FC Bayern: Fans in Basel:Erst angegriffen, dann eingesperrt

Nach einem Scharmützel mit Schweizer Hooligans nimmt die Polizei in Basel 59 Bayern-Fans in Gewahrsam - Beobachter fürchten Krawalle beim Rückspiel.

Thomas Hummel und Susi Wimmer

Die Polizei in Basel hat am Dienstag vor dem Champions-League-Spiel 59 Fans des FC Bayern nach einer Auseinandersetzung mit rivalisierenden Schweizern festgenommen und erst nach Spielende entlassen. Da die Fans, die hauptsächlich aus München und dem Großraum angereist waren, von etwa 15 Basler Hooligans angegriffen worden waren, und sich entsprechend zur Wehr gesetzt hatten, ist die Empörung in den Reihen der Bayern-Fans groß. Das Rückspiel in München dürfte jedenfalls für Zündstoff in der Szene sorgen.

Fans FC Bayern

Rauchbomben während des Spiels, Randale davor: Die Polizei in Basel war am Dienstag gut beschäftigt.

(Foto: imago sportfotodienst)

Was die Münchner Beteiligten von den Geschehnissen auf dem Basler Barfüsser Platz erzählen, erinnert an Filme über rivalisierende New Yorker Gangs in den Sechziger Jahren. 50 bis 60 Fans des FC Bayern standen in ihren rot-weißen Gewändern und Schals herum, manche saßen auf Steinstufen, sie stimmten sich ein auf das Spiel. Gegen 16 Uhr liefen plötzlich 15 Männer in dunklen Klamotten aus den umliegenden Gassen heran, um den Gästen ein paar Fausthiebe zu verpassen. Es gab blaue Flecken, ein Zahn fiel auf den Boden, doch die Münchner wehrten sich und schlugen die Angreifer in die Flucht. Diesen Tathergang bestätigt auch die Polizei in Basel. "Es war natürlich jede Menge Alkohol im Spiel", sagte Polizeisprecher Klaus Mannhart.

Ein paar Zivilpolizisten griffen mit Schlagstöcken ein, setzten aber nicht den flüchtenden Einheimischen nach, sondern holten uniformierte Verstärkung. "Die Bayern-Fans hatten kein Unrechtsbewusstsein, deshalb blieben sie stehen", erzählt Günter Krause, Leiter des Fanprojekts München, der mit in Basel war. Die Polizei aber erkannte sehr wohl ein Unrecht, kesselte die Fans ein und führte sie einzeln ab.

Erst nach dem Spiel, das die Bayern 2:1 gewannen, durften die 59 Anhänger die Polizeiwache wieder verlassen und wurden bis zur Grenze begleitet. Einige müssen nach Schweizer Recht mit Anzeigen wegen "Raufhandel und Landfriedensbruch" rechnen. Mittlerweile, so sagt der Basler Polizeisprecher, habe man aufgrund von Videos, die bei dem Einsatz gedreht wurden, auch Gewalttäter aus den Reihen der Basler identifizieren können. Auch sie werden angezeigt.

Etwa eine Stunde später griff die Basler Polizei ein weiteres Mal ein und hinderte 36 Bayern-Fans am Betreten der Innenstadt. "Das waren Leute, die der Polizei bekannt sind und die einen gewissen Ruf haben", sagt Krause. Weil diese Leute stark alkoholisiert waren und sich nicht fügen wollten, kamen auch sie vorübergehend in Gewahrsam, durften aber rechtzeitig zu Spielbeginn ins Stadion.

Das angespannte Verhältnis zwischen Teilen der Fanszene und der Polizei dürfte der Vorfall am Barfüsser Platz nicht verbessern. Während die Polizei die Zunahme an Gewaltbereitschaft unter den Anhängern beklagt, fühlen sich die Fans unfair behandelt. Dass nun von Schweizer Hooligans angegriffene Münchner den Abend auf der Wache verbrachten, schürt die Vorbehalte.

Heikel wird es aus Münchner Sicht dann, wenn sich bewahrheitet, was unter Bayern-Anhängern zirkuliert: Dass die betroffene Gruppe dem Fanklub Schickeria zuzurechnen war. Die Schickeria gilt als teilweise gewaltbereite Ultra-Gruppe. Sie könnte eine Revanche für das Rückspiel in der Arena am 8. Dezember planen. Krause rechnet damit, dass die Basler "in großer Zahl anreisen werden". Und weil die Schweizer Fanszene ein großes Hooligan-Problem hat, sagt ein Münchner Fanklub-Vorsitzender: "Ich bin mir sicher, dass die Polizei einiges zu tun bekommt."

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