BVB und FC Bayern:Dortmund fehlt ein Hansi

Bundesliga - Fortuna Dusseldorf v Bayern Munich

Hat den Bayern wieder das Toreschießen und -verhindern nahegebracht: Interimstrainer Hansi Flick.

(Foto: REUTERS)

Interimstrainer Flick hat als Chef beim FC Bayern eine Statistik mit drei Siegen und 10:0 Toren. So eine Lösung käme auch dem BVB gelegen - aber es ist kompliziert.

Kommentar von Philipp Selldorf

Niko Kovac sei "viel zu häufig zu Unrecht kritisiert" worden, hat Friedhelm Funkel am Tag vor dem Spiel gegen Bayern München gesagt, und wer würde es wagen wollen, dem Stammesältesten unter den Bundesliga-Trainern zu widersprechen? Das darf man ruhig so stehen lassen: Niko Kovac ist immer wieder Unrecht geschehen, als er noch Trainer des FC Bayern war.

Allerdings steckt in dieser Schutzerklärung auch etwas Tückisches, eine versteckte Botschaft im doppelten Boden: Es war nicht alles schlecht mit Niko Kovac - aber eben auch längst nicht alles gut. Und wenn man Funkels Satz durchdenkt, bedeutet er nicht, dass der vor drei Wochen beurlaubte Kollege nicht auch zu Recht kritisiert worden wäre.

Am Samstag hat Kovac´ Nachfolger Hansi Flick dort aufgehört, wo er nach der Übernahme angefangen hatte: Mit einem überlegen eingespielten zu-Null-Sieg, der so ausgesehen hat wie so viele Alltagserfolge der Münchner in der Bundesliga. Selbstverständlich und unvermeidlich. Auffallend war allerdings, dass führende Bayern-Spieler großen Wert darauflegten, diesen vermeintlich gewöhnlichen Erfolg auf den jüngst vollzogenen Strategiewechsel zurückzuführen. Man verteidige jetzt mit mehr Risiko, aber auch mit mehr Nähe zum Angriff, "das kommt uns zugute", ließ unter anderem der Nationaltorwart Manuel Neuer wissen. Niemand erwähnte den Namen Kovac oder monierte dessen Rezepte, aber jeder sagte, dass man nun anders Fußball spiele. Besser nämlich. Den Rest erklärt Hansi Flicks persönliche Cheftrainer-Statistik: Drei Siege, 10:0 Tore.

Es ist nicht erwiesen, dass diese drei Siege nicht auch zustande gekommen wären, wenn man unter Ausschalten größter Bedenken an Niko Kovac festgehalten hätte. Doch auf dieses Experiment wollten sich weder die Bayern-Spieler noch die Klub-Führung mehr einlassen. Der Trend - so oberflächlich er sein mag nach lediglich drei Spielen - gibt ihnen Recht.

Möglicherweise wird dies nicht nur an der Säbener Straße so gesehen, sondern auch in der fünften Etage des Hauses am Rheinlanddamm 205-207 in Dortmund. Dort ringt man ja ebenfalls seit einiger Zeit mit der Frage, wie lange man noch am amtierenden Trainer festhalten sollte, wobei nach dem 3:3 gegen den SC Paderborn die Tendenz zum Loslassen geht, obwohl Favre mindestens im kommenden Champions-League-Spiel beim FC Barcelona auf der Bank sitzen wird. Einen Mann mit Stellvertreterqualitäten wie Hansi Flick bewahren die Borussen allerdings nicht vorsorglich in ihrer Kabine auf, sie müssten schon wissen, wem sie ihre Mannschaft anvertrauen möchten, bevor sie Favre von seiner Aufgabe befreien. Dass die lückenhaft komponierte Borussen-Mannschaft unter einem Halsüberkopf engagierten Ersatztrainer in drei Spielen dreimal gewinnt und zehn Tore schießt - das kommt einem zurzeit nicht glaubhaft vor. Aber das befreit die bedauernswerten Ober-Borussen nicht von der Pflicht, eine Lösung zu finden.

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