Süddeutsche Zeitung

FC Bayern Frauen:Der Pullover ist gestrickt

Die Fußballerinnen des FC Bayern gewinnen 3:1 in Freiburg und feiern damit ein gelungenes Bundesliga-Debüt nach der personellen Neuausrichtung.

Von Anna Dreher

Linda Dallmann hat selbst nie beim SC Freiburg gespielt, das hätte ihr Verhalten erklärt. Diese Zurückhaltung nach ihren ersten Saisontoren für ihren neuen Verein. Im Fußball jubeln Spieler bei Treffern gegen frühere Arbeitgeber meist wenig bis gar nicht. Aber Dallmann ist bis zu ihrem Wechsel zum FC Bayern München zu dieser Saison bei der SGS Essen angestellt gewesen, das kann am Samstag also nicht der Grund gewesen sein. Vielleicht wollte die 24 Jahre alte Nationalspielerin also nur bescheiden bleiben, noch war das Spiel ja nicht entschieden - ebenso wenig die Meisterschaft. Auch die 30. Saison der Frauenfußball-Bundesliga hat 22 Spieltage.

Aber nach dem Umbruch mit neun Weggängen, sieben Zugängen und Jens Scheuer als neuem Trainer ist dem FC Bayern beim SC Freiburg auf dem Weg zum anvisierten vierten Titelgewinn mit 3:1 (1:1) der wichtige Auftaktsieg gelungen. Hinter der TSG Hoffenheim ist Bayern nun Zweiter, Dauerrivale VfL Wolfsburg Sechster. Für Scheuer war es ein emotionales erstes Spiel für die Bayern - dort, wo er zuvor vier Jahre lang gearbeitet hatte. Die Erfolge in den Testspielen hatten schon einen Vorgeschmack darauf gegeben, dass die Kaderzusammenstellung auch in dieser Saison gelungen sein könnte: In fünf Partien verloren die Münchnerinnen lediglich gegen Paris Saint-Germain, während sie gegen den FC Chelsea gar 5:0 gewinnen konnten und gegen Arsenal London ein Turnier gewannen. "Wir sollten so selbstbewusst sein, zu sagen: Wir wollen Meister werden", hatte Scheuer vor dem Start der neuen Runde entsprechend selbstbewusst gesagt und vorgerechnet: "Ich will alle Spiele gewinnen. Gewinnen wir alle Spiele, werden wir Meister. Ich bin guten Mutes."

Jovana Damnjanovic hatte die Gäste in der 18. Minute in Führung gebracht. Nach dem Tor aber ging Bayern in der Offensive die nötige Aggressivität ab - die Antwort folgte prompt: Janina Minge glich in der 38. Minute aus. Nur hielt der Freiburger Aufschwung nicht lange an. Nach der Pause platzierte Dallmann den Ball mit ein, zwei, drei schnellen Bewegungen flach ins untere rechte Eck (49.), lief lächelnd unaufgeregt weiter und ließ sich beglückwünschen. Sechs Minuten später lenkte Freiburgs Torhüterin Merle Frohms eine Hereingabe ab, der Ball landete erneut bei Dallmann - die ihn über Frohms hinweg von der Strafraumgrenze zum 3:1-Endstand über die Linie schoss.

Als die Saison noch nicht begonnen hatte und es noch um die Frage ging, ob sich sein Team schon gefunden habe, hatte Scheuer nicht mit Floskeln geantwortet, sondern eine Analogie fern seines Sports gewählt: das Stricken. Man stricke und stricke, bis irgendwann ein schöner Pullover fertig sei. In der Vorbereitung sagte Scheuer, er arbeite mit seinen Spielerinnen noch am Kragen - inzwischen aber dürfte der Pullover fertig sein.

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Quelle:
SZ vom 19.08.2019
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