FC Bayern:FC Bayern und Sammer trennen sich

Sammer und FC Bayern gehen getrennte Wege

Matthias Sammer und der FC Bayern trennen sich nach vier Jahren.

(Foto: Peter Steffen/dpa)

Das bestätigt der Verein offiziell. Ob der Abschied etwas mit seiner Gesundheit zu tun hat, ist unklar. Kaderplaner Reschke soll eine wichtigere Rolle bekommen - und wohl auch Uli Hoeneß.

Von Christof Kneer

Ob Carlo Ancelotti zur Begrüßung auch "Grüß Gott" sagen wird wie einst Pep Guardiola, ist noch nicht bekannt, aber eines hat sich bereits herumgesprochen: Ancelotti wird seine erste Pressekonferenz nicht auf Deutsch bestreiten. Er wird sich bei seiner offiziellen Vorstellung an diesem Montag um 11 Uhr von einem Simultan-Dolmetscher übersetzen lassen.

In München wird es ab sofort neue Sätze zu hören geben, keiner wird mehr "sehr, sehr" oder "besondere, besondere" sagen, alle sind gespannt auf den neuen Ton und den neuen Stil, der mit Ancelotti beim FC Bayern einkehren wird. Der prominenteste Verein der Bundesliga hat sich natürlich nicht zufällig den ersten Tag nach Beendigung der EM ausgesucht, um wieder auf sich aufmerksam zu machen. Das ist der FC Bayern sich und seinem Selbstverständnis schon schuldig: Dass die Schlagzeilen am Montag und Dienstag nicht nur dem neuen Europameister gehören, sondern schon auch dem guten, alten FC Bayern.

Dabei wird der gute, alte FC Bayern in nächster Zeit auch ein bisschen wie ein neuer FC Bayern aussehen; und das nicht nur wegen Ancelotti und seines neuen Trainerstabes, dem auch der englischen Assistenzcoach Paul Clement angehört. Auch auf der Organisationsebene haben die Münchner einige Personalien neu geordnet: Nach dem am Donnerstag verkündeten Abschied des langjährigen Mediendirektors Markus Hörwick steht nun auch der Abschied von Sportvorstand Matthias Sammer an. Schon bei der EM waren im DFB-Teamquartier in Évian immer wieder Gerüchte über eine mögliche Trennung aufgetaucht, am frühen Sonntagabend wurde die Personalie vom FC Bayern offiziell bestätigt. Sammers ursprünglich bis 2018 laufender Vertrag wird aufgelöst.

"Auf eigenen Wunsch" nehme Sammer Abschied, verkündete Klubchef Karl-Heinz Rummenigge in einer offiziellen Stellungnahme. Sammer war Ende April an einer Durchblutungsstörung im Gehirn erkrankt; ob die Trennung in direktem oder nur indirektem Zusammenhang mit Sammers Gesundheit steht, darüber gehen die Meinungen im Umfeld des Klubs auseinander. Ihm gehe es "sehr gut", ließ Sammer über den Klub jedenfalls mitteilen, "meine Gesundheit ist wiederhergestellt. Die umfangreichen medizinischen Untersuchungen haben dies zu 100 Prozent bestätigt".

Allerdings habe er während seiner Erkrankung Zeit gehabt, über vieles nachzudenken, erklärte Sammer und schilderte das Ergebnis des Denkprozesses so: "Sportvorstand beim FC Bayern zu sein, bedeutet: sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag mit aller Energie dem Klub, der Mannschaft und auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stehen." Diesen Aufgaben wolle er "im Moment nicht nachkommen".

Sammer setze nun "andere Prioritäten", ergänzte Rummenigge, "und dazu passt eine Tätigkeit beim FC Bayern nicht mehr". Dafür habe der Klub Verständnis. Sammers Position solle vorerst unbesetzt bleiben, über eine mögliche Wiederbesetzung könne "mit der dafür nötigen Ruhe entschieden werden", so Rummenigge.

Man darf davon ausgehen, dass sich der FC Bayern in der sportlichen Führung weiterhin prominent aufgestellt fühlt. Neben Rummenigge ist dem Kaderplaner Michael Reschke zuletzt eine immer wichtigere Rolle zugefallen, auch mit der Rückkehr von Uli Hoeneß wird im Klub allgemein gerechnet. Was das Timing der aktuellen Personalien anbelangt, haben die aktuellen Verantwortlichen ihre Handlungsfähigkeit jedenfalls unter Beweis gestellt. Die Personalien wurden listig in die schöne, neue Medienwelt platziert: Während die Trennung vom altgedienten Hörwick vom Halbfinal-Spiel der deutsche Nationalelf überlagert wurde, sickerte die Sammer-Personalie am Finalnachmittag durch - und die damit verbundenen Spekulationen werden von der Vorstellung des neuen Trainers an diesem Montag gleich mal schön überstrahlt.

Nun wird also noch die offizielle Wortmeldung von Uli Hoeneß erwartet, der ehemalige Präsident will sich demnächst erklären. Die angeschlossen Fußball-Mannschaft wird mit ähnlich wuchtigen Bekanntmachungen demnächst wohl kaum aufwarten können: Auch nach der offiziellen Diagnose von Jérôme Boatengs EM-Verletzung (Muskelbündelriss im Oberschenkel) ist mit weiteren Neuverpflichtungen einstweilen nicht mehr zu rechnen. Allenfalls ein paar Abschiede dürfte es noch zu verkünden geben: Neben Pierre-Emile Hojbjerg (vermutlich FC Southampton) wird wohl auch Medhi Benatia den Klub noch verlassen, und womöglich geht auch noch Mario Götze - jener Spieler, der einst auf Matthias Sammers Betreiben nach München kam.

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