne wieder gespielt werden, der FC Bayern empfängt den FC Valencia, es ist der erste Spieltag der aktuellen Champions-League-Saison. Es ist aber vor allem das erste Spiel nach der vergangenen Champions-League-Saison, in der der FC Bayern zu den allerbesten Mannschaften gehörte und nicht zuletzt im Finale eine große sportliche Veranstaltung bot.

Dann aber kam dieser Schuss an den Torpfosten, auf den ab sofort auch die Hymne aufmerksam machen sollte. Schließlich sind es gerade jene Momente des Scheiterns sowie der Umgang damit, die die Meister von den allerbesten Mannschaften unterscheiden.

Nach dem vergangenen Finale, das der FC Bayern im eigenen Stadion gegen den FC Chelsea verlor, auch wegen dieses verschossenen Elfmeters von Bastian Schweinsteiger, gab es kurzzeitig die Debatte, ob die aktuelle Spielergeneration um Schweinsteiger und Kapitän Philipp Lahm bereits eine gescheiterte sei - immerhin hatte das Team schon 2010 ein Champions-League-Finale verloren, auch in der Nationalmannschaft warten die Spieler auf einen Titelgewinn.

Die Debatte war nur eine kurze, die Generation Lahm/Schweinsteiger ist ja noch nicht einmal über die 30-Jahre-Grenze gekommen. Schon jetzt ist sie jedoch geprägt durch den Umgang mit bitteren Niederlagen, und gerade in der Champions League wird sich zeigen, ob dieser Generation der Schritt zu einer der allerbesten gelingen wird. Lahm jedenfalls sagt unverdrießlich: "Es gibt nichts Schöneres, als die Hymne zu hören."

Umgang mit der Niederlage

Dass die neue Champions-League-Saison mit der Partie gegen Valencia anfängt, das sehen sie als vielversprechendes Zeichen, in der bisher letzten Begegnung mit dem spanischen Klub gab es ja den zweitberühmtesten Elfmeter der jüngeren Geschichte des FC Bayern: Mauricio Pellegrino schießt, Oliver Kahn hält, der FC Bayern gewinnt den Titel - und bewältigt ein anderes großes Scheitern: das verlorene Finale von 1999, als der sicher geglaubte Sieg durch zwei Gegentore in der Nachspielzeit doch noch an Manchester United ging.

In der Tragik ähneln sich 1999 und 2012, aber vergleichen lässt sich der Umgang mit der Niederlage nur schwer. Zum einen hat die aktuelle Mannschaft eben bereits das zweite Finale binnen drei Spielzeiten verloren. Der wesentliche Unterschied liegt aber in der Reaktion. Die Mannschaft von 1999 war erfahrener und älter, sie hatte genau noch den Willen für diesen einen, verdammten Titel, sie wurde kaum umgestellt. Das Verstörende an der Niederlage vom 19. Mai gegen den FC Chelsea war jedoch, dass die Mannschaft nicht an einem besseren Gegner gescheitert ist. Sondern an einem clevereren - und an sich selbst. Es war das dem Verein so eigene Selbstverständnis, das Mia-san-mia, das im Elfmeterschießen fehlte, als es schwer war, genug freiwillige Schützen zu finden.

Der Verein hat daher einen der größten Wandel seiner jüngeren Geschichte erlebt. Alle Personalien der Sommerpause waren darauf gerichtet, diese Selbstsicherheit wieder herzustellen. Angefangen mit der Verpflichtung von Mario Mandzukic, der Mario Gomez als einzige Spitze ein bisschen herausfordern soll. Dann waren da diese 40 Millionen Euro, die für Javier Martínez ausgegeben wurden, nicht für einen Stürmer oder Rastelli, sondern für einen Mittelfeldordner und, wie Trainer Jupp Heynckes sagt, für "eine Persönlichkeit". Martínez könnte gegen Valencia wohl erstmals in der Startelf stehen.

Zudem ist da die Personalie des Sportvorstands. Der reservierte Sportdirektor Christian Nerlinger wurde abgelöst von Matthias Sammer, einem Mann, der sich nicht zu schade ist das eher altmodische Wort der "Siegermentalität" wieder und wieder zu verwenden. Es ist diesem Wandel in Kader und Vereinsstruktur zu verdanken, dass Lahm vor dem Spiel gegen Valencia über das verlorenen Finale sagt: "Ich denke, das ist total weg." Und Heynckes: "Ich denke da überhaupt nicht mehr dran zurück."

Doch erst durch den europäischen Titelgewinn wäre der Pfosten Geschichte. Ein kleiner Schritt ist schon gemacht: Die Tore in der Arena wurden ausgetauscht.

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