Frauen-Bundesliga:Anlauf für die Königsklasse

Frauen-Bundesliga: Große Bühne: In der Champions League spielten die Fußballerinnen des FC Bayern um Giulia Gwinn (Mitte) zuletzt im Campus Stadion gegen Benfica Lissabon. Das nächste Heimspiel in der Königsklasse wird in der Allianz Arena stattfinden.

Große Bühne: In der Champions League spielten die Fußballerinnen des FC Bayern um Giulia Gwinn (Mitte) zuletzt im Campus Stadion gegen Benfica Lissabon. Das nächste Heimspiel in der Königsklasse wird in der Allianz Arena stattfinden.

(Foto: Germann/Eibner-Pressefoto/imago)

Die Fußballerinnen des FC Bayern starten mit Corona-Fällen, Verletzungen und harter Konkurrenz in die zweite Saisonhälfte - und mit der Aussicht auf eine Premiere in der Arena.

Von Anna Dreher

Bei manchen wird es knapp werden mit Sonntag. Giulia Gwinn zum Beispiel könnte fehlen, Carolin Simon wird es nicht mehr rechtzeitig in den Kader schaffen. Die Fußballerinnen des FC Bayern haben es lange geschafft, dem Coronavirus auszuweichen. Aber nun hat es ein paar von ihnen doch erwischt. Bei Viviane Asseyi zeigte direkt der erste Test nach der Winterpause eine Infektion an. "Dann hatten wir Ruhe - bis vor zwei Wochen", sagt Trainer Jens Scheuer.

Auch Ivana Rudelic, Simon, Gwinn sowie gleich zwei Torhüterinnen in Janina Leitzig und der allerdings ohnehin nach einer Knie-OP länger ausfallenden Nummer eins Laura Benkarth mussten in Quarantäne. Hinzu kommen verletzungsbedingte Ausfälle wie von Abwehrchefin Marina Hegering und Sydney Lohmann. Und so war die Mannschaft in der Vorbereitung auf den zweiten Teil der Saison, der am Sonntag mit einem Heimspiel im Campus-Stadion gegen den SC Sand (16 Uhr) beginnt, teils recht überschaubar. "Optimal sieht anders aus", sagt Scheuer.

Dabei kann sich das Team Ausrutscher kaum noch leisten, soll das erreicht werden, was als oberstes Ziel angestrebt wird: Die Titelverteidigung der deutschen Meisterschaft. Derzeit sind die Münchnerinnen Zweite mit einem Punkt Rückstand auf den VfL Wolfsburg und einem Zähler mehr als die TSG 1899 Hoffenheim. Dahinter lauern Eintracht Frankfurt und Turbine Potsdam.

"Wir haben zwei Niederlagen und weniger Punkte als 2021, aber das Spiel gegen Wolfsburg zum Beispiel war das Beste, das wir jemals gegen den VfL gemacht haben. Darauf kommt es ja auch an: Wie sind wir aufgetreten", sagt Scheuer. "Wir haben viele gute Spiele gemacht und stehen in den Liga-Statistiken bisher in Bereichen wie Torchancen, Ballbesitz, Umschaltverhalten ganz oben. Das passt alles." Wenn zusätzlich noch der DFB-Pokal oder die Trophäe der Champions League hinzukäme, hätte auch niemand etwas dagegen. In beiden Wettbewerben gehört der FC Bayern zu verbleibenden Acht.

Für Barcas Champions-League-Spiel gegen Real Madrid sind 85000 Tickets bereits vergriffen

Und vor allem in der Königsklasse verspricht das nächste Spiel, ein besonderes zu werden - und die Vorfreude darauf dürfte Bayerns kommende Wochen prägen. Am Dienstag verschickte der Bundesligist die Mitteilung: "Champions-League-Viertelfinale der FCB-Frauen vs. PSG in der Allianz Arena", nachdem am Sonntag der VfL Wolfsburg angekündigt hatte, dass seine Fußballerinnen das Rückspiel gegen den FC Arsenal im 30000 Zuschauer fassenden Stadion austragen werden - wie bereits in der Saison 2012/2013, damals im Halbfinale ebenfalls gegen die Londonerinnen. Beim FC Bayern wurde schon länger darüber diskutiert, den Spielerinnen die große Bühne mit 70000 Plätzen zu überlassen. Für die Partie am 22. März (18.45 Uhr) konnten alle organisatorischen Fragen geklärt werden.

Frauen-Bundesliga: "Grundsätzlich wäre es aber schön, wenn wir am Campus konstant viele Zuschauer hätten." - Jens Scheuer, Trainer der Fußballerinnen des FC Bayern hofft auf eine Publikums-Entwicklung auch im Spielalltag.

"Grundsätzlich wäre es aber schön, wenn wir am Campus konstant viele Zuschauer hätten." - Jens Scheuer, Trainer der Fußballerinnen des FC Bayern hofft auf eine Publikums-Entwicklung auch im Spielalltag.

(Foto: Ulrich Wagner/imago)

Und so sprach der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn von einem "Meilenstein", der letztlich jedoch ein Nachziehen mit den englischen, italienischen, französischen und spanischen Spitzenklubs ist. Im März 2019 bot das Madrider Estadio Metropolitano eine Weltrekordkulisse für eine Frauen-Liga, als 60 739 Zuschauer zur Partie Atlético gegen den FC Barcelona kamen. Wochen zuvor waren es bei Athletic Bilbao gegen Atlético 48000. In Italien kamen im gleichen Jahr fast 40000 Zuschauer, als die Fußballerinnen von Juventus Turin gegen Florenz spielten. Und nun könnte je nach Pandemie-Bedingungen ein neuer Rekord aufgestellt werden: Für Barças Champions-League-Spiel gegen Real Madrid sind 85000 Tickets bereits vergriffen.

"Unser Fokus lag auf der Intensität, damit wir unseren aggressiven, Forechecking-Fußball wirklich durchziehen können", sagt Jens Scheuer

Ob Wolfsburg und Bayern im März an diese Zahlen halbwegs rankommen? Und sind das die neuen Orientierungsmarken oder für die Entwicklung wenig nachhaltige Highlights? "In großen Stadien zu spielen, schafft einen guten Rahmen, das ist ein wichtiges Zeichen und definitiv ein Anschub", sagt Scheuer. "Grundsätzlich wäre es aber schön, wenn wir am Campus konstant viele Zuschauer hätten. Dass die Leute also in erster Linie wegen dem guten Fußball unserer Spielerinnen kommen und nicht den Anreiz in der Arena sehen. Da muss die gesamte Liga noch einiges tun und alle Beteiligten nachziehen, auch der DFB." Als die Münchnerinnen 2017 gegen Paris im Grünwalder Stadion spielten, kamen 7300 - immerhin. Das war schon ein kleines Ausrufezeichen: Geht doch!

Gegen den Tabellenvorletzten SC Sand dürfte die Zuschauerzahl weit davon entfernt sein, im Schnitt machen sich Spieltag für Spieltag keine 1000 auf den Weg zu den Bundesliga-Partien der Frauen. Und mehr als etwa 300 Zuschauer lassen die Vorgaben derzeit nicht zu. Aber ab Sonntag kommt es ohnehin erstmal darauf an, in der Spur zu bleiben. Stärken ausbauen, an Details und der Mentalität arbeiten, darum ging es zuletzt. "Unser Fokus in der Vorbereitung lag auf der Intensität, damit wir unseren aggressiven, Forechecking-Fußball wirklich über 90 Minuten durchziehen können", sagt Jens Scheuer. Bei den gesteckten Zielen wird ja letztlich alles wichtig werden - egal, ob dann 700, 7000 oder 70000 Menschen im Stadion zuschauen.

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