FC Bayern: Franck Ribéry:Monsieur will eine Hauptrolle

In der Vorrunde fiel kaum auf, dass Franck Ribéry beim FC Bayern spielte. Nun will der Franzose seinen wahren Wert zeigen - und spricht wie selbstverständlich von einem großen Ziel.

Andreas Burkert, Doha

Wie meinungsfest der Mensch Louis van Gaal ist, ist auch während des Münchner Wintercamps in Katar auf das Amüsanteste zu erleben. Für Freitagfrüh etwa hatte der FC Bayern Interessenten aus dem Begleittross zum Vortrag ihres Fußballlehrers in der Aspire-Sportschule von Doha vor arabischen Trainern eingeladen. Doch dem Niederländer behagte die Anwesenheit fachfremder Zuhörer überhaupt nicht: Sie mussten den Saal verlassen.

Wintertrainingslager FC Bayern Muenchen

Es soll seine Rückrunde werden: der Franzose Franck Ribéry.

(Foto: dapd)

Und tags zuvor machten die freundlichen Katarer ein tolles Brimborium anlässlich des Testspiels an diesem Samstag gegen den örtlichen Al-Wakrah Sports Club, bei der Begrüßung lud der Klubchef van Gaal und dessen Team zu einem Festessen für Freitagabend ein. Aber Scheich Nasser Bin Hassan Al-Thani, ein Mitglied der seit 1825 hier herrschenden Königsfamilie und somit jemand, der sich vermutlich van Gaal als Yogacoach leisten könnte, hatte noch nicht ausgesprochen, da schüttelte der Gast den Kopf und beschied, leider nein, das gehe überhaupt nicht, seine Spieler bräuchten Erholung. Der Scheich rang mit mäßigem Erfolg um Fassung.

Wer Franck Ribéry auf sein Verhältnis zum Vorgesetzten van Gaal anspricht, hört ein paar oberflächliche Freundlichkeiten, "besser als früher" komme er mit ihm aus, sagt der Franzose. Wie schön, denn nach Saisonbeginn ("der Kontakt ist nicht positiv") und erneut Ende November ("brauche mehr Spaß und Wertschätzung") hatte er recht drastisch Kritik am Trainer geäußert und damit ein Tabu gebrochen.

Wenn van Gaal beim Training in Doha seinen "Francky" mit kehligem Organ aufmuntert oder antreibt, ahnt man allerdings, dass bei Ribéry die von den übrigen Kollegen durchaus beliebte Ansprache weiterhin nicht als Herzlichkeit ankommt. "Ich glaube", sagt er vorsichtig über van Gaals emotionale Art, "alle kennen diesen Trainer."

Aber die Bayern werden Ribéry inzwischen klargemacht haben, dass er den Erfolg der Gruppe nun nicht abermals gefährden möge mit seinen Zwischentönen. Überhaupt sollte man meinem, der 27-jährige Offensivspieler müsste sich in der Rückrunde doch mal darauf konzentrieren, dem Verein eine adäquate Gegenleistung anzubieten für den im Sommer vorzeitig verlängerten Luxusvertrag mit den Bayern. In der Hinserie war ihm ja mal wieder eine Verletzung in die Quere gekommen, sieben Wochen fehlte er wegen einer Fußblessur.

Schon in der vorigen Erfolgssaison hatte er nur rund die Hälfte der Spiele zur Verfügung gestanden, im Champions-League-Finale fehlte er wegen einer Sperre. Ribéry stand deutlich im Schatten von Arjen Robben, des zweiten Individualisten. Dass ihm trotzdem die Schlagzeilen gehörten, wegen einer delikaten Rotlicht-Affäre in Paris (ein Verfahren dazu ist offenbar noch anhängig) und Rädelsführerschaft bei der peinlichen französischen Revolution im WM-Quartier der Nationalelf, wird ihn nur unwesentlich entschädigt haben.

"Einer der besten der Welt"

Doch jetzt will Ribéry seinen Wert zeigen. Wie sämtliche Bayern spricht er von der Chance, diesmal die Champions League zu gewinnen und selbstredend auch noch die Meisterschaft. Monsieur möchte dabei eine Hauptrolle übernehmen, "ich abbe Vollgas, ich abbe Motivation", französelt er, "und wenn ich fit bin, kann ich machen, was ich will auf dem Platz -, und ich denke, das ist bekannt, was ich leisten kann".

Zudem sei auch Robben nach langer Verletzungspause zurück, "und ich bei 100 Prozent, Arjen bei 100 Prozent, das wird für die anderen Mannschaften schwer". Robben gibt das Kompliment gern zurück. "Franck hat so hart trainiert", findet der Holländer, "wenn er in guter Form ist, ist er einer der Besten der Welt".

Zum Ende der Rückrunde war Ribéry noch nicht so weit, das weiß er selbst. Er schoss zwar einige Tore, aber bei Dribblings und Finten scheiterte er doch häufiger an Gegenspielern, deren Namen er kaum kennen dürfte, aus Pauli oder Stuttgart. Aber sein Bemühen, das er in Doha täglich demonstriert, fällt auf; vor Weihnachten tauchte er im Pokalduell mit dem VfB sogar mal am eigenen Strafraum auf und ergrätschte den Ball.

Die Kollegen registrieren das, obwohl sie wissen, dass sie sich trotz aller Vorzüge der beiden Draufgänger von den Außenpositionen nun wieder umstellen müssen auf deren Laufwege - die Linie entlang oder ins Zentrum. Und die Reduzierung der ersten Elf auf nur einen Stürmer als Abnehmer. "Sie verändern das Spiel in einer gewissen Art", sagt Bastian Schweinsteiger: "Aber Franck und Arjen können eben Eins-gegen-zwei- oder sogar Eins- gegen-drei-Situationen lösen - so viele Spieler, die das können, gibt's nicht in Europa."

Als Kollektiv wollen die Bayern die Vorzüge eines Franck Ribéry nutzen, auch Trainer Louis van Gaal, der den kleinen Mann aus Boulogne-sur-Mer mehr schätzt, als dieser das wohl ahnt. Derzeit zweifelt Ribéry wenigstens nicht daran. "Es gibt über Franck keine Beschwerden, was ich so höre", versichert Schweinsteiger. "Es ist also alles in Ordnung."

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