Süddeutsche Zeitung

FC Bayern: Fans kontra Uefa:Im Geiste Monty Pythons

"Romani ite domum": Die Bayern-Fans hatten für das Spiel gegen den AS Rom eine Choreographie geplant. Doch die Uefa verbot sie - wegen "sicherheitsgefährdenden" Inhalts.

Markus Schäflein

Es war einmal ein gewisser Brian, ein naiver Typ, der das Pech hatte, zur gleichen Zeit wie Jesus geboren worden zu sein und durch Missverständnisse unfreiwillig als Messias verehrt zu werden. So erzählt es jedenfalls der Film "Das Leben des Brian" der britischen Komikertruppe Monty Python aus dem Jahr 1979. In einer Szene malt der Titelheld die Parole "Römer, geht nach Hause!" zunächst grammatikalisch falsch ("Romanes eunt domus") an eine Mauer in Jerusalem und wird dabei von einem römischen Soldaten entdeckt.

Zur Strafe - und zur Verbesserung seiner Lateinkenntnisse - muss er die grammatikalisch richtige Botschaft ("Romani ite domum") an viele Wände der Stadt schreiben. Die Fans des FC Bayern München erinnerten sich anlässlich des Champions-League-Heimspiels gegen den AS Rom an diese Szene und pinselten eine Choreografie. Mehrere hundert Arbeitsstunden und Material für über 1000 Euro steckten sie in ihre lustig gemeinte Aktion - zu sehen gab es den Schriftzug "Romani ite domum" am Mittwochabend aber nicht. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) untersagte die Aktion - unter Androhung einer Geldstrafe für den FCB und gar eines Punktabzugs.

Die Uefa hat das Hausrecht

Derartige Choreografien müssen nämlich zunächst bei den Fanbetreuern des Vereins, Raimond Aumann und Andreas Brück, angemeldet und dann der Uefa vorgelegt werden. Bei Champions-League-Spielen tritt nicht der Verein als Veranstalter auf, sondern die Uefa, die damit auch über das Hausrecht verfügt. Dass es bei der Genehmigung Probleme geben könnte, hatten die im Fanklub-Dachverband "Club Nr. 12" organisierten Münchner Anhänger allerdings nicht erwartet.

Der Satz hat auch historisch keinerlei Bewandtnis - höchstens filmgeschichtlich. "Als Begründung hat die Uefa angegeben, der Inhalt der Aktion sei beleidigend gegenüber dem Gastverein und seinen Anhängern", sagt Stefan Viehauser vom Club Nr. 12. "Dabei ist es Teil der Fankultur, dass sich Anhänger zweier Fußballvereine verbal und auch mit optischen Aktionen auf den Arm nehmen. Dies stellt genauso wenig einen Verstoß gegen das Fair Play dar, wie ein Trainer, der seine Mannschaft auffordert, den Gegner ohne Punkte nach Hause zu schicken."

Die Uefa teilte der SZ zu den Gründen des Verbots am Mittwoch schriftlich mit: "Das Hauptanliegen der Uefa ist die Sicherheit der Spieler, Offiziellen und Fans. Alles, das als Angriff auf eine ethnische Gruppe oder eine Fangruppierung ausgelegt werden könnte und daher sicherheitsgefährdend ist, wird genauestens geprüft. Der Satz ,Römer, geht nach Hause' wurde als provokativ eingestuft."

Die Münchner Anhänger sind nun, einmal mehr, verärgert über den europäischen Verband. Das kurzfristig verhängte Verbot zeuge von "Respektlosigkeit der Uefa gegenüber den Fans, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit immer wieder ihren Teil dazu beitragen, aus einem einfachen Fußballspiel ein Spektakel im positiven Sinne zu machen", schreibt der Club Nr. 12 in einer Mitteilung. Die Fans planten ein neues Spruchband ("die heutige Choreographie wurde von der Uefa verboten"). "Das hat uns der FC Bayern aber ausgeredet", sagt Viehauser, "wir wollen ja dem Verein nicht schaden".

Die Uefa, da sind sich Viehauser und die anderen Bayern-Fans einig, schieße bei ihrem "sicher ehrenhaften Einsatz für mehr Fair Play auf den Rängen weit über das Ziel hinaus". Viehauser kann da eine weitere kuriose Geschichte erzählen, sie ereignete sich beim Champions-League-Finale in Madrid im Mai. Dem Dachauer FC-Bayern-Fanklub "Dachau City" sei es dort untersagt worden, seine Fahne aufzuhängen. Die Aufschrift "Dachau" sei untragbar, habe die Uefa argumentiert, weil sie an das Konzentrationslager erinnere. Die Witzemacher von Monty Python, spezialisiert auf ganz schwarzen Humor, fänden es bestimmt zum Brüllen.

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SZ vom 16.09.2010/dabi
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