Deutscher Meister:Bayern rauscht mit fünf Toren zum Titel

Lesezeit: 4 min

Meistertitel zum Abschied: Franck Ribéry reckt die Schale in die Luft. (Foto: AFP)
  • Der FC Bayern ist erneut Deutscher Meister: Am letzten Spieltag sichert das 5:1 über Eintracht Frankfurt den Titelgewinn.
  • Der Abschied von Robben und Ribéry gerät kitschig: Beide schießen je noch ein Tor.
  • Hier geht es zur Tabelle.

Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn, München

Es war 16.49 Uhr, als die Meisterfeier begann. Am Spielfeldrand stand ein Mann, er atmete tief durch, er sah, dass auch das gesamte Stadion stand, für ihn, für Franck Ribéry. Er atmete noch einmal durch, umarmte lange Kingsley Coman. Dann rannte er los, in die letzten 29 Minuten seiner Bundesliga-Karriere hinein, in die letzten 29 Minuten in zwölf Jahren beim FC Bayern.

Sechs Minuten später ging es schneller, nur kurz stand Arjen Robben an der Seitenlinie, und weil Serge Gnabry, für den er eingewechselt wurde, direkt vor ihm entlanglief, musste er nicht lange warten. Dann rannte Robben in die letzten 24 Minuten seiner Bundesligakarriere hinein, in die letzten 24 Minuten in zehn Jahren beim FC Bayern. Ribéry und Robben, die beiden Spieler, die den Verein geprägt haben wie nur wenige andere, die mit ihren Tricks und Toren und Tempoläufen so viele Spiele für den Klub gewonnen haben, unter anderem in einer direkten Zusammenarbeit das Finale in der Champions League 2013, diese beiden durften jetzt spielen, weil die Partie bereits entschieden war.

Die letzten Minuten, sie dienten nun der Feier und der Verabschiedung. Das Spiel selbst war zu diesem Zeitpunkt bereits nur noch Nebensache. Nun war es Zeit für ein bisschen Kitsch.

Ein wildes Spiel - am Ende steht es 5:1

Diese Bundesliga-Saison, die für den FC Bayern so turbulent war wie schon lange keine mehr, endete mit einem lange Zeit intensiven, zwischendurch sogar wildem Spiel, dem es eigentlich an nichts gefehlt hatte. Eine frühe Führung, viele vergebene Chancen, ein aberkanntes Tor, am Ende doch auch noch viele Treffer. Dazu einen bissigen, rustikalen Gegner, der immer eine gewisse Gefahr ausstrahlte, der zwischendurch auch den Ausgleich erzielte. Das Spiel aber endete für den FC Bayern so, wie auch die Meisterschaft endete. Es endete gut. Der FC Bayern gewann 5:1 (1:0) gegen Eintracht Frankfurt, er sicherte sich dadurch den Titel, den siebten in Serie.

Begonnen hatte dieser Nachmittag mit einer Verabschiedungszeremonie für Ribéry und Robben, die beide beim Aufwärmen schon gewürdigt wurden; Robben wischte sich schon erste Tränen aus den Augen. Unmittelbar vor dem Anpfiff gab es noch gerahmte Fotos von den Bossen, übrigens auch für den tapferen Rafinha. Einen Platz in der Startelf widmete Trainer Niko Kovac den beiden aber nicht. Er blieb sich seiner konservativen Linie treu und setzte auf die Spieler, die in den vergangenen Wochen die zwei Punkte Vorsprung auf Borussia Dortmund herausgespielt hatten.

Dass auf dem linken Flügel nicht Ribéry spielte, zahlte sich nach nicht einmal vier Minuten aus. Thomas Müller spielte einen Doppelpass mit Robert Lewandowski, dann passte er den Ball weiter zu dem Mann, der nicht nur Ribérys Nachfolger auf der linken Seite ist, sondern dort bereits einen Stammplatz sicher hat - der Ball kam zu Coman. Und dieser schob den Ball abgezockt durch die Beine von Frankfurts Makoto Hasebe ins Tor.

Stimmen
:Kovac: "Ich bin überzeugt, dass es weiter geht"

Der Coach hat "Informationen aus erster Hand", dass er Trainer in München bleibt. Thomas Müller spricht über "viel Stress und Ärger". Die Stimmen zur Meisterschaft.

Der FC Bayern machte nun mit viel Power weiter, in diesen Minuten erinnerte die Partie an jene im April gegen Borussia Dortmund, als sich die Bayern mit einem kraftvollen 5:0 die Tabellenführung sicherten. Die Mannschaft spielte konzentriert, seriös, sie arbeitete unermüdlich auf das zweite Tor hin - und sie hatte dazu auch gute Möglichkeiten. Gnabry scheiterte drei Minuten nach der Führung an Eintracht-Torwart Kevin Trapp. In der neunten Minute wehrte Trapp einen Distanzschuss von David Alaba zur Ecke ab - nach diesem Eckball wiederum kam Lewandowski zum Kopfball. Der Ball flog über das Tor.

Nach 26 Minuten dann lag der Ball im Tor. Die Eintracht hatte einen Einwurf am Tor der Münchner, ein Rückpass zu Kapitän David Abraham, dieser rutschte aus, dann ging es schnell. Alaba zu Lewandowski, der spielte weiter zu Gnabry, und dieses Mal war Trapp chancenlos. Doch das Tor zählte nicht, da Lewandowski im Abseits gestanden war - knapp, wenn auch nicht ganz so knapp wie eine Woche zuvor in Leipzig.

Und wieder blieben die Bayern hartnäckig. Jonathan de Guzman traf die Latte, Müller scheiterte an Trapp, beides innerhalb weniger Sekunden (31.). Der Spielfluss ging wenige Minuten später kurzzeitig verloren, als Renato Sanches für den angeschlagenen Leon Goretzka kam (37.). Der Eintracht, die wuchtig und körperbetont verteidigt hatte, boten sich nun ein paar Konteransätze, die sich jedoch nie zu ausgereiften Kontern entwickelten.

Die zweite Halbzeit begann damit, dass die Münchner Zuschauer ihrem Trainer mit einer Gesangseinlage huldigten, und Kovac, dem der Verein ja nach wie vor nicht das Vertrauen ausgesprochen hat, dankte. Er applaudierte zurück.

Plötzlich trifft Haller zum Ausgleich

Nur wenige Minuten applaudierte Kovac wieder, dieses Mal jedoch aufmunternd: Die Eintracht hatte den Ausgleich erzielt, durch Sébastien Haller (50.), und weil Dortmund gleichzeitig in Mönchengladbach führte, hätte ein weiteres Gegentor gereicht, und Meister wäre nicht Bayern, Meister wäre dann Dortmund. Es war jedoch nur ein kurzer Schockmoment.

Drei Minuten schoss Müller aus der Distanz, Trapp parierte, dann schob Alaba den Ball schon ins Tor. Weitere fünf Minuten später traf Sanches zum 3:1, das Spiel war entschieden, und dadurch die Meisterschaft. Es war Zeit für Ribéry und Robben.

29 Minuten lang war nun alles egal, all die Mühen, all die Tiefs, all die Diskussionen, die unnötigen und die nötigen, 29 Minuten feierte der FC Bayern einfach nur den Titel und diese zwei großen Spieler. Es war eine gelungene Feier. Eine, die angemessen kitschig verlief. Das vorletzte Tor dieser Saison erzielte in der 74. Minute Franck Ribéry. Das letzte Tor dieser Saison erzielte vier Minuten später Arjen Robben.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

FC Bayern in der Einzelkritik
:Robben bierduscht Kovac

Süle nimmt einen Schluck in der Größe eines Niklas Süle, Robben und Ribéry schießen sich den Abschied perfekt: Der FC Bayern ist Meister - hier die Feierkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: