FC Bayern MünchenJetzt auch Serienmeisterinnen

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Die Spielerinnen des FC Bayern feiern den dritten Titel in Serie.
Die Spielerinnen des FC Bayern feiern den dritten Titel in Serie. (Foto: Frank Hoermann / Sven Simon/Imago)

Mit der souveränen Titelverteidigung in der Bundesliga und der Aussicht auf ihr erstes Double belegen die Fußballerinnen des FC Bayern den Vorsprung auf Dauerrivale Wolfsburg. Die bittere Note des Erfolgs: der Abschied von Trainer Alexander Straus.

Von Anna Dreher

Bianca Rech gab sich große Mühe, konzentriert zu bleiben. Die Direktorin für Frauenfußball des FC Bayern ordnete vor einer TV-Kamera und diversen Mikrofonen die soeben vorzeitig gesicherte Meisterschaft ein, aus dem Kabinentrakt drangen so laut Musik und Gesang, dass man sich um die Trommelfelle der Spielerinnen sorgen musste. Dann aber war die Konzentration von Rech ohnehin endgültig dahin, Alexander Straus hatte sich von der Seite angeschlichen, sie musste lachen und schubste ihren Trainer, der sie aus dem Tritt gebracht hatte. Straus stellte sich mit einem Anglerhut in den Vereinsfarben und dem durchnässten Meisterschafts-T-Shirt zu ihr, den rechten Arm hatte er um ein übergroßes, aber nicht mehr randvolles Weißbierglas geschlungen, den linken legte er um ihren Hals. In den Blicken der beiden lag jene Glückseligkeit, die sich nach dem Erreichen eines Zieles im ganzen Körper ausbreitet.

„Die Mädels haben gezeigt, dass sie wissen, wie es geht“, sagte Straus. „Das ist der große Wandel der vergangenen Jahre: Wir haben gelernt, wie man gewinnt. Jetzt hat Bayern München die Zielscheibe auf dem Rücken.“ Die nach 1976, 2015, 2016, 2021, 2023 und 2024 insgesamt siebte Meisterschaft steht für die Entwicklung, die dieses Team durchlaufen hat. Der FC Bayern gehört nun neben dem 1. FFC Frankfurt (ab 2001), Turbine Potsdam (ab 2009) und dem VfL Wolfsburg (ab 2017) zum erlesenen Kreis jener Klubs, die dreimal in Serie die Bundesliga gewinnen konnten. Womöglich schreibt das Team noch dazu Geschichte, sollte es am 1. Mai das Finale des DFB-Pokals gegen Werder Bremen gewinnen. Straus wäre dann der erste Trainer, dem mit den Fußballerinnen des FC Bayern das Meisterschaftstriple sowie das Double gelungen ist.

Frauen-Bundesliga
:Meisterinnen aus München

Zum dritten Mal in Serie und zum siebten Mal insgesamt sind die Spielerinnen des FC Bayern die Besten der Fußball-Bundesliga. Den vorzeitigen Titelgewinn sichern sie sich mit einem 3:1 gegen den SC Freiburg. Jetzt soll noch das Double folgen.

Von Anna Dreher

„Wir wissen, wir können noch mehr erreichen. Und wenn wir das schaffen, liegt es daran, dass es eine enge Verbindung gibt“, sagte er nach dem entscheidenden 3:1-Sieg gegen den SC Freiburg. „Wir haben sehr gut zusammengearbeitet für drei Jahre, und wir haben etwas aufgebaut. Alles Sachen, die von außen nicht immer so leicht zu sehen sind, aber wir wissen es.“ Rech nickte. In ihren Blick hatte sich nun eine andere Stimmung gelegt, Wehmut im Bewusstsein der Besonderheit dieses Moments. Denn diese Meisterschaft zeugt von einem Aufstieg und ist eine Bestätigung für den eingeschlagenen Weg, die Professionalisierung voranzutreiben und mehr zu investieren – auch in einen Kader, zu dem international begehrte Spielerinnen gehören. Sie steht aber genauso für einen Abschied, den der FC Bayern gerne herausgezögert hätte.

In den vergangenen Jahren war immer wieder verfrüht von einem Wechsel an der Spitze die Rede gewesen

Sosehr sich die Beteiligten bemühten, den Fokus auf Freiburg und Bremen zu legen: Dass Straus den Verein Ende Mai verlassen und zum US-Klub Angel City FC in die NWSL wechseln wird, überlagert seit der Bekanntgabe kurz vor Ostern die Schlussphase dieser Saison und war also auch am Sonntag Thema. Dass der erfolgreichste Trainer in der Geschichte der Bayern-Frauen geht, wirkt wie ein Rückschlag im gemeinsam angestoßenen Prozess, von dem der Norweger gerne und oft sprach, und der sich zumindest national schon in Titeln zeigt. „Wenn ich nicht mehr hier bin, erinnern sich die Leute hoffentlich daran, wie wir bedeutsame Beziehungen geschaffen haben“, sagte Straus. Sein Bestreben lag darin, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Spielerinnen ihre besten Leistungen erbringen können.

Bei dieser Reise sah der 49-Jährige sich und den FC Bayern eigentlich noch mittendrin, der nächste Schritt wäre eine international bedeutsamere Rolle gewesen, nachdem auch diesmal im Viertelfinale der Champions League Schluss war. Trotzdem überlässt er die Routenplanung künftig anderen. Erklärungen hatte Straus vor dem Freiburg-Spiel für die Zeit nach den wichtigen Partien angekündigt, diese würden „viel einfacher sein als eine große Seifenoper“. Man trenne sich jedenfalls im Guten, nicht, weil es unüberwindbare Konflikte gab.

Drei Jahre in München, drei Meisterschaften gewonnen: Trainer Alexander Straus hat die Erwartungen des FC Bayern erfüllt.
Drei Jahre in München, drei Meisterschaften gewonnen: Trainer Alexander Straus hat die Erwartungen des FC Bayern erfüllt. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images for DFB)

Seine Spielerinnen widmeten ihm in gewisser Weise diesen Titel, immer wieder war davon die Rede, diese Meisterschaft auch für Straus geholt zu haben. „Alex ist ein Gewinnertyp. Er fordert viel von uns“, sagte Pernille Harder, die am Sonntag mit ihrem 22. wettbewerbsübergreifenden Tor zum 2:1-Zwischenstand ihren Status als wichtigste Stürmerin unterstrich. „Er ist ein Perfektionist, alle Details müssen stimmen. Er hat einen großen Einfluss auf das Team.“ Bedingt auch durch teils langwierige Verletzungen von zentralen Spielerinnen wie Georgia Stanway, Lena Oberdorf und Katharina Naschenweng lief diese Saison nicht so gut wie die vergangene. Damals erlebten die Münchnerinnen zwar einen schwierigen Winter, zogen jedoch die richtigen Schlüsse und gewannen letztlich ungeschlagen ebenfalls vorzeitig die Liga. Diese Runde machten Wolfsburg und Eintracht Frankfurt den Titelkampf zu einem Triell, ehe sich der FC Bayern absetzen konnte – und mit der Kontinuität zumindest für den Moment ein Statement setzte.

In den vergangenen Jahren war immer wieder verfrüht von einem Wechsel an der Spitze die Rede gewesen, wenn es darum ging, ob der FC Bayern die Vormachtstellung von Wolfsburg übernehme. Mit dem VfL haben die Münchnerinnen seit zwölf Jahren den Titelkampf in der Bundesliga ausgefochten, auch im Pokal lebte die Rivalität auf, zuletzt 2024 im Finale. Nun könnte der Kontrast nicht größer sein. Dieses Jahr wird Wolfsburg erstmals seit 2012 eine Saison ohne neue Trophäe abschließen, selbst das zehn Jahre ununterbrochen laufende Titel-Abonnement im DFB-Pokal ist überraschend im Viertelfinale beendet worden. Und so ist der FC Bayern im Finale diesen Donnerstag (16 Uhr, ARD) der Favorit. Ist der Machtwechsel jetzt vollzogen? „Auf die Frage habe ich gewartet!“, sagte Rech und lachte. Und versteckt in Diplomatie folgte dann doch ein Ja als Antwort: „Ich ziehe meinen Hut vor dem, was der VfL Wolfsburg in den vergangenen Jahren geleistet hat. Ich spreche ungern von einem Machtwechsel, aber wir haben gezeigt, dass wir die richtigen Schritte gehen. Und wir wollen mehr!“

Sollte es mit dem Double klappen, dürfte Alexander Straus bei den Feierlichkeiten allerdings eine Anpassung vornehmen. Im Campus-Stadion gab er gut eine halbe Stunde Interviews, das Bierglas setzte er kein einziges Mal ab. Seine ausschweifende Art zu antworten, scherzte er, werde man in München noch vermissen. Deshalb aber verpasste der Trainer die Kabinenparty. In Köln wird er das vermeiden wollen.

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