Als Joshua Orobosa Zirkzee mit seinen wippenden Locken später aus der Kabine trat und zum Mannschaftsbus lief, hatte er immer noch jenes Lächeln auf den Lippen, das er schon kurz nach dem Schlusspfiff in alle Welt gesendet hatte. Noch auf dem Platz hatte der 18-Jährige ein Selfie direkt nach seinem kurzen Bundesligadebüt geknipst, verbunden mit Erinnerungen für sein ganzes Leben. Zwei Minuten nach seiner Einwechselung für Philippe Coutinho war dem Nachwuchskicker am Mittwochabend mit seinem ersten Ballkontakt jenes 2:1 (90.+2) für den FC Bayern beim SC Freiburg gelungen, das den glücklichen 3:1 (1:0)-Sieg der Münchner maßgeblich herbeiführte.
Zirkzees Selfie wurde rasch über die sozialen Netzwerke verbreitet, und es zeigte einen Teenager, der sein Glück kaum fassen konnte. Strahlend und mit erhobenem Daumen grinste er in die Kamera. Es war zugleich ein Bild, das stellvertretend stand für einen Erfolg, bei dem der Begriff Bayern-Dusel nahelag.
Sogar Hansi Flick kam nicht umhin, auf die günstigen Fügungen zu verweisen. "Mit Glück haben wir es überstanden, aber das Glück auch erzwungen", sagte der Trainer und ergänzte zu den phasenweise mindestens gleichwertigen Freiburgern: "Sie waren immer brandgefährlich, hatten etwas Pech im Abschluss - zum Glück für uns."
"Am Anfang habe ich gedacht, dass sie uns aus dem Stadion knallen"
Wer es kritisch sehen wollte, erkannte in dem wankelmütigen und teils erstaunlich instabilen Auftritt ein vertrautes Muster aus der Zeit unter Flicks Vorgänger Niko Kovac, als den Bayern Spiele häufig entglitten waren und sie in der Defensive zuweilen mit der Souveränität von 18-Jährigen agiert hatten, wenn ihr ursprünglicher Plan A nicht für eine Vorentscheidung gereicht hatte.
So sah das auch diesmal in einigen Momenten aus, nachdem Robert Lewandowski mit seinem 19. Ligator dieser Saison das 1:0 gelungen war (16.) und die Münchner ihren erdrückenden Ballbesitzfußball etwa eine halbe Stunde lang wie für ein Lehrvideo aufführten, einige Chancen aber ausließen.
"Am Anfang habe ich gedacht, dass sie uns aus dem Stadion knallen", sagte Freiburgs Trainer Christian Streich. Doch mit seiner Umstellung auf eine Dreierkette in der Abwehr bremste er die Münchner zunehmend aus, ehe diese in der zweiten Halbzeit teilweise einen regelrechten Kontrollverlust erlitten. Vincenzo Grifos 1:1 (59.) folgten mehrere Großchancen für die Freiburger, die sehr nah dran waren, Flicks Bayern nach deren beiden 1:2-Niederlagen gegen Bayer Leverkusen und bei Borussia Mönchengladbach den nächsten Rückschlag im Titelrennen zu verpassen.