FC Bayern gegen Mainz 05:Bayern ächzt durchs Katerspiel

Bayern Muenchen v 1. FSV Mainz 05 - Bundesliga

Robert Lewandowski blieb gegen Mainz wirkungslos.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Martin Schneider

Der FC Bayern, um es direkt zu erwähnen, ist auch an diesem Samstag das Opfer einer Schiedsrichter-Fehlentscheidung geworden. Es lief die 75. Minute, als Robert Lewandowski eine Flanke von Arjen Robben mit einem Bein in der Luft annahm und der Mainzer Verteidiger Alexander Hack traf mit gestrecktem Bein und offener Sohle das Sprunggelenk des Polen. Der blieb fast eine halbe Minute auf dem Boden liegen, aber Schiedsrichter Frank Willenborg sah darin keinen Strafstoß. Das war falsch. Es hätte Elfmeter geben müssen.

Und nun? Kommt erneut die große Wut wie nach dem Aus in der Champions League am Mittwoch in Madrid (Karl-Heinz-Rummenigge: "Wir sind beschissen worden")? Vermutlich nicht. Dafür war dieses 2:2 gegen Mainz am Ende doch zu gerecht. "Es war schwierig, wir hatten mehr erwartet. In der ersten Halbzeit war es nicht gut, waren wir nicht kompakt, nicht wie sonst. Nach dem Schock gegen Real Madrid war es nicht einfach, aber wir können es besser", meinte Bayern-Trainer Carlo Ancelotti.

Nach den 120 Minuten Hochenergierausch-Fußball gegen Real musste der FC Bayern ja wieder irgendwie in die normalen Kicker-Sphären zurückkommen. Das klappte zunächst überhaupt nicht. Es war ein Katerspiel und Bojan Krkic sorgte nach 180 Sekunden erstmal für noch mehr Kopfweh. Rafinha spielte den Ball ins Zentrum auf den bedrängten Arturo Vidal. Der agierte schläfrig, wurde vom heranstürmenden Krkic überrascht, der sich den Ball sicherte und Manuel Neuers Ersatz Sven Ulreich tunnelte.

Das frühe 1:0 der Mainzer, es war die zweite Überraschung des Tages nach der Aufstellung von Carlo Ancelotti. Arjen Robben hatte im Bernabéu 120 Minuten lang gespielt, er durfte trotzdem von Beginn an ran. Die frischeren Kingsley Coman und Douglas Costa saßen auf der Bank. Joshua Kimmich soll ja in der kommenden Saison Lahm-Nachfolger werden, allerdings mit der Betonung auf "kommende Saison". Wenn Philipp Lahm im Moment noch eine Pause vor dem DFB-Pokalspiel gegen Dortmund bekommt, dann spielt Rafinha und Kimmich sitzt draußen. Renato Sanches dagegen hat sich bei seinem unglücklichen Auftritt in Hoffenheim wohl langfristig aus der Startelf hinausgespielt.

Außerdem stand in der Abwehr ein gewisser Mats Hummels, der vor dem Spiel gegen Madrid kaum 20 Meter humpelfrei laufen konnte, dann 120 Minuten durchhielt und sich am Freitag überraschend fit meldete. Javi Martínez und Jérôme Boateng schafften es verletzungsbedingt nicht in den Kader

Hummels, so viel sei gesagt, lief tatsächlich relativ rund und war sogar noch einer der besseren Münchner gegen eine Mainzer Mannschaft, die mit der Einstellung auflief: "Ihr seid also angeschlagen? Dann gehen wir mal richtig nervig sofort vorne drauf. Nichts für ungut, danke auch."

Das klappte, Thomas Müller musste sogar per Philipp-Lahm-Grätsche einen Ball gewinnen und spielte und ihn dann per Thiago-Hacke weiter. Es gab Szenenapplaus in der Arena. Auch, weil es sonst eher Szenen zum Erschrecken gab. In der 15. Minute lief Thiago beim Versuch einen Ball zu gewinnen völlig ins Leere und Levin Öztunali rannte wie schon Krkic zuvor alleine auf Ulreich zu. Der riss gerade noch seinen rechten Arm im Manuel-Neuer-Style nach oben und verhinderte das sichere Nullzwei.

Die Crux an der Mainzer Taktik war allerdings: Wer versucht, den FC Bayern früh zu stören, der lässt hinter der ersten Verteidigungslinie große Räume - und Robben sowie Franck Ribéry sind nicht die schlechtesten Konter-Spieler der Liga. So rannte nach einem Müller-Pass Ribéry alleine über das Feld, stecke auf den Niederländer durch, der in der 16. Minute aus spitzem Winkel am Mainzer Torwart Jannik Huth vorbei ins lange Eck zum 1:1 einschoss.

Nach nur 17 Minuten kam Kimmich für David Alaba, der nach einer ersten Diagnose mit einer Kapselzerrung im linken Knie ausgewechselt wurde. Ob er gegen Dortmund im DFB-Pokal spielen kann, ist fraglich.

Das Tor gab den angeschlagenen Münchnern ungefähr zehn Minuten Sicherheit. Ein paar schöne, aber nicht zu Ende gespielte Robben-Ribéry-Spielzüge sorgten für ein bisschen Torgefahr. Aber nicht mehr. Dann spielte Mainz einfach weiter seine Alles-nach-vorne-Taktik. Vidal stoppte in der 24. Minute Öztunali mit einem sehr konsequenten Bodycheck im eigenen Sechzehner, den Schiedsrichter Willenborg aber als regelkonform wertete.

Kimmich verursacht einen Elfmeter

Der FC Bayern spielte so, wie man es nach diesem Real-Madrid-Gewaltmarsch erwartete. Ungewohnt ungenau (Thiago fabrizierte Fehlpässe), zuweilen kraftlos (Vidal gewann fünf Zweikämpfe und verlor sechs) und vorne ungefährlich (Robert Lewandowski hatte in der ersten Hälfte acht Ballkontakte).

Robben versuchte dagegen in der 30. Minute mit seinem rechten Fuß (sic!) eine Flanke auf Lewandowski. Wo er aber mit links eine Streichholzschachtel von der Latte schießen könnte, sind seine Flanken mit rechts Glückssache. Huth fischte den laschen Ball runter. Drei weitere Bayern-Konter im eigenen Stadion führten zu nichts.

Es lief nicht beim Rekordmeister und das Fußball-Floskel-Buch sieht in dieser Situation den Ausdruck "Es kam, wie es kommen musste" vor. Nach einem Foul von Kimmich an Yoshinori Muto (am Schienbein) verwandelte Daniel Brosinski den Elfmeter für die Mainzer. Ulreich hatte fast die Ecke geahnt, aber eben nur fast. 2:1 für Mainz.

Kurz darauf zog sich Bayerns dritter Ersatztorhüter Tom Starke um. Alexander Hack hatte Sven Ulreich bei einem Schussversuch am Ellbogen getroffen und der Ex-Stuttgarter hielt sich lange mit schmerzverzerrtem Gesich den Arm. Er ging angeschlagen in die Kabine und kam wieder einsatzfähig raus. Dafür brachte Ancelotti nun doch Coman für Ribéry.

Mit der Führung auf der Anzeigetafel verordnete der Mainzer Trainer Martin Schmidt in der zweiten Halbzeit eine Schildkröten-Taktik. Mainz panzerte sich um den eigenen Strafraum ein, Bayern lief vor allem über Coman an, fand aber nach wie vor nicht Lewandowski, dessen Ballkontakte-Zähler in der 65. Minute bei 'elf' stand. In der 68. Minute sprang dann sein Toschusszähler immerhin auf 'eins', weil er einen Kopfball recht saftlos über die Latte setzte.

Es war dann eine Einzelaktion von Thiago, die die Münchner rettete. Der ist nach offiziellem Datenblatt des FC Bayern 1,74 Meter groß und wuselig genug, sich auch durch eine vielbeinige Mainzer Abwehr zu dribbeln. Zwei schnelle Schritte und ein eleganter Drehschuss reichten aus, um den Ball auf den Zentimeter platziert im langen Eck unterzubringen. Es wäre dann Zeit für den Bayern-Dusel gewesen, aber der laborierte auch am Champions-League-Kater. Erst bekam Lewandowski den Elfmeter nicht und Xabi Alonso köpfte den Ball in der 92. Minute nach einer Ecke am Tor vorbei. Dann war Schluss.

Es rettete den Bayern einen Punkt in einem Spiel, der trotz einer dominanten zweiten Halbzeit durchaus gerecht war. Falls Leipzig am Sonntag gegen Schalke gewinnt, würde die Führung der Münchner auf sechs Punkte schmelzen. Und am 33. Spieltag müssen die Bayern noch nach Leipzig.

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