FC Bayern gegen Fortuna Düsseldorf:Rekord mit gelassenem Stolz

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Die Münchner haben am Samstag einen Rekord aufgestellt: Mit ihrem 5:0 gegen Düsseldorf sind sie die erste Mannschaft, die mit acht Siegen hintereinander in die Saison gestartet ist. Doch der FC Bayern weiß auch, dass noch nichts entschieden ist. Trotz Vorsprungs sollten sich die Spieler keine Lässigkeiten erlauben.

Hendrik Buchheister, Düsseldorf

FC Bayern in der Einzelkritik
:Wenn Franck Ribéry für Albträume sorgt

Mario Mandzukic verlebt einen stressfreien Nachmittag, Franck Ribéry hinterlässt bleibenden Eindruck in der Düsseldorfer Abwehr und Jérôme Boateng hat Zeit für ein Schwätzchen mit Manuel Neuer. Die Spieler des FC Bayern beim 5:0 gegen Düsseldorf in der Einzelkritik.

Hendrik Buchheister

Man konnte beinahe ein bisschen Mitleid haben mit Manuel Neuer. Insgesamt war das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf ja ein großer Spaß für die Fußballer des FC Bayern: Thomas Müller zum Beispiel schoss zwei Tore und hatte auch sonst sichtlich Freude an der Arbeit; Franck Ribéry machte sich einen Spaß daraus, auf dem linken Flügel seine ganze Dribbelkunst offen zu legen und mit drei Torvorlagen zu diesem 5:0-Erfolg in Düsseldorf beizutragen; sogar der eingewechselte Abwehrmann Rafinha durfte sich am Ende als vollwertiger Sieger fühlen, nachdem ihm das letzte Tor des Spiels mit angeschlossenem Jubelsalto geglückt war.

Neuer dagegen war zwar eindeutig Teil der Münchner Mannschaft an diesem Nachmittag, doch seine Anwesenheit im Stadion wäre nicht zwingend erforderlich gewesen. Genauso gut hätte er die Reise nach Düsseldorf für einen Spaziergang am Rheinufer oder einen Einkaufsbummel auf der Königsallee nutzen können. Nicht einen Schuss musste der Münchner Torwart abwehren gegen die ehrfürchtigen Düsseldorfer, es war ein trübes Spiel für ihn. Dafür fand er Zeit und Ruhe, die jüngere Vergangenheit noch einmal vorüber ziehen zu lassen: "Ich hatte nicht viel zu tun und konnte mir ein paar Gedanken machen", berichtete Neuer später.

Das 4:4 gegen Schweden war offenbar kein Trauma für die Nationalspieler

Seine Gedanken kreisten natürlich um vergangenen Dienstag und das 4:4 der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden, das er aus nächster Nähe erlebt hatte als Tormann der deutschen Auswahl. Zu neuen Erkenntnissen gelangte er bei seinen Überlegungen am Samstagnachmittag aber nicht, und insgesamt zeige das 5:0 der Bayern in Düsseldorf ja, dass der schon jetzt historische Zusammenbruch von Berlin sich nicht auf den Ligabetrieb auswirke: "Das war heute ein ganz anderes Spiel", sagte Neuer.

Tatsächlich machten die Münchner Nationalspieler nicht den Eindruck, als hätten sie durch das 4:4 gegen Schweden ein Trauma erlitten. Immerhin sieben Mitglieder der deutschen Startelf vom Dienstag spielten am Samstag ja für den FC Bayern, und anders als die Nationalmannschaft gegen Schweden ließen die Münchner in Düsseldorf nicht eine Millisekunde lang Zweifel an ihrem Sieg aufkommen. "Wir haben defensiv gut gestanden und hätten noch höher gewinnen können", fasste Toni Kroos die Veranstaltung im hallenartigen Düsseldorfer Stadion treffend zusammen. Trainer Jupp Heynckes würdigte das 5:0 gegen den Aufsteiger drei Tage vor dem Champions-League-Spiel in Lille gar als beste Münchner Saisonleistung.

Verrückte Fußballspiele
:"Ein Remis wird zur Königin Mutter aller Niederlagen"

Ein Jahrhundertspiel, leere Gesichter in Barcelona und ein 5:5 in der 2. Liga: Die Historie schmückt eine ganze Reihe von unfassbaren Fußball-Begegnungen. Oftmals standen spektakuläre Comebacks im Mittelpunkt - einmal brach Oliver Kahn einem Kollegen sogar die Nase vor Freude.

Der Rotations-Fachmann hatte nur eine Veränderung vorgenommen im Vergleich zum Sieg gegen Hoffenheim vor zwei Wochen: Für Javier Martínez rückte Luiz Gustavo in die Mannschaft, und der bedankte sich bei seinem Trainer nicht nur mit einer soliden Leistung als Sicherheitsmann vor der Abwehr, sondern auch mit einem höchst kuriosen Tor zum 2:0-Halbzeitstand.

Viel zu tun hatte Manuel Neuer (links) nicht. Den Startrekord in der Bundesliga nahmen er und Bastian Schweinsteiger gelassen. (Foto: dpa)

Vorher hatte Mario Mandzukic die Bayern mit seinem siebten Saisontor in Führung gebracht. Düsseldorfs Trainer Norbert Meier resignierte angesichts der Dominanz des FC Bayern: "Wir waren gewillt, Berge zu versetzen. Aber der Gegner hat es nicht zugelassen." Das Düsseldorfer Publikum dagegen ließ sich die Stimmung nicht verderben durch diese wuchtige Niederlage: Auch nach dem 0:5 sangen die Zuschauer noch, als hätte ihre Mannschaft Großes vollbracht an diesem Nachmittag.

Dabei waren es ja die Münchner, die einen Rekord aufstellten am Samstag: Sie sind seit Erfindung der Bundesliga die erste Mannschaft, die mit acht Siegen nacheinander in eine Saison gestartet ist. Diese Bestmarke veranlasste die Fußballer aus Bayern aber nicht dazu, ein Polonaise durch das Untergeschoss des Düsseldorfer Stadions zu initiieren. Sie nahmen ihren Rekord mit gelassenem Stolz zur Kenntnis.

Die Münchner wissen, dass die Saison noch nicht entschieden ist

Wichtiger ist ja, dass sie in der Liga im Moment konkurrenzlos sind: Nach dem 1:2 im Nachbarschaftsduell gegen Schalke hat der angeblich ärgste Verfolger Borussia Dortmund schon zwölf Punkte Rückstand auf den FC Bayern. Torwart Neuer findet, dass ein derartig ausgeprägter Vorsprung im Grunde nicht mehr zu verspielen sei: "Das kann ich mir nicht vorstellen", sagte er.

Die Münchner wissen aber, dass die Saison noch nicht entschieden ist. Erstens ist es ja denkbar, dass zum Beispiel der FC Schalke zum hartnäckigsten Widersacher im Meisterschaftskampf aufsteigt; und zweitens haben Neuer und ausgewählte Kollegen gerade am eigenen Leib erfahren, dass man sich auch im Falle eines sicheren Vorsprungs keine Lässigkeiten erlauben sollte. Es schien bis vor ein paar Tagen ja auch nicht möglich, dass die deutsche Nationalmannschaft nach einer 4:0-Führung noch unentschieden spielt.

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