Bundesliga:30:1 Tore - die Bayern-Frauen dominieren die Liga

FC Bayern Women v VfL Wolfsburg Women - Flyeralarm Frauen Bundesliga

Die Frauen des FC Bayern zeigten sich auch gegen Wolfsburg stark.

(Foto: Getty Images)

Die Bayern zeigen gegen das Topteam Wolfsburg einmal mehr, wie gut das Zusammenspiel ihrer Fußballerinnen in dieser Saison harmoniert - hinter dem Erfolg steckt ein Plan.

Von Anna Dreher

Einen kleinen Makel hat es dann doch gegeben. Laura Benkarth hatte schon einen von weit oben herunterfliegenden Ball nach einer Flanke entschärft sowie ein, zwei schwächere Versuche abgewehrt; dann einen kräftigen Schuss von Lena Oberdorf pariert und mit einer schönen Flugbahn einen Distanzschuss von Lena Goeßling abgeblockt.

Mehr als zwei Drittel der Zeit im Spitzenspiel der Frauen-Bundesliga zwischen dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg waren schon vorbei, Münchens Torhüterin musste also nicht mehr lange durchhalten. Und dann passierte es doch. Lineth Beerensteyn foulte Oberdorf im Strafraum. Elfmeter für Wolfsburg. Goeßling legte sich den Ball zurecht, lief schnell an und verwandelte unhaltbar ins rechte obere Eck. Da war es also. Das erste Gegentor, im neunten Saisonspiel der Münchnerinnen.

"Ich glaube, das hat alle wahnsinnig genervt, das hat man nach dem Spiel auch gesehen", sagte Benkarth nach dem 4:1-Sieg. "Aber wir haben für uns gesagt: Elfmeter zählt einfach nicht." So kann man das natürlich auch sehen. Aber selbst wenn der offiziellen Statistik ihre Wahrhaftigkeit nicht abgesprochen wird, ist die Bilanz ja nach wie vor beeindruckend: Mit 30:1 Toren stellt der FC Bayern als ungeschlagener Tabellenführer die beste Offensive und die beste Defensive der Liga. Und selbst Wolfsburg, Champions-League-Finalist 2020 und Doublesieger der vergangenen vier Jahre, hat am Sonntag im Campus-Stadion einen Standard gebraucht, um sich durchzusetzen gegen dieses Team.

Für den VfL war es die erste Liganiederlage seit 21 Monaten. Damals, im Februar 2019, hatte sich der FC Bayern mit 4:2 für eine im September 2018 erlittene 0:6-Klatsche revanchiert.

Und so wirkt die Zwischenbilanz der aktuellen Runde nun ganz so, als sei der FC Bayern auch in der Fußballbundesliga der Frauen auf dem besten Weg dorthin zu kommen, wo er sich etablieren will: in der nationalen und dann auch in der internationalen Spitze. Der letzte Titel wurde 2016 mit der Meisterschaft gewonnen, seitdem ist für den ehrgeizigen Klub zu viel Zeit ohne Trophäe vergangen.

Um das zu ändern wurde zur Saison 2019/2020 ein auf sportliche, wirtschaftliche und vereinsinterne Belange ausgerichteter Vierjahresplan erstellt. Mit der Vision, bald die bisher sehr oft überlegenen Wolfsburgerinnen abzulösen. Und siehe da: Es funktioniert offenbar. Mit einem Kader, bei dem der Fokus zunehmend auf deutsche Nationalspielerinnen gelegt worden ist, und der, das zeigte sich nicht zuletzt gegen den VfL, äußerst stimmig ergänzt wurde.

Mental gefestigt und kreativ

Das Trainerteam um Jens Scheuer hat es geschafft, dass der Schritt nach vorne, von dem schon lange die Rede war, gemacht wurde. Die Flexibilität der Spielerinnen ist hoch, die mentale Stärke gefestigt und die Effizienz im Abschluss wurde gesteigert. Lina Magull erfüllt als Kapitänin und kreativer Geist im Zentrum ihre Rolle voll und ganz. Vorne wirbeln die Zugänge Klara Bühl, Lea Schüller und Viviane Asseyi, die am Sonntag mit dem wichtigen 1:0 ihr fünftes Saisontor erzielte. Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann ist zudem mit sechs Treffern wie Wolfsburgs Zsanett Jakabfi hinter Laura Freigang (10/ Eintracht Frankfurt) die beste Torschützin der Liga.

Und dass die Offensive derart erfolgreich ist, liegt nicht zuletzt an der äußerst stabilen Defensive. Auch hier hat sich der FC Bayern verbessert. Der VfL versuchte am Sonntag viel - und kam doch nicht entscheidend durch. "Wir haben eine sehr homogene Truppe", sagt Scheuer. "Die Torbilanz ist ein Beleg des gegenseitigen Arbeitens. Jede Spielerin geht immer wieder sofort ins Gegenpressing über und ist sich nicht zu schade, den Schritt zurück zu machen." Das sei letztes Jahr auch schon so trainiert worden, aber: "Dieses Jahr klappt es besser, weil wir eine noch bessere Qualität dazu bekommen haben."

Neben Carina Wenninger, seit zwölf Jahren im Team, sind seit diesem Sommer mit der erfahrenen Hanna Glas und mit Marina Hegering Verstärkungen in die Abwehrkette gekommen. Hegering, die bei der WM 2019 teils noch mit Fehleinschätzungen auffiel, ist in München zum verlässlichen Ruhepol geworden und hat mit vier Toren auch noch zur guten Bilanz des Angriffs beigetragen. "Wir haben eine unglaublich gute Defensivriege. Die Abstimmung und das Gefühl stimmen, wir können uns aufeinander verlassen", sagt Hegering. "Wir haben eine sehr gute Mischung von allen möglichen Typen."

In der Frage, wer die schwerwiegenden Weggänge - wie Pernille Harder beim VfL und Melanie Leupolz beim FCB - besser auffangen konnte, scheint bisher die Antwort zu lauten: die Münchnerinnen. Mit 27 Zählern haben sie als Tabellenführerinnen fünf Punkte Vorsprung auf Wolfsburg, auf den Drittplatzierten Turbine Potsdam sind es gar acht.

Jetzt müssen sie nur noch bis zum Saisonende im Juni 2021 durchhalten.

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