Hansi Flick:Ein wohlgewählter Monolog

FC Bayern München - Paris Saint-Germain

"Ich spüre, dass meine Mannschaft auch loyal mir gegenüber ist", sagt Flick.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Im Dauerkonflikt mit Sportvorstand Salihamidzic äußert sich Bayern-Trainer Hansi Flick noch einmal wortreich und spricht über Störfeuer, Loyalität, die Qualität des Kaders und warum er sich eine "Teilschuld" gibt.

Von Sebastian Fischer

Hansi Flick konnte am Freitag ein Jubiläum feiern. Zum 70. Mal seit Beginn der Corona-Pandemie, das sagte auf dem Podium neben ihm der Pressesprecher Dieter Nickles, hielt der Trainer des FC Bayern eine Pressekonferenz vor den Bildschirmen anstatt vor leibhaftigen Reportern an der Säbener Straße; diesmal anlässlich des Bundesligaspiels gegen Union Berlin an diesem Samstag. In den 69 Veranstaltungen zuvor war immer mal wieder Überraschendes passiert, einmal hat Flick sogar einen Streit mit dem SPD-Gesundheitspolitiker und Epidemiologen Karl Lauterbach ausgelöst, weil er ihn einen "sogenannten Experten" nannte. Aber seine Worte derart zurechtgelegt wie diesmal hatte er aber wohl noch nie.

Zu Beginn sprach Flick noch über die durchaus komplexe sportliche Situation des deutschen Rekordmeisters nach dem 2:3 gegen Paris Saint-Germain im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals am vergangenen Mittwoch. Ausfälle, am prominentesten jener von Stürmer Robert Lewandowski, prägten schon das erste Aufeinandertreffen, das Rückspiel am kommenden Dienstag werden die Münchner mit einem noch kleineren Kader bestreiten müssen. Verteidiger Niklas Süle fehlt definitiv mit einer Muskelverletzung, der Einsatz von Mittelfeldspieler Leon Goretzka ist fraglich, am Samstag gegen Berlin wird er nicht mitspielen - genau wie sein möglicher Ersatz Marc Roca und der Linksverteidiger Lucas Hernández wegen einer Rippenprellung. Spieler aus der zweiten Mannschaft werden den Kader auffüllen.

Soweit also zu den tagesaktuellen Sport-Themen, die beim FC Bayern in den vergangenen Tagen und Wochen ohnehin von einer Debatte verdrängt werden, für die sich Flick nun einen rund fünfminütigen Monolog überlegt hatte. Der Name "Hasan Salihamidzic" kam darin zwar kein einziges Mal vor, es ging dabei aber trotzdem vorrangig um Flicks Verhältnis zum Sportvorstand - und damit auch um seine eigene Zukunft als Trainer in München. Als er danach gefragt wurde, ob er seinen Vertrag bis 2023 erfülle, sagte Flick: "Nächste Frage." Und so, das sei fortan sein Plan, werde er auf diese und ähnliche Fragen künftig immer antworten.

"Was ansonsten an Störfeuern kommt, das kommt nicht von mir", sagt Flick

Zwei Tage zuvor, nach dem Paris-Spiel, hatte er noch gesagt, dass er manchmal "schauspielern" müsse, denn er wollte nicht seine wahre Meinung offenbaren. Es ging da um die Entscheidung, den Vertrag von Verteidiger Jérôme Boateng im Sommer nicht zu verlängern, was Salihamidzic just vor dem Spiel im TV-Interview verkündet hatte. Es war das gefühlt 17., vielleicht auch schon das 29. Kapitel der Geschichte über Flicks Meinungsverschiedenheiten mit dem Sportvorstand, in der es nicht nur um Kontroversen bezüglich der Kaderplanung geht, sondern auch um Flicks weiterhin sehr gut denkbare Option, nach der Europameisterschaft im Sommer Bundestrainer zu werden - und was Salihamidzic für die Trainerstelle des FC Bayern plant.

Karl-Heinz Rummenigge, der zum Jahresende als Vorstandschef abtritt, ist der einzige Klubverantwortliche, der stets von einer Zukunft Flicks beim FC Bayern spricht. Und es war nun auch Rummenigge, der nach dem Paris-Spiel mahnend über die Zurschaustellung interner Konfliktlinien gesprochen hatte. Der Bild-Zeitung sagte er, dieses Thema müsse nun "ein Ende haben". Der Verein brauche "Ruhe und eine Fokussierung auf das Wesentliche". Und: "Wir müssen alle an einem Strang ziehen, müssen harmonisch, loyal und professionell zusammenarbeiten."

Mit wem Flick an einem Strang zieht, das machte er dann am Freitag deutlich. Er sagte: "Ich bin absolut fokussiert auf meine Mannschaft, ich unterstütze meine Mannschaft, weil ich auch spüre, dass meine Mannschaft auch loyal mir gegenüber ist." Wie es mit dem gemeinsamen Strangziehen mit Salihamidzic aussieht, das musste man dagegen aus diesen Sätzen schlussfolgern: "Ich versuche, das Ganze so zu lösen oder so zusammenzuarbeiten, dass es im Sinne des Vereins ist. Was ansonsten an Störfeuern kommt, das kommt nicht von mir. Und ich werde mich dazu auch in Zukunft nicht mehr äußern", sagte Flick.

Eine "Teilschuld" gibt auch Flick sich an der aktuellen Situation

Allerdings räumte er ein, dass er eine "Teilschuld" trage an früheren Störfeuern. Und auch am Freitag sagte er wieder etwas, das man als Entfachen eines kleinen Störfeuers im Ressort von Salihamidzic interpretieren konnte: "Wir hatten im letzten Jahr eine Mannschaft, die - und das weiß jeder und da wird mir jeder zustimmen - qualitativ besser war als die Mannschaft dieses Jahr." Salihamidzic, so konnte man das deuten, hat ihm vielleicht nicht ganz den Kader zusammengestellt, den Flick sich gerne gewünscht hätte.

Doch auch das aktuelle Münchner Team, versicherte Flick, sei eine "geile Mannschaft". Eine Mannschaft, die es verdient habe, dass man sich in der längst angebrochenen entscheidenden Saisonphase auf den Sport konzentriere. Auf den Halbfinaleinzug in der Champions League etwa, an den er trotz der Hinspiel-Niederlage noch glaubt. Er habe viele Nachrichten von Kollegen bekommen, dass der Münchner Auftritt gegen Paris, an dessen Ende eine Torschussbilanz von 31:6 gestanden hatte, eine "absolute Inspiration" gewesen sei. Von welchen Kollegen diese Nachrichten kamen, das verriet er nicht.

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